Hochgefickt
nach Absprache mit Dieter an Tom herantrat und ihn fragte, ob er nicht Lust hätte, eine alte Schlagerschnulze, die Mona laut Drehbuch auf der Bühne präsentiert, in neuem Gewand zu produzieren und im Rahmen der Film-Veröffentlichung als Single herauszubringen, war er direkt Feuer und Flamme. Gut eineinhalb Jahre nach unserem öffentlichen Gekäbbel in seiner Sendung arbeiteten wir nun also für den Filmsoundtrack gemeinsam an einer musikalischen Produktion – und natürlich ließen wir die Aufnahmen im Tonstudio in bester Manier medial komplett auswerten: »Zu Schlagerklassikern begraben sie ihr Kriegsbeil!«, »Die Schöne und das Biest – heimlich zusammen im Tonstudio!«, »Koslys neuester Hit: Lina singt mit!«
Dieter und dem Produzenten des Films war das alles sehr recht, denn wenn bereits während der Dreharbeiten andauernd über einen Film berichtet wird, der erst Monate später in die Kinos kommt, ist das immer gern gesehen – als kostenlose, aber sich auszahlende Werbung. Ralf war auch glücklich mit dieser Entwicklung, denn seinem positiven Image als bodenständiger, bescheidener Ballkünstler kam eine fleißige Freundin, die ihr eigenes Geld verdient, und die er zudem nach wie vor stolz als Alpha-Männchen-Trophäe präsentieren konnte, natürlich entgegen.
Bis uns Sabine darauf hinwies, hatten wir vor lauter Umtriebigkeit und wunderbarer Selbstverständlichkeit überhaupt nicht daran gedacht, unseren Vertrag miteinander zu verlängern. Da ich aber seine monatliche Apanage mittlerweile sowieso direkt per Dauerauftrag in die Klinik investierte, war das finanziell also eh gehüpft wie gesprungen. Darüber hinaus waren wir freundschaftlich ohnehin so eng verbunden durch die letzten zwei Jahre, dass wir einen neuen Vertrag für unnötig verschwendetes Papier hielten und ab Januar ’96 quasi eine »ungesicherte Beziehung« führten.
Alle waren zufrieden: Unser gemeinsamer Werbepartner fand meine sich ständig ausdehnende Medienpräsenz gut, solange dabei meine Haut seidig und meine Haare gesund, glänzend und griffig aussahen; meinen Chef beim Sender freute es, dass er mich nach wie vor als »eins seiner hübschesten Sendergesichter« bezeichnen und sich mit »seiner Entdeckung« schmücken konnte (»Wissens, i hab glei gwusst, die hat Starqualitäten, dös wird noch a ganz a große!«); und ich machte aufgrund der Resonanz, die ich von allen Seiten bekam, beinahe keinen Schritt mehr, ohne vorher einen meiner Reporterspezis anzurufen.
Ich tat alles, um dieses ganze Karussell am Laufen zu halten, und es drehte sich prächtig: laut, grell, blinkend und glitzernd. Alles, was mir PR versprach, machte ich begeistert mit: Posieren auf roten Teppichen zu allen möglichen Anlässen, dort zu jedem Thema eine Meinung haben, bei diversen Promi-Talk- oder Spielshows als Gast auflaufen, und natürlich die Königsdisziplin – Gerüchte streuen, bevorzugt über Kollegen.
Ich konnte gar nicht genug kriegen von der Berichterstattung über mich, das ganze hatte nämlich neben der Befriedigung narzisstischer Triebe noch einen tollen Bonus-Effekt: Je präsenter ich in den Medien war, desto größer war auch die Nachfrage nach weiteren Neuigkeiten, und desto höher konnte ich meine Preise schrauben.
Um genau zu sein, war Sabine für das Hochschrauben der Preise zuständig, denn mittlerweile war sie hochoffiziell auch meine Managerin und auf dieser Position nicht nur aufgrund der freundschaftlichen, semifamiliären Verstrickungen erste Wahl: Weil sie nämlich über ein sehr ansehnliches Äußeres verfügte, wurde sowohl ihr Verhandlungsgeschick, als auch ihr fachliches Können als Anwältin automatisch unterschätzt, und nicht wenige mussten diese Arroganz im Nachhinein teuer bezahlen. Auch der BVB hatte bei Ralfs Vertragsverhandlungen für die Saison 1995/1996 seine Erfahrungen mit ihr gemacht – angeblich zierte Sabines Foto sogar eine Zeit lang die Dartscheibe, die im Büro des damaligen Managers hing.
Mich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu sonnen, war also für mich tatsächlich vom Hobby zum Beruf geworden. Dass den jeweiligen Gastgebern allein schon meine Anwesenheit auf Partys, Galas und Charityveranstaltungen ein paar Scheinchen wert war oder dass namhafte Modeschöpfer mir einfach so Teile ihrer Kollektionen für lau schickten, und natürlich vor allem, dass echte Prominente – also welche, die ich schon als Kind bewundert hatte – mich kannten und mit mir, oder gar besser noch: öffentlich über
Weitere Kostenlose Bücher