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Hochgefickt

Titel: Hochgefickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Bergdoll
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du als Sebis Freundin denn zu seinen Anschuldigungen? Ist das alles wahr?«
    »Wahr ist, dass man so was nicht macht, das war ein wirklich sehr übler Affront von Sebi. Ich finde, persönliche Konflikte muss man auch mal außen vor lassen und mehr Rücksicht auf Unbeteiligte wie Finns Frau und sein Kind nehmen – das tut mir so leid für Finn! Selbst wenn das alles wahr wäre: Es hätte niemals rauskommen dürfen! Ich kann sehr gut verstehen, dass ein Mann, der gerade versucht, sein Leben wieder ins Lot zu bringen, mit Wut auf so einen Schlag weit unter die Gürtellinie reagiert.« Er notierte sich eifrig meine Aussagen.
    »Dass Finn deinem Freund ein Veilchen verpasst hat, findest du also in Ordnung?«, fragte er nach.
    »Absolut. Außerdem möchte ich noch anmerken, dass ich nicht mehr mit Sebi zusammen bin. Ich habe mich heute von ihm getrennt, die blonde Yoko Ono ist raus«, stellte ich meine Position klar. Er machte große Augen.
    »Warum?«
    »Weil ich keine Lust habe, die Freundin eines schamlosen Arschlochs zu sein, ganz einfach.«
    »Und was machst du jetzt stattdessen?«
    »Ich widme mich meinem Studium und schau einfach mal, was mir die Zukunft so bringt.«
    »Hast du schon Angebote aus dem Showgeschäft?«, wollte er wissen.
    »Nein«, sagte ich und nutzte die Chance, »Aber falls mir jemand einen Job anbieten möchte, kann er das natürlich gerne tun. Ich geb dir meine Telefonnummer, und dann kannst du die ja weitergeben, wenn sich jemand beruflich für mich interessiert. Und wenn sich daraus irgendetwas ergeben sollte, kriegst du die exklusive Berichterstattung – guter Deal?«
    Er grinste nickend und notierte sich meine Telefonnummer.
    »Was machst du denn übernächstes Wochenende?«, fragte er. »Da ist nämlich in Berlin die große Weihnachtsfeier unseres Verlags, eine Riesensause mit allen, die Rang und Namen haben.«
    »Schickst du mir eine schriftliche Einladung zu?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf, griff in seine Tasche und gab mir einen Umschlag.
    »Ich gebe dir deine Karte direkt, dann haben wir das hinter uns.«
    »Ehrenkarte Lina Legrand« stand auf dem Kuvert, was mich mehr als irritierte; das merkte er und klärte mich auf.
    »Nach dem Eklat in der Sendung hat der Chef gesagt, die blonde Yoko Ono soll auch persönlich eingeladen werden, weil das für uns spannend werden könnte. Und unter den neuen Umständen als Ex-Freundin ja bestimmt erst recht … also, kommst du?«
    »Auf jeden Fall!«, sagte ich zu.
    Der Barkeeper nahm das läutende Telefon ab und rief dann: »Ist ein David Cramer hier?«
    David entschuldigte sich kurz, gab sich dem Barmann zu erkennen und nahm das Telefon entgegen. Nach relativ kurzer Zeit sagte er: »O.K.!«, und legte auf.
    »Ich muss jetzt doch hoch ins Zimmer, Sebi will mir sofort etwas mitteilen«, verabschiedete er sich.
    »Wir sehen uns beim Weihnachtsfest!«, sagte ich gut gelaunt. War doch hervorragend gelaufen mit dem Sich-überraschen-Lassen, und ich beschloss, diese Taktik weiter zu verfolgen.

5
Die erste Schlagzeile
    (November 1993)

    Am folgenden Tag ging es auch direkt munter weiter mit Überraschungen, diese waren allerdings nicht mehr ganz so hervorragend. » Psychisch : Trennung?«, schrien mir die Großbuchstaben an den Zeitungskästen entgegen, garniert mit einem Bild von Sebi und seinem Veilchen, sowie einem Bild von Finn mit gebrochener Nase. Schien ja noch richtig rundgegangen zu sein, als ich mich am frühen Abend in den Aufzug verzogen hatte. Als ich am Büdchen meines Vertrauens alle verfügbaren Gazetten erworben hatte, zog ich mich zur Lektüre in mein Apartment zurück. Das war eine sehr gute Entscheidung, denn meine Reaktion auf die Berichterstattung war geprägt von lauten Flüchen und Verwünschungen. In der Bild beispielsweise war die Überschrift des ganzseitigen Artikels auf Seite 4 »ZOFF UM LUDER-LINA«, die Bildunterschrift meines Fotos lautete: »Hat Lina L. die Band kaputt gemacht?« Das allein wäre ja noch wegzustecken gewesen – wenigstens sah ich auf dem Bild ganz gut aus, und auf mich schimpfen zu lassen, war ja auch der ursprüngliche Plan gewesen. Aber doch nicht so! Nicht nur, dass ich die Hexe war, die die Band zerstört hatte – was ich da sonst noch im Text las, machte mich wirklich fassungslos. Nicht nur, dass Sebi behauptete, er habe unsere Beziehung beendet. Richtig übel war, was als Grund für diese Trennung präsentiert wurde:
    »… angesprochen auf den Vorwurf ihres Ex-Freundes, sie habe ein

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