Hochgefickt
in Ruhe an, dann weißt du ja, was in der Sendung passiert, und danach probieren wir das einfach aus mit dir, nur Mut!«, redete er mir gut zu und erschlich sich durch aufmunterndes Rückengetätschel den ersten Körperkontakt.
Ich nickte und fügte mich brav: »Wenn du meinst … O.K.!«. Nachdem er Ralf und dem Rest des Teams seinen Plan mitgeteilt hatte, begann die dritte Aufzeichnung, die ich mit Argusaugen beobachtete. Von den drei Dunkelhaarigen war die Bibi jetzt definitiv die beste: Sie wirkte souverän, professionell und abgeklärt und präsentierte die Sendung zwar seriös, aber mit einer leicht ironischen Grundhaltung, und dieses durchschimmernd Witzige schien allen gut zu gefallen.
Sie war allerdings auch die mit der meisten Moderationserfahrung, immerhin war Bibi mindestens schon dreißig und hatte früher sogar eine Sendung moderiert, die ich immer gerne gesehen habe – damals, als ich noch ein Grundschulkind war und das TV-Sommerferien-Programm »mit Bibi und Peter« schätzen lernte.
Als die dritte Aufzeichnung im Kasten war, kam Ralf an, umarmte mich und spuckte mir über die Schulter: »Toitoitoi, Engelchen!« Dann bekam ich ein Mini-Mikro in den Ausschnitt gedrückt und versuchte mich so auf der violetten Chaiselongue zu positionieren, dass mein rotes Satinkleid nicht wie eine Wurstpelle wirkte. Ich betrachtete mich im Fernsehmonitor auf dem Boden vor mir und erfreute mich am optischen Gesamteindruck: eine Netzhaut verschmurgelnde Farborgie, die das tief dekolletierte Rauschgoldengelchen bestens ins rechte Licht rückte.
Sogar der Regisseur raunte dem Produzenten was zu, von dem ich zwar nur »telegene Erscheinung« verstand, doch das beruhigte mich immerhin schon sehr. Selbst wenn ich totalen Mist bauen würde: Immerhin sah ich gut aus dabei.
Ich atmete tief durch, ging in Gedanken noch mal die Reihenfolge der Beiträge durch, eichte mich auf Dummchenstimme und grammatikalische Abenteuer, und dann ging es auch schon los.
»Hallo liebe Zuschauer, willkommen bei › Echte Sünde ‹, den Magazin für alle, die noch mehr Spaß am Sex haben wollen. Und apropos, eine Menge Spaß am Sex, dem hat auch mein Studiogast, das weiß ich ganz genau!« Dabei giggelte ich ein bisschen und zwinkerte anzüglich in die Kamera. »Aber ich tu jetzt einfach mal so, als hätten wir uns vorher noch nie gesehen! Also: Mein Gast heute sieht nicht nur wahnsinnig gut aus und ist sexy durchtrainiert und so, nein, er tut auch noch total gut Fußball spielen können. Ich freu mich riesig, dass er heute hier ist, hier ist Ralf Szibuda!«
Nachdem wir uns ein bisschen unterhalten hatten, ob Sportler bessere Liebhaber sind, worauf er bei Frauen zuerst achtet, und ähnliches Geplänkel, das ich mir gnadenlos bei Bibi in der dritten Aufzeichnung abgeguckt hatte, hielt der Aufnahmeleiter das Schild hoch »1. Film: S-M-Paar«.
Jetzt war es Zeit für eine eigene, absurde Überleitung: »Ralf, du bist ja Spezialist in Sachen rundes Leder, manche mögen aber lieber, wenn das Runde in Ledersachen ist …« – dabei packte ich meinen Busen und schob ihn als kleine Verständnishilfe dekorativ Richtung Hals – »… und auch dafür gibt es Spezialisten. Wir haben nämlich Sklaven-Klaus und seine Lady Isabell besucht, und die zeigen uns jetzt in unseren Film, was sie unter harter Manndeckung verstehen.«
Ich hatte nach dieser Anmoderation das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein, weil ich durchweg in amüsierte Gesichter sah. Dementsprechend aufgekratzt machte ich weiter: Nach dem S-M-Film wieder ein bisschen Plauschen mit Ralf – »Mensch Ralf, schade, dass du nicht maso bist wie Sklaven-Klaus … dann hättest du vom kaputtem Knie ja wenigstens noch was gehabt« –, den Beitrag über den neuen Swinger-Club in Oer-Erkenschwick ansagen – »Im Gewerbegebiet von Oer-Erkenschwick gibt es jetzt ein Paradies für’n Gruppen… ausflug « –, wieder mit Ralf labern und danach das »Sex-Lexikon«-Filmchen ankündigen: »Heute haben wir in unseren Sexlikon … nee … Sexy-Lexy … nee, hihi, jetzt aber: Heute erklären wir in unseren Sex-Lexikon einen Begriff, da tun sich alle Fremdwörter-Freunde schon mal die Lippen lecken: Cunnu … Cunnilung … ling … hier kommt der Film!«
Nach dem Einspieler noch einen Talkteil, dann gab ich meinem Studiogast Ralf Szibuda alle guten Wünsche mit auf den Weg. Die Zuschauer erhielten noch einen Ausblick auf die nächste Sendung und eine Verabschiedung, die den Eindruck des frivolen
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