Hochgefickt
Printwerbungen sowie den jeweils passenden Fernsehspots an.
»Einfach zweifach gut« war der Spruch, der Claim zum Produkt, und je nach Motiv wurden die einzelnen Vorzüge herausgestellt: Auf einem von oben fotografierten, postkoital anmutenden Bild lag Ralfs Kopf mit geschlossenen Augen auf meinem nackten Dekolleté, während ich meine Hand in seinen Haaren versinken ließ; meine andere Brust wurde von meinen mit Glanzspray bearbeiteten Locken verdeckt, und ich schmunzelte mit hochgezogener Augenbraue frech und zufrieden den Betrachter an, dazu stand »Für perfekt liegende Haare und zarte Haut« in Handschrift quer über dem Bild. Beim zweiten Motiv biss Ralf mich sehr fotogen und mit herausforderndem Blick zum Betrachter in den Hals, was ich hingebungsvoll mit geschlossenen Augen genoss, darüber der Schriftzug »Für alle, die ihre Zeit besser nutzen wollen, als für ihre Haut- und Haarpflege«. Das dritte Motiv zeigte Ralf in der Dusche und mich davor, anzüglich grinsend im Begriff, mein Handtuch zu lösen, die Saloon-artige Duschtür zu öffnen und ihm Gesellschaft zu leisten – darüber der Schriftzug »Für alle, die es unkompliziert mögen«.
Diese augenzwinkernde Kampagne katapultierte uns in Sachen Bekanntheitsgrad extrem weit nach oben, selbst bei denen, die sich nicht die Bohne für Fußball interessierten oder keine Ahnung hatten, wer die blonde Frau war. Nach dieser ersten Werbewelle konnten wir uns vor Interviewanfragen und »Sind-Sie-nicht …?!«-Situationen kaum noch retten, und für mich gab es sogar noch ein Bonbon obendrauf: Der Playboy machte mir ein recht lukratives Angebot.
Ich zierte mich ein bisschen, ließ Sabine derweil die Verhandlungen führen und den Preis nach oben treiben, bis ich schließlich gnädig einwilligte. Diese Entwicklung des ersten Halbjahres ’95 ließ mich endlich eins der alten Eifelsprichwörter nicht nur verstehen, sondern unmittelbar am eigenen Leib erfahren: Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. Neben den Sondereinnahmen der 2-in-1-Kampagne, deren Spots bei meinem Haussender rauf und runter liefen, und der Ankündigung, Playboy -Fotos zu machen, war schließlich auch noch meine Sendung von einem hochzufriedenen Senderchef nicht mehr staffelweise, sondern einfach direkt mal für ein ganzes Jahr verlängert worden.
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2-in-1, horizontal:
Der Sandwich-Club
(Spätsommer / Herbst 1995)
Playboy -Fotos sind ja immer eine Sache für sich. Natürlich befriedigt es die eigene Eitelkeit immens, wenn man vom renommiertesten aller Blankziehblätter ein wirklich lukratives Angebot für einmal Ausziehen bekommt. Von der Riesen-PR inklusive großformatigen Werbepostern mal ganz zu schweigen, schließlich hatte es mir schon im Rahmen der Pflegedusche-Kampagne gefallen, mich sexy inszeniert quer durch die Republik plakatiert zu sehen.
Darüber hinaus hatte ich noch nie ein Problem mit Nacktheit gehabt, ich war einfach nicht der Typ, der sich in der Sauna hysterisch ins Handtuch wickelt, und somit liebäugelte ich nicht nur mit dem wunderbar ausschlachtbaren PR-Wahnsinn, den meine Fotostrecke bringen würde, sondern vor allem mit der scheinbar so leicht verdienten Gage, die man mir zahlen wollte.
Die Fotosession für den Playboy fand auf einer der kanarischen Inseln statt, und letztlich war es schon da deutlich saurer erarbeitetes Geld, als ich das in meiner naiven Art erwartet hatte: Es ist nämlich ganz schön anstrengend, ein paar Filme lang – schließlich befanden wir uns noch nicht im Zeitalter der digitalen Fotografie – den Wildkatzen-Schlafzimmer-Blick zu halten. Vor allem, wenn man sich nach zwei Stunden Styling morgens um halb sieben, »weil da das Licht am besten ist«, in hüftschädigenden Positionen in der Brandung räkeln muss, während der Sand die Kimme wund scheuert und das Bikinihöschen nicht von Lust, sondern von unregelmäßig anklatschenden Wellen 17 Grad kalten Meerwassers feuchtgehalten wird.
Gut, ich hatte bei aller sexueller Offenheit auch schon vor den Fotos Verständnisprobleme, was an Sex am Strand so toll sein soll, und war nie scharf auf solch eine Schmirgelpapiernummer gewesen, aber nun konnte ich bei der ganzen Sache doch noch was lernen: In Echtzeit zu merken, wie man sich böse die Blase erkältet, und dabei auch noch erotisch zu gucken, ist eine echte Herausforderung. Aber als positiv denkender Mensch versuchte ich einfach, mich daran zu erfreuen, dass meine Brustwarzen durch die Friererei bestimmt toll aussehen
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