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Hochgefickt

Titel: Hochgefickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Bergdoll
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Live-Show von Tom Kosly zu Gast waren, schob ich beispielsweise einen furchtbaren Migräneanfall vor. Ich hätte während der Sendung eh nur im Publikum sitzen dürfen, und da ich mit dem neuen Showstar ohnehin eine Wette laufen hatte, beschloss ich, meine Zeit nicht zu verplempern und mir den Auftritt vom Sofa meiner Studentenbude aus anzugucken.
    Nachdem das neueste Video der Band präsentiert worden war (in dem ich ärgerlicherweise nicht vorkam), begann der Talk-Teil, und weil Tom Kosly dabei war, den flapsigen, unverschämten Umgang mit Wahrheiten zum Markenzeichen seiner Gesprächsführung zu machen, legte er sich auch bei den Jungs mächtig ins Zeug. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass er in der Sendung gezielt auf seinen Wettsieg hinarbeiten wollte – er goss genießerisch Öl ins Feuer.
    »Finn, sag mal, geht einem das als Frontmann nicht tierisch auf den Sack, wenn ausgerechnet der Trommler auf einmal so nach vorn drängt?«
    Finn war zwar eine Diva, aber auch professionell genug, sich nicht so leicht provozieren zu lassen, und seit er seinen Kokskonsum reduziert hatte, weil es ihm auf die Stimme schlug, hatte er seine cholerische Grundtendenz ohnehin besser im Griff. Also gab er sich lässig.
    »Nö, wieso? Sebi ist ein Supertrommler und ein toller Songwriter, wir sind ein gutes Team, da gibt es keinen Neid.«
    »Aber euer Team ist ja größer geworden. Sebi-Superstar hat ja nicht nur einen Hit geschrieben, sondern auch noch Ben Herdheld die scharfe Freundin ausgespannt – bringt das nicht ’ne Menge Unruhe in die Band, wenn plötzlich so ’ne blonde Yoko Ono mit an Bord ist?«
    Ich verschluckte mich an meinen Erdnussflips, weil ich unwillkürlich über den Vergleich lachen musste. Finn, Clemens und Bernd lachten auch, nur Sebi saß da mit dem Gesichtsausdruck einer Bulldogge und blaffte Tom Kosly an:
    »Frag mal lieber, ob das keine Unruhe bringt, wenn der Sänger andauernd so dicht ist, dass er gar nichts mehr auf die Kette kriegt! Keinen ordentlichen Gesang, kein gutes Songwriting und kein Zögern, wenn ein abgewracktes Groupie sagt: ›Ei, lass neilaufe, isch nemm de Pill!‹ Ohne mich wäre dieser verpeilte Möchtegernkünstler doch schon längst am Arsch, also nerv mich jetzt nicht mit Fragen nach meiner Freundin!«
    Ich konnte es nicht fassen. So eine bandinterne Selbstzerfleischung konnte man doch in der Öffentlichkeit nicht bringen, so blöd konnte man doch gar nicht sein! Sebis verbaler Amoklauf war unnötig und unschön, und in dem Moment war Scham das stärkste Gefühl, das ich für ihn empfand. Finns stärkstes Gefühl war deutlich sichtbare Wut, denn er reagierte mit seiner Faust auf Sebis Bloßstellungen und traf ihn unterhalb des Auges. Und Tom Koslys stärkstes Gefühl, ebenfalls deutlich sichtbar, war ungehemmte Freude, dass er in seiner Livesendung diesen Eklat provoziert hatte.
    Während der Werbepause durchdachte ich mein weiteres Vorgehen. Emotional war die ganze Sache für mich eh durch. Ich war nicht ins Video gekommen, außerdem hatte ich überhaupt keinen Bock mehr auf Sebi – schon in den letzten Wochen kaum mehr, aber nach diesem Ding noch viel weniger. Und weil die Zukunft der Band in diesem Moment ohnehin sehr ungewiss schien, hatte ich auch rational gute Gründe, mir schleunigst einen neuen Plan zu überlegen – denn abgesehen davon, dass ich Karriere machen wollte, hatte ich schließlich auch noch eine Wette zu gewinnen.
    Ich musste diesen Eklat irgendwie nutzen, um mich bei Psychisch auszuklinken, und zwar optimalerweise mit einem großen Knall. Während ich fieberhaft überlegte, wie ich das am besten hinkriegen könnte, klingelte mein Telefon, und die Kassette meines Anrufbeantworters leierte los: »Hallo, ich bin nicht da … aber wenn eine Nachricht hinterlassen wird, rufe ich gerne zurück! – Piiiiiieep …« – »Lina, ich bin’s, geh sofort ran!«, hörte ich Sebi in herrischem Ton, was mich trotzdem nicht dazu veranlasste, seiner Aufforderung Folge zu leisten. »Verdammt noch mal, wo bist du denn?! Finn, dieser blöde Wichser, rammt mir die Faust ins Gesicht, und du bist nicht erreichbar – was soll die Scheiße …?!«
    Ich war versucht, den Hörer abzunehmen und zu sagen: »Ja, denk mal darüber nach, wieso das wohl so ist … da musst du dich nicht wundern!«, verkniff mir das aber und hörte weiter zu.
    »Pass auf, ich lass mir jetzt einen Krankenwagen zum Franziskus-Hospital rufen, und ich will, dass du David Cramer von der Bild

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