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Hochgefickt

Titel: Hochgefickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Bergdoll
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enttäuscht von dir, Jacqueline …« – wenn Günther mich so nannte, war das ein sicheres Signal dafür, dass er echt sauer war – »… willst du wirklich für Hinz und Kunz ein sexuell verfügbares, billiges Allermanns-Liebchen sein? Nur weil man dir viel Geld gibt dafür? Weißt du, wie sich das nennt: für Geld Dinge zu tun, die man eigentlich gar nicht will …?«
    »Och Papa, jetzt komm mir doch nicht mit Prostitution, das sind nur Fotos!«, verteidigte ich mich.
    »Ja, Fotos für Autowerkstätten, Studentenbuden, Bundeswehrspinde und Fernfahrerkojen. Ich habe wirklich gedacht, du wärst dir für so was zu schade … Haben wir dir nicht genug Selbstbewusstsein vermittelt, oder warum brauchst du diese Bestätigung? Statt für deinen Körper solltest du dich lieber für deinen Kopf loben lassen, aber vielleicht liegt ja genau da das Problem …? Weißt du, was ich meinen Seminarteilnehmerinnen mit zu kurzen Röckchen immer einbläue? ›Wer was kann, zieht was an!‹, so sieht’s nämlich aus!«
    Weil mir ja selber schon aufgefallen war, dass ich im Vorfeld von Geld und Eitelkeit geblendet einige weniger angenehme Aspekte einer Nacktfoto-Veröffentlichung nicht ausreichend bedacht hatte – so ästhetisch die Fotos auch sein mochten, um die gängige Standardfloskel zu bemühen –, reagierte ich auf die Vorwürfe meiner Eltern erst mal mit eingeschnapptem Rückzug. Es macht einfach keinen Spaß, sich auch noch eine Standpauke anzuhören, während man eh schon damit beschäftigt ist, die versalzene Suppe auszulöffeln, die man sich selbst eingebrockt hat.
    Bis zum 1. Advent und dem dazugehörigen Ritual dauerte es aber noch gut sieben Wochen, und bis dahin wäre im Hause Große Gras über die Sache gewachsen. Dessen war ich mir sicher, daher beschloss ich mich abzulenken und ging gemeinsam mit Ralf zur Deutschlandpremiere von Braveheart . Auf der anschließenden Party war die Promidichte dichter Promis auch zu späterer Stunde, als die ganzen Fotoreporter schon weg waren, trotzdem noch recht hoch – weil ich am nächsten Tag im Gegensatz zu Ralf keine beruflichen Verpflichtungen hatte, blieb ich auch noch dort, als er sich irgendwann verabschiedete und mir für meinen weiteren Abend viel Glück wünschte.
    Schließlich war ich ja auf der Party in vertrauter Gesellschaft, ein paar der anwesenden Promis hatte ich immerhin schon als Gast in meiner Sendung oder zwischen meinen Schenkeln gehabt, und abgesehen davon hatte ich gelinde gesagt sowieso eine sexuelle Dürre hinter mir.
    Mein Armani-Model Maurizio war frisch verliebt und hatte daher für unsere gelegentlichen Tête-à-têtes leider erst mal keinen Sinn mehr, meine ebenfalls an Verschwiegenheit interessierten Teilzeitgespielen waren alle (zumindest die, bei denen ich an einem erneuten Treffen überhaupt interessiert gewesen wäre) mit ihren Ehefrauen oder gar Familien im Sommerurlaub gewesen, und darüber hinaus war ich durch den Verlauf des Jahres bis hierhin nicht nur beruflich zu eingespannt, um mich aktiv um horizontalen Zeitvertreib kümmern zu können, sondern auch zu bekannt, um gefahrlos einfach mal im Teich zu fischen, gerade auch durch die Playboy -Fotos.
    Aufgrund dieses Notstandes wollte ich die Tatsache, dass ein bekannter deutscher Schauspieler den ganzen Abend dezent mit mir geflirtet hatte, unbedingt ausnutzen und testen, ob sich dieses Sahneschnittchen ohne Ralfs Anwesenheit auch weniger dezent an mich heranwagen würde. Und bereits als ich mit alkoholischem Nachschub von der Bar zurück zu meinem Stehtisch ging, sprach er mich an: »Na, noch viel vor heute …!?«, fragte er mit Blick auf mein Glas voll Wachmacher-mit-Wodka-Gesöff, mit einer für einen Schauspieler wirklich irritierenden Stimme. Aber da an diesem Abend nicht Konversation mein primäres Ziel war, beachtete ich seine Keller-Klangfarbe nicht weiter, sondern musterte ihn herausfordernd, entdeckte dabei (neben großflächigen Tätowierungen, die durch sein Hemd schimmerten) einen sehr beruhigenden Ehering, saugte demonstrativ an meinem Strohhalm und erwiderte nach dem Runterschlucken in bester Luderkoketterie: »Kommt drauf an, was sich noch so ergibt …«
    Er parierte zackig mit einem anzüglichen Grinsen: »Na, dann hol ich mir wohl besser auch mal so’n Hallo-Wach–Getränk … ich habe morgen nämlich drehfrei!«
    Damit war die Sache an sich schon mal klar, und während wir unsere Drinks vernichteten, bewiesen wir mit ein bisschen Smalltalk immerhin noch ein

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