Hochgefickt
erzählt von der Gesprächstherapie, die ihr als Band macht, und baut aus den Problemen zwischen dir und Sebi so ein Jagger-Richards-Ding.«
Seine Augen blitzten bei dieser Aussicht, und in dem Moment wusste ich, dass ich ihn im Sack hatte. Allerdings war er nicht doof, und weil er meine Ambitionen, in die Öffentlichkeit zu kommen, hautnah mitbekommen hatte, hakte er nach.
»Und was machst du?«
»Ich werde dir moralisch recht geben, mich von Sebi trennen, und dann guck ich mal, was noch so werden kann aus der blonden Yoko Ono …!«
»Bad press is good press?«
»Vielleicht … ich lass mich mal überraschen.«
»Ich muss was essen. Auch Hunger?«, sagte er und ging zum Telefon. Ich nickte, er bestellte zwei Burger, und bis zum Eintreffen des Zimmerservices lästerten wir über Sebi, was nicht nur sehr amüsant war, sondern uns beiden anscheinend wirklich gut tat. Nach den Burgern saßen wir satt, kiffend und gut gelaunt auf der Couch, als ich lautes Rufen und Gepolter vom Hotelflur vernahm. Anscheinend hämmerte Sebi gegen seine Zimmertür.
»Zeit für meinen Aufbruch«, sagte ich und gab Finn unvermittelt einen Kuss auf den Mund. »Toi toi toi, und nicht vergessen: Immer schön über die blonde Yoko Ono schimpfen!«, fügte ich grinsend hinzu, erhob mich vom Sofa, ließ ihn verdattert sitzen, nahm meine Jacke und meine Tasche und ging zur Zimmertür. Einmal tief durchgeatmet, dann öffnete ich die Tür und rief in den Gang: »Suchst du mich?« Sebi stand schräg gegenüber vor seiner Zimmertür und drehte sich um. Er hatte ein amtliches Veilchen und eine leichte Schwellung der Gesichtshälfte.
»Wo kommst du denn her?«, fragte er. Finns Schlag hatte ihm wohl auch ein paar Hirnzellen an der Augen-an-Hirn-Funkzentrale zerdeppert. Schließlich stand die Tür hinter mir noch offen, mit dem »Bitte nicht stören!«-Schild an der Klinke, und Finn war vom Gang aus sogar noch auf dem Sofa zu sehen. Aber man hilft ja, wo man kann, also half ich seiner Auffassungsgabe nach: »Ich hab mit Finn geredet.«
»Was soll das denn jetzt? Bist du total irre geworden?«, regte er sich auf. »Ich bestimme, mit wem du redest!«
»Du hast ja nicht mehr alle Latten am Zaun!«, polterte ich ehrlich erbost zurück. »Bestimmen, was ich tue, ich glaube, es hakt! Für wen hältst du dich? Du bist ein so unglaubliches Arschloch geworden – weißt du was, Finn ist mittlerweile im Vergleich zu dir richtig nett!«
Seinem »lieben blonden Püppchen« (das war wirklich sein Kosename für mich!) hatte er seinem Gesichtsausdruck nach einen solchen Ausbruch nicht zugetraut, und weil er zu fassungslos über meine Widerworte war, um gegenzuhalten, machte ich einfach weiter.
»Und ein Vollidiot bist du auch, du kannst den Frontmann eures Goldeselgespanns doch nicht in der Öffentlichkeit dermaßen demontieren! Und hast du miese Type dir mal Gedanken gemacht, wie unfair und gemein das gegenüber seinem Kind ist, die Entstehungsgeschichte publik zu machen?! Wenn du noch einen Funken Verstand in deinem Hirn hast, entschuldigst du dich öffentlich bei Finn und versuchst zu retten, was zu retten ist! Kannst ja sagen, du warst neben der Spur, weil deine Freundin heute mit dir Schluss gemacht hat!«
»Hä? Wie? Schluss gemacht?«
Ich griff in meine Jackentasche und hielt ihm seinen Zimmerschlüssel entgegen.
»Das war’s mit uns, Sebi. Aus, Schluss, Feierabend.«
»Du hast was mit Finn!«, kreischte er hysterisch.
»Mach dich nicht lächerlich«, sagte ich, ließ ihn stehen, drehte mich um und ging zum Aufzug.
»Sie ist weg! Und du bist wieder allein, wie fein!«, hörte ich Finn noch lauthals und amüsiert jubilieren. Sebi stürmte mit einem Wutschrei in Finns Zimmer, dann war aber auch schon mein Aufzug da und entzog mich den weiteren Ereignissen.
In der Hotellobby beschloss ich, noch kurz in die Bar zu gehen. Vielleicht waren mittlerweile ein paar Journalisten angekommen, denen ich die Neuigkeiten brühwarm erzählen könnte. Die Bar ist immer ein vielversprechender Ort, wenn man Mitarbeitern der schreibenden Zunft begegnen möchte, und schon als ich eintrat, kam tatsächlich jemand mit gezücktem Block auf mich zu. Das lief ja wie am Schnürchen.
»Hi, ich bin David, wir haben eben telefoniert! Schön, dass du für das Interview hergekommen bist. Ich hätte das ja auch gern in eurem Zimmer gemacht, aber Sebi meinte, ich solle hier warten, er käme gleich mit dir hierhin zurück. Fangen wir doch einfach schon mal an, was? Was sagst
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