Hochgefickt
jemand, der auf die Gunst des Despoten gar nicht angewiesen war: Sabine Weber.
Der Herrscher des Senders drängte sich also mit einem anzüglichen und stark bajuwarisch gefärbten »So zwei hübsche, blonde Madeln ganz allein, da g’hört doch ein fesches Mannsbild dazwischen, hehehe!« ungefragt zwischen uns. Seine vorwitzigen Patschehändchen landeten völlig selbstverständlich auf unseren Taillen und zogen uns synchron seitlich an seinen schwitzigen Leib.
Sabine reagierte prompt: »Und für dieses fesche Mannsbild halten Sie sich, nehme ich an?«
»Ja freilich«, erwiderte er im Brustton der Überzeugung, »wisst’s ihr nicht, wer ich bin?«
»Sie sind der Sender-Chef!«, sagte ich mit meiner Oh-wie-toll-ist-das-alles-aufregend-für-ein-kleines-Mädchen-vom-Land-wie-ich-es-bin-Stimme, die eine gute Quinte über meiner normalen Tonlage angesiedelt war. Ein kurzes Grinsen huschte über Sabines Gesicht, bevor ich kokett Haare drehend weitersprach: »Wissen Sie denn auch, wer wir sind?«
»Wer seid’s ihr denn?«, fragte er onkelig, und bevor ich Antwort geben konnte, tat Sabine selbiges in eiskaltem Geschäftsfrauentonfall.
»Ihre einmalige Chance, Ralf Szibuda exklusiv mit einem Kamerateam in der Reha begleiten zu dürfen – aber nur, wenn Sie Ihre unverschämten Griffel augenblicklich von seiner Freundin und von seiner Managerin nehmen!« Sie zeigte erklärend zuerst auf mich, dann auf sich, und zu meiner großen Verwunderung kuschte der Sonnenkönig ganz zackig.
Als er dann auch noch »Oh … Ääh, haha, na ja, die Damen, konnt’ ja keiner wissen, nix für ungut!« stammelte und sich für »das kleine Missverständnis« entschuldigte, war ich schon kurz davor, mich in den Arm zu zwicken, um zu testen, ob ich das gerade alles wirklich erlebte.
Aber dann gab er Sabine auch noch seine Karte mit Direktdurchwahl und seiner privaten Handynummer, damit sie ihn »bittebitte morgen Mittag anrufen« solle und man schleunigst einen Vertrag aufsetzen könne, und ich zweifelte völlig an meiner Auffassungsgabe. Er verabschiedete sich zügig mit »Küss die Hand!« und angedeuteter Verbeugung von uns beiden, und als er weg war, stand ich immer noch mit offenem Mund da, während Sabine kopfschüttelnd den Rest ihres Cocktails leerte.
»Tss, der hat mich echt nicht erkannt. Dabei hat der mich damals selber eingestellt … was eine andere Haarfarbe doch ausmacht! Was guckst du denn so?«
»Ich pack es nicht, wie du gerade mit dem umgesprungen bist – und dass das auch noch hingehauen hat! Wie der große Zampano plötzlich gekuscht hat …«
»Och, weißt du«, grinste sie zufrieden und zündete sich eine Zigarette an, »das war kein Kunststück! Diverse Fernsehredaktionen nerven sowieso schon seit Ralfs Unfall mit dem Wunsch nach exklusiven Drehrechten, daher war mir klar, dass ich ihn damit kriege, egal wie ich mich benehme.« Sie zog an ihrer Kippe und redete danach munter weiter. »Außerdem kann ich die naive Tour mittlerweile ohnehin knicken, dafür bin ich zu alt, das ist bei mir einfach nicht mehr glaubwürdig. Abgesehen davon hab ich da auch gar keinen Bock mehr drauf! Aber deine Dummchen-Stimme, die ist großartig. Wenn du Karriere machen willst, solltest du das unbedingt konsequent ausbauen!«
»Inwiefern?«, fragte ich.
»Naja, ein S-Fehler kommt ja immer ganz gut, oder grammatische Ungenauigkeiten oder so was …«
»Und weil was könnte mir das bringen tun?«, fragte ich mit treuherzigem Blick.
Sie lachte. »Vielleicht einen Job als Moderatorin …«
Ich lachte ebenfalls über ihr Statement, das ich für einen äußerst gelungenen Scherz hielt, und den Rest des Abends hatten wir noch viel Spaß zusammen und sponnen herum, was sich zu signifikanten Markenzeichen machen lassen könnte.
Manchmal wird aus Spaß aber schneller Ernst, als man denkt. Das verstand ich jedoch erst am nächsten Nachmittag, als ich nach drei Aspirin und einer kalten Dusche allmählich wieder in der Realität ankam. Diese Realität sah so aus, dass Ralf mich aus der Schweiz anrief und mir, nach einem kurzen Schwätzchen über seine Schwester und den Abend zuvor, die Termine der kommenden drei Wochen durchgab. Neben den durch Sabine frisch angeleierten Drehs mit dem SternTV -Team, das Ralf ab übernächster Woche begleiten sollte, und einer Homestory für eine Schweizer Zeitung war vor allem ein Termin interessant, der schon in vier Tagen stattfinden sollte:
»… da bin ich nämlich sowieso in Deutschland, und ein
Weitere Kostenlose Bücher