Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hochgefickt

Titel: Hochgefickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Bergdoll
Vom Netzwerk:
meinen Hintern oder seine Kehrseite hübsch verpackt bei Dreharbeiten, Partys, Galas, Preisverleihungen, Fernsehshows und sonstigem Schnick schnack in die Objektive zu halten und mich damit dann in diversen Print- und TV-Magazinen wiederzufinden, aber das ratlose Schulterzucken meines Spiegelbildes auf die Frage: »Wo willst du denn jetzt hin?«, vergiftete mir meine Grundstimmung immer häufiger mit einer diffusen Unzufriedenheit.
    Abgesehen von diesen beiden luxuriösen Befindlichkeitsproblemen beschäftigte mich im Winter ’96/ ’97 eine sehr rationale Überlegung: Ich war seit nunmehr knapp drei Jahren, also seit ich an Ralfs Seite war, hochgeschrieben worden, und das würde ganz sicher nicht ewig so weitergehen – schließlich machte den Medien und deren Konsumenten nichts so viel Spaß, wie eigenhändig in den Himmel hinaufgeschleuderte Tontauben abzuschießen und zu zerfleddern. Der Scheitelpunkt meiner Erfolgskurve würde sicher irgendwann kommen, damit musste ich einfach rechnen, weil das Spiel mit den Medien nun mal genau so funktionierte.
    Wirkliche Angst machte mir aber eine ganz andere Erkenntnis, die mir beim Spieleabend unseres alljährlichen Adventsrituals kam, inmitten der beiden glücklichen Paare Renate und Günther sowie Ralf und Reza: Ich war verdammt einsam.

13
Die Trompeten von Jericho
    (Frühjahr / Sommer 1997)

    Ich lenkte mich von meiner aufkeimenden Unzufriedenheit ab, so gut es ging: Hier mal ein bisschen Party mit reichlich Drinks, da mal wieder ein bisschen Koks oder einen neuen Kurzzeitgespielen (gerne auch alles in Kombination), und ansonsten jede Menge Arbeit. Dreharbeiten sind nämlich die beste Art der Realitätsflucht überhaupt, weil man mit dem normalen Leben wirklich rein gar nichts mehr zu tun hat.
    Das Team am Set ist ein verschworener Mikrokosmos, der ganz eigenen Gesetzen gehorcht und sogar mit der normalen Zeitrechnung nichts mehr zu schaffen hat, weder in der Dispo für den Dreh – »Aufbau: ab 20.00 Uhr, Mittagessen für alle: 2.45 Uhr, Drehschluss: 8.30 Uhr« –, noch im Umgang miteinander – »In fünf Minuten drehen wir!«, bedeutet in neunzig Prozent der Fälle eher: »Könnte sein, dass es hier in zwanzig Minuten allmählich mal losgeht!«
    Bis die Dreharbeiten zum »großen Mega-Event-TV-Roman-Movie-Mehrteiler« im April begannen, hatte ich nach Leos Film und dem Tatort noch zwei weitere ganz nette Nebenrollen abgedreht – als Assistentin eines privaten Ermittlers, sowie als ehemals verstoßene Tochter eines Großgrundbesitzers – und war als Schauspielerin mittlerweile immerhin so etabliert, dass es niemand mehr wagte, meine nicht vorhandene Schauspielausbildung gegen mich ins Feld zu führen. Überhaupt gab es seit meinem Einstieg ins darstellende Gewerbe wenig offenen Gegenwind, dafür aber immer mehr Speichellecker, die sich durch scheinbar vorauseilenden Gehorsam hervortaten, mir aber bei näherer Betrachtung meinen Ruf ganz schön versauten.
    Schon bei den Produktionen der »Echte Sünde« -Staffeln hatte ich immer ganz bewusst darauf geachtet, zu allen am Set freundlich und unkapriziös zu sein. Gerede gab es sowieso, daher wollte ich nicht auch noch Gelegenheiten dafür bieten. Deshalb legte ich keine Allüren an den Tag und hatte immer ein nettes Wort für jeden – eben der altbewährte Friseursalon-Habitus, mit dem ich damals als Neuling beim Fernsehen auch ganz gut gefahren war. Doch bei den Filmproduktionen waren, dank meines mittlerweile erlangten Promi-Status, weder ich noch mein Ruf vor übermotivierten Idioten gefeit.
    Als ich zum Beispiel bei den Dreharbeiten zur Gutsbesitzerschmonzette während des Mittagessens nach einem Blick auf den Teller des Nebenmannes einfach so in die Runde herein dem Caterer ein Kompliment machte – »Mmmmh, das war aber gut – nur jammerschade, dass ich jetzt vor lauter leckerem Huhn keinen Platz mehr im Bauch habe, um die Gemüselasagne zu probieren, die sieht ja auch ganz hervorragend aus!« –, verpasste die Assistentin der Aufnahmeleitung dem Koch wenig später einen unglaublichen Einlauf, »weil sich die Schauspieler über das viel zu mächtige Essen beschwert haben«. Gut, dass die Gerichte bei Dreharbeiten wenigstens immer in Buffetform dargereicht werden und mir daher gottlob nur im übertragenen Sinn in die Suppe gespuckt werden konnte.
    Im Filmbusiness hieß es also in wirklich alle Richtungen wachsam sein, gerade auch, um trotz des neuen Titels »Schauspielerin« und der engen

Weitere Kostenlose Bücher