Hochgefickt
Paar!«-Interview für die Bunte . Gegen ein gutes Honorar breiteten wir die Geschichte unserer zur Liebe gewordenen Freundschaft aus: Angeblich hatten wir uns schon als Kinder in den 80ern beim Skilaufen in den Allgäuer Alpen kennengelernt, uns aber leider aus den Augen verloren, bevor das Schicksal uns bei der Berliner Nikolausparty wieder aufeinandertreffen ließ – wie romantisch! In der Öffentlichkeit stand ich auf einmal nicht mehr als böse Hexe da, sondern als sympathische Studentin der Kommunikationswissenschaften, die den neuen National-Ralf gleichsam beflügelte – und ich fand es sehr angemessen, dass man zu diesem Anlass und gerade auch zu dieser Wortwahl noch mal die Engelchen-Bilder von der Party aus dem Archiv gekramt hatte. Ich wurde durch Ralfs Sympathiewerte in der öffentlichen Wahrnehmung recht zackig rehabilitiert, getreu dem Motto: »Wenn so ein toller Typ die gut findet, kann die ja vielleicht doch gar nicht so schlecht sein, wie wir alle immer dachten.«
Als angenehme Nebenwirkung kam hinzu, dass Ralf so zufrieden war, wie ich bis dahin meinen Vertrag erfüllt hatte, dass er mir tatsächlich die Hälfte des Interviewhonorars als Bonus zukommen ließ. »Hast du dir wirklich verdient, Lina!«, meinte er.
Uns beiden wurde von Aktion zu Aktion klarer, dass wir in diesem großen Spiel nicht nur ein gutes Team bildeten, sondern uns auch auf persönlicher Ebene immer mehr mochten. Kurzum: Die Sache mit Ralf war wie ein Sechser im Lotto. Es gab nur den dummen, kleinen Schönheitsfehler, dass die Zusatzzahl nicht korrekt war – seit dreieinhalb Monaten hatte ich keinen Sex mehr gehabt und war mittlerweile wirklich rollig.
Ich wollte allerdings durch meine Triebe die phantastische Grundsituation nicht gefährden, und so entschied ich mich nach unserem nächsten Treffen – Geburtstagsparty eines anderen Nationalspielers im P1 – für eine offene Ansprache meines Problems. Zumal das Armani-Model, von dessen amourösen Fertigkeiten ich ja schon zu Schulzeiten auf dem Raucherhof so geschwärmt hatte und mit dem mich seit der grandiosen Winternacht zwei Jahre zuvor tatsächlich eine pflegeleichte Immer-mal-wieder-Affäre verband, mich zu einem Kurztrip nach Mailand eingeladen hatte – dummerweise genau an dem Wochenende, wo ich Ralf im Züricher Fußballstadion das erste Mal dekorativ die Daumen drücken sollte.
»Mailand, oh wie schön! Da musst du mir unbedingt handgenähte Schuhe mitbringen, ich schreib dir Modell und Größe genau auf!« Ralf reagierte begeistert, nachdem ich ihm unter großem Rumgedruckse den Sachverhalt geschildert hatte.
»Wie, du hast da nichts gegen? Ich sollte doch eigentlich in Zürich Daumen drücken?«, fragte ich nach.
»Ach, pfff, dann kommst du eben nächste Woche zum Spiel nach Bern, das ist doch wurscht! Lass dich mal richtig schön verwöhnen, das tut dir bestimmt gut – wenn jemand fragt, sage ich einfach, du hast familiäre Verpflichtungen, O.K.?!« Er schien sich sichtlich für mich zu freuen, und im nächsten Moment erinnerte er mich sehr an Renate: »Aber ich will nicht nur die Schuhe mitgebracht haben, ich will auf jeden Fall auch ein Foto von diesem Maurizio sehen und alle Details hören, wenn du zurück bist, abgemacht?! Wo hast du den überhaupt her, ich dachte immer, die männlichen Models stehen alle eher auf meiner Seite des Ufers?«
»Ist das so? Hast du Freunde in der Branche?«, fragte ich sofort nach, denn trotz aller freundschaftlichen Offenheit machte Ralf mir gegenüber aus seinem Sexualleben nach wie vor ein großes Geheimnis – aber neugierig sein konnte ich genauso gut wie er.
Er grinste. »Netter Versuch – wäre ich tuckig, würde ich dir wahrscheinlich Doris Days ›Perhaps perhaps perhaps‹ singen, aber so lasse ich dich einfach zappeln! Apropos singen, hab ich dir erzählt, dass Tom Kosly beim DFB angefragt hat, ob wir als Nationalelf einen WM-Song mit ihm aufnehmen wollen?«, lenkte er ab, und ich ließ mich drauf ein.
»So wie die Truppe von ’86? ›Mexico mi amor‹ mit Peter Alexander … hui, das war ein Spaß!« Vor allem, wenn man diesen klebrigen Ohrwurm als 12-jährige einen ganzen Sommer lang im Salon in den Gehörgang geträllert bekam. Gott sei Dank, hörte das ziemlich schlagartig auf, als ein dicklicher Spieler im weiß-hellblau gestreiften Trikot dem Ball mit der Hand ins englische Tor half und sein Team so ins Finale schummelte.
»Nee, das sollte wohl eher ein Jubiläumslied für den Trainer sein
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