Hochgefickt
sehr gut. ›Ich steh wieder auf‹, des setz’mer an das Ende vom ersten Teil, da simmer in der G’schicht ja zeitlich grad im Nachkriegsdeutschland, da passt so a Phönix-aus-der-Asche-Liedl doch perfekt. ›Ich steh wieder auf‹, hehehe, besser kann mer aaßerdem doch aan Sendetermin am Ostersamstag musikalisch gar net untermalen, hehehe, hastmi …?!«
Wir waren mit dem offiziellen geschäftlichen Teil bereits durch, und so lauerte ich beim Dessert wie ein Habicht darauf, den richtigen Moment zu erwischen, um das Gespräch nun auf den inoffiziellen geschäftlichen Teil zu lenken. Sprich: auf mindestens einen der drei Briefumschläge in meiner Handtasche.
In diesen Umschlägen befanden sich nämlich wiederum jeweils zwischen vier und acht der bösen Fotos, die Jens und ich mithilfe des Rohypnols arrangiert hatten und die nun darauf warteten, verschenkt zu werden. Genau: verschenkt zu werden – alles andere wäre selbst mir nämlich zu kriminell gewesen, und mit Erpressung hätte ich mich sogar strafbar gemacht. Außerdem sollte man nicht unterschätzen, dass Dankbarkeit mittel- oder langfristig meistens eine viel ergiebigere Quelle ist als Angst. Der Pastor unseres Dorfes hatte sich schließlich auch sehr geärgert, dass – obwohl er der Alten doch sogar immerhin mit Fegefeuer oder Schlimmerem gedroht hatte, um das Haus für die Kirche einzuheimsen – meine Mutter das Stahlke-Häuschen einfach so erbte.
Marketing-Mike palaverte gerade herum, was Golf doch für ein toller Sport sei, und gab mit einem Hole-in-one an, das ihm Supertypen bereits zweimal gelungen sei.
»Was genau ist ein Hole-in-one?«, fragte ich nach.
»Naja, halt ein direkter Treffer vom Abschlag aus.«
»Den Ball mit nur einem Schlag ins Loch zu kriegen«, beantworteten Tom Kosly und Marketing-Mike meine Frage gleichzeitig, und damit hatte ich endlich meinen Einstieg. Zwar keinen sonderlich dezenten, aber das war mir mittlerweile auch egal.
»Ah, verstehe«, lachte ich, »das Ein-Schuss-ein-Treffer-Prinzip.« Dann strich ich mir demonstrativ über den Bauch und fügte hinzu: »Genau wie bei mir. Nur halt, dass ich noch nicht genau sagen kann, wer mit dem einen Schuss, den er hatte, wirklich getroffen hat von euch dreien .«
Entsetzen in den Gesichtern am Tisch, anscheinend entsprach mein Verhalten nicht dem erhofften Understatement und hebelte direkt am schlechten Gewissen an. »Ja, jetzt guckt nicht so! Jetzt, wo Ralf raus ist, kommt ja nur noch ihr drei in Frage, sonst war Ende September nix.« Damit schob ich mir mein letztes Stück Zitronentarte in den Mund und genoss das sich mir bietende Panorama, wie sie erstaunt im Kreis aufeinander zeigten, verwundert, dass der jeweils andere bei mir offensichtlich auch zum Zug gekommen war. Am entspanntesten, fast schon amüsiertesten, blieb dabei der Sender-Sultan, wenige Momente später wusste ich auch, warum.
»Na, i kanns net sein«, verschränkte er mit süffisanter Selbstgefälligkeit die Arme im Nacken. »I bin scho seit acht Joahr sterilisiert, mei Ex-Frau hat mi so ausgenomm’n mit die vier Blagen, des hat mir g’langt.«
Ich unterdrückte den Impuls, laut zu fluchen, und beschloss, einfach weiterzumachen – vielleicht würde es ja trotzdem irgendwie alles hinhauen. Marketing-Mike hatte nämlich plötzlich rote Flecken im Gesicht, und Tom war weiß wie Schnee.
»Jetzt beruhigt euch mal alle und lasst uns wie Erwachsene mit der Situation umgehen, ja? Damit jetzt hier keiner von euch einen Infarkt kriegt: Ich will weder einen von euch heiraten, noch hab ich Interesse, den Vater meiner Kinder öffentlich zu machen. Das sollte euch doch schon aufgefallen sein: Ich habe bisher jede Affäre geleugnet, schon bevor ich die Schwangerschaft bemerkt hab, und danach genauso. Und warum habe ich das wohl getan? Weil ich fair bin!!« Ich nahm einen Schluck Kaffee und redete dann weiter, wobei ich einen nach dem anderen nachdrücklich anblickte.
»Ich war ja selbst überrascht, dass ich schwanger bin. Abgesehen davon glaube ich, dass keiner von euch dreien, egal ob werdender Vater oder nicht, weiterhin diese Art von Publicity gebrauchen kann, richtig? Du willst bald heiraten, du willst keine teure Scheidung, und du willst demnächst seriöser Politiker werden – da kommt eine Vaterschaftsdiskussion doch für jeden von euch echt ungelegen, nicht wahr, da will ich euch doch nicht reinreiten?! Ich meine, du hast für deine Reputation immerhin sogar ’ne eigene Gegendarstellung
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