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Hochgefickt

Titel: Hochgefickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Bergdoll
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Bauchmuskeln, optimal bewundern – der Eindruck, den ich von ihm hatte, wurde dadurch schon mal sehr bestärkt. Ich wollte aber seine Eitelkeit an anderer Stelle zu packen kriegen und begann mit den Vorbereitungen: »Darf ich dich mal was fragen?«
    Er drehte den Kopf zu mir und nickte, also setzte ich meinen verständnisvollsten Blick auf und legte los: »Nervt dich das eigentlich nicht, dass du immer zuerst als Sexsymbol und erst an zweiter Stelle als hervorragender Schauspieler bezeichnet wirst?«
    Ich hatte zwar noch nie erlebt, dass man ihn überhaupt jemals als hervorragenden Schauspieler bezeichnet hätte, aber um die Wahrheit ging es hier nicht. Seinem Gesichtsausdruck nach hatte ich mit dieser »Du-armer-unterschätzter-Künstler«-Nummer anscheinend ins Schwarze getroffen – wäre er ein Pfau gewesen, hätte er mit Sicherheit ein prächtiges Rad geschlagen. Mangels Federn entschied er sich jedoch dafür, sich neben mich aufs Bett zu setzen, einen tiefen Zug von der Tüte zu nehmen und dann ausführlich über seinen Zugang zur hohen Kunst der Schauspielerei zu dozieren.
    Andächtig lauschte ich seinen Ausführungen, streute dann und wann ein »Aha!« oder ein »Wirklich?« ein und lenkte das Ganze nach ungefähr fünf Minuten seiner Selbstbeweihräucherung in die Richtung, in die ich wollte: »Aber jetzt mal so ganz technisch: neben diesem Method-Acting musst du doch ganz schön viel Text lernen – wie machst du das denn?«
    »Ach, ich lese mir einfach ein paar Mal den Text laut vor und wiederhole das danach laut mit geschlossenen Augen. Meistens arbeite ich aber mit meinem Diktiergerät, das mir den Text wieder und wieder ins Ohr sagt, auch den von Kollegen, und dazu spiel ich das schon mal grob durch …«
    Ich klimperte beeindruckt mit meinen Wimpern: »Wie aufregend. Da würde ich ja gerne mal zugucken, wenn dich das nicht stört – oder kann ich mich dabei vielleicht sogar irgendwie nützlich machen, als Stichwortgeber oder so? Sachen ablesen kann ich, hihi, bei › Echte Sünde ‹ machen wir ja auch alles mit dem Teleprompter, da bin ich eigentlich ganz gut in Übung.«
    Meine Schauspielstunden verschwieg ich natürlich, und wir verbrachten einen großen Teil der folgenden drei Stunden mit Kiffen, Monologen über Darstellerkünste (Leo), diese ertragen (ich), aber wir probten auch Leos Szenen für den nächsten Drehtag, bis Dieter zurückkam.
    »Na, ich hoffe, ich hab nicht allzu viel verpasst«, begrüßte er uns und zog dabei eine Augenbraue hoch, was sein schiefes Gesicht einen Moment lang irritierend symmetrisch machte.
    »Nönö«, beruhigte Leo ihn, »erst die Arbeit … du kennst das. Ich musste ja eh noch Text lernen, und da hat Lina halt mal ein bisschen mitgemacht.«
    »Oh, haben wir hier etwa eine Nachwuchsschauspielerin?«, fragte Dieter, und es klang amüsierter, als mir das passte – fast spöttisch.
    »Nein«, ging ich dementsprechend in die Defensive und winkte ab, »ich hab überhaupt kein Talent! Ich hab Leo nur die Einsätze gegeben.« Damit reagierte ich anscheinend anders, als Dieter das gewohnt war.
    »Wie, überhaupt kein Talent? Das hat mir gegenüber ja noch nie jemand von sich behauptet, das will ich sofort mit eigenen Augen sehen! Zeigt mir doch mal die Szene, die ihr gerade geübt habt«, forderte er uns auf und setzte sich auf das Sofa, um den besten Blick zu haben. Wir spielten die Szene »Am Abendbrottisch«: ein ungefähr dreiminütiges, typisches Eheleute-Palaver über ein anstehendes Familienfest, und ich versuchte in meiner Darstellung an alles zu denken, was meine Schauspiellehrerin mir die letzten eineinhalb Jahre beigebracht hatte.
    »O.K.«, sagte Dieter, dann sah er mich streng an. »Lina, jetzt stell dir mal vor, die Ehefrau ist nicht wütend, sondern eher abgefuckt, weil die sich schon so oft über diesen ganzen Scheiß aufgeregt hat. Leo wie gehabt, und bitte!«
    Wir spielten die Szene noch mal, und ich verhielt mich so, wie Dieter das gesagt hatte. Ich war sehr irritiert, dass er sich so gar nicht äußerte, weder »Toll!« noch »Was ist das denn für ein talentfreies Gegrütze!« – er guckte nur weiterhin sehr ernst und gab direkt die nächste Anweisung raus.
    »So, Leo bitte noch mal genauso, und Lina, du tust jetzt mal frisch verliebt! Du steckst diese Familienfestnummer und alles andere einfach amüsiert weg!«
    Auch das befolgte ich brav, obwohl es überhaupt nicht zum Text passte – es war wirklich schwierig, »Ach, deine Mutter …

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