Hochgefickt
Wahrheitsgehalt.«
Ich konnte mich nicht dagegen wehren, an Finn und seine Prophezeiung bezüglich der verheirateten Männer zu denken, obwohl Ralf keinen Ehering trug. »Und du bist liiert und glaubst jetzt, dass ich ein verschwiegenes Luder bin – jemand, mit dem man pflegeleicht eine Affäre haben kann?«, argwöhnte ich.
Er schien sehr amüsiert. »Nein,« sagte er, »aber ich kann dir gerne sagen, was ich glaube. Darf ich offen sein?«
»Unbedingt, da bin ich ja gespannt! Lass mal hören!«, forderte ich ihn gutgelaunt auf und nahm einen Schluck Rotwein. »Also gut«, setzte er an, »erstens glaube ich, dass du dich gerne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit sonnst, deswegen willst du auch berühmt werden. Zweitens glaube ich, dass du sehr genau um deine Wirkung auf Männer weißt und dass du das auch ganz bewusst und vor allem gezielt einsetzt. Und drittens glaube ich, dass du verdammt ehrgeizig bist, wenn du etwas willst.«
Während ich angestrengt versuchte, Herr meiner entgleisenden Gesichtszüge zu bleiben, bemühte ich mich, so gelassen wie möglich zu wirken.
»Glauben heißt aber nicht wissen, glaub ich …«, grinste ich – nur halb so locker, wie ich das gern gehabt hätte.
»Da hast du Recht«, grinste er zurück, »aber wissen tu ich dafür andere Dinge. Ich weiß zum Beispiel, dass ich dir ein sehr attraktives Angebot machen kann.«
»Nämlich?«
»Einen Platz in der Öffentlichkeit als Nationalspielerfreundin im WM-Jahr sowie zusätzlich 1 000 DM Apanage im Monat.« Das klang prinzipiell hervorragend, irritierte mich in meinem Romantikmodus jedoch sehr.
»Verstehe ich das richtig? Du bietest mir Geld, damit ich deine Freundin werde? Was soll das?«
»Das soll ein guter Deal für uns beide werden. Ich brauche eine Frau an meiner Seite, die in die Öffentlichkeit drängt und dabei dem Klischee einer fleischgewordenen Männerphantasie entspricht. Du kriegst dafür im Gegenzug eine Chance, noch berühmter zu werden«, erklärte er mir. »Das ist doch für alle eine klare Win-win-Situation.« Er prostete mir strahlend zu.
Obwohl ich seine Aussage sachlich als absolut richtig nachvollziehen konnte, verstand ich trotzdem nicht, warum er diesen geschäftlich anmutenden Weg mit Bezahlung wählte. Ich versuchte, die Gedanken in meinem Kopf zu ordnen, denn irgendwie passte das alles nicht zusammen: Er hatte mir reichlich Komplimente gemacht, er schien mich ehrlich gut und unterhaltsam zu finden, er flirtete mit mir – aber warum zum Teufel machte er mir dieses wirklich grandiose Angebot, statt mich einfach nach dem Dessert flachzulegen? Außerdem hätte er doch wirklich jede haben können – wieso machte er ausgerechnet mir Avancen, seine offizielle Freundin zu werden? Im turbulenten Gegrübel in meinem Kopf drängten sich plötzlich zwei seiner Aussagen wieder nach vorne: zum einen seine Begründung, mich unbedingt kennenlernen zu wollen – mein »… das hätte nie rauskommen dürfen!« –, zum anderen seine Analyse, dass die meisten Leute ungefiltert glauben, was in der Zeitung steht.
Und auf einmal hatte ich eine Erleuchtung, die mich das alles schlagartig begreifen ließ: »Du bist schwul und willst mich engagieren als Alibi für die Öffentlichkeit«, präsentierte ich ihm meine Theorie mit festem Blick.
»Und schlau ist sie auch noch!«, lächelte er anerkennend. »Lina, ich glaube, wir könnten ein echtes Traumteam werden – ökonomisch gesehen!«
Bei aller Dankbarkeit über die Möglichkeiten, die sich mir durch Ralfs unglaubliches Angebot auftaten, knabberte ich trotzdem noch verärgert daran, dass ich an diesem Abend sexuell ganz sicher keinerlei Erfüllung mehr finden würde.
»Ökonomisch gesehen habe ich gestern völlig sinnlos Kohle rausgehauen, um mir für das Date heute die Beine enthaaren und auch sonst alles auf Vordermann bringen zu lassen. Hätte ich mir ja echt sparen können«, grummelte ich, grinste schief und leerte mein Rotweinglas.
Er lachte. »Tut mir ehrlich leid, Lina, den Schaden ersetze ich dir natürlich. Darf ich dir denn erklären, wie ich mir das vorstelle mit uns?«
Ich nickte, und er klang auf einmal sehr ernst. »Wie du dir sicher denken kannst, ist Verschwiegenheit die wichtigste Säule dieser Vereinbarung. Ich biete dir einen Vertrag an, weil ich glaube, dass du klug genug bist, nicht den Ast abzusägen, auf den du dich setzen könntest. Was ich dir bieten kann, ist langfristig nämlich weitaus attraktiver, als eine Erpressung oder ein
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