Hochgefickt
in der Badewanne lag und mir Drehbuch und Vertrag in Ruhe ansah, klingelte mein Telefon. Zwar hatte ich den schnurlosen Hörer in Reichweite liegen, wollte aber erst mal hören, wer dran war, also ließ ich wie üblich nur den AB rangehen.
»Lina, ich bin’s, bist du da?«, hörte ich Ralf sagen, nahm daraufhin den Hörer und drückte die grüne Taste. »Live und in Farbe!«, meldete ich mich, woraufhin ich ihn aufatmen hörte: »Na prima, ich hatte mir schon Sorgen gemacht, weil du dich gestern und heute nicht gemeldet hast. Hast du mein Spiel gestern Abend gar nicht gesehen?«
Mist, das war mir total durchgegangen. »Leider nicht …«, gestand ich mit angemessen schlechtem Gewissen in der Stimme, doch er reagierte amüsiert: »Na so was, da grätsche ich mich und meinen Verein spektakulär weiter nach oben, in der Champions League wohlgemerkt, und meine Freundin kriegt das gar nicht mit … tstststs! Da bin ich aber mal sehr gespannt auf deine Ausrede, junge Frau!«
Ich grinste. »Ralf, ganz ehrlich unter uns: Ich hab exakt das Gleiche gemacht wie du.« – »Hä … wie?« – »Naja, ich hab mich und meinen Verein auch spektakulär weiter nach oben gegrätscht … ebenfalls in der Champions League wohlgemerkt.«
12
Ein Jahr im Zeitraffer
(November 1995 bis November 1996)
Fünf Wochen später stand ich bereits das erste Mal als Mona vor der Kamera, und bis dahin hatte Sabine nicht nur den Vertrag mit der Produktionsfirma geregelt, sondern ich hatte insgesamt auch schon mehr als zehn Interviews in Print, Radio und TV zu diesem neuen, aufregenden Karriereschritt gegeben. Einige alleine als Lina: »Ich bin Dieter so dankbar für diese Chance! Schauspielerei war immer schon mein Traum gewesen, und ich werde alles dafür geben, Dieter seinen Vertrauensvorschuss nicht zu enttäuschen!«; einige gemeinsam mit Ralf: »Ich bin so stolz auf Lina! Sie hat hart für die Rolle gearbeitet und bei ihrem Casting wirklich alles gegeben, um sich gegen die Mitbewerberinnen durchzusetzen!«; und natürlich auch einige gemeinsam mit den neuen Schauspielkollegen und dem Regisseur Dieter: »Lina hat mich mit ihrer Präsenz für sich eingenommen, sie ist als Schauspielerin, wie auch als Sängerin sehr talentiert, und ihre Verpflichtung hat nichts mit PR-Taktik oder persönlichen Belangen zu tun. Im Gegenteil, ich bin eingefleischter Schalke-Fan, und wenn ich trotzdem die Freundin eines BVBlers besetze, dann muss die schon echt was drauf haben.«
Die Rolle der Mona war für mich nicht nur ein Geschenk, weil ich als Neueinsteigerin direkt in einer absoluten A-Klasse-Produktion mitspielen durfte, sondern weil Mona in diesem Film auch singen sollte.
In Dieters neuer Komödie ging es um die Freundschaft zweier Chaoten, die von einer bizarren Situation in die nächste schlitterten; weil diese Chaoten aber gesegnet waren mit einem gnädigen Schicksal, schafften sie es trotzdem irgendwie, immer wieder heil aus allem Ungemach herauszukommen und am Ende sogar noch siegreich ihr Glück zu finden. Dieses Glück sah dann im Detail so aus, dass sie dem naiven, aber niedlichen Zimmermädchen Mona dabei halfen, als Sängerin aufzutreten und einen Plattenvertrag zu bekommen, was den beiden Typen nicht nur die Türen ins Musikgeschäft öffnete, sondern auch die Herzen von Mona (blond) und ihrer besten Freundin Lisa (brünett).
Das war zugegebenermaßen nicht der innovativste Plot, aber mit wirklich witzigen Dialogen, guter Ausstattung und einigen ganz hübschen Kamerafahrten solide umgesetzt. Die Rolle der Mona brachte mir neben dem neuen Betätigungsfeld als Schauspielerin die Möglichkeit, mich gleichzeitig auch noch als Sängerin in der Öffentlichkeit zu positionieren – und weil ich den Teufel animieren wollte, sich gar nicht mehr von dem Haufen, auf den er sich mittlerweile eingeschossen hatte, wegzubewegen, versuchte ich auch noch, Tom Kosly mit ins Boot zu holen.
Seine Sendung lief immer noch, aber parallel dazu war er im musikalischen Bereich als Produzent und Komponist durchgestartet. Mit so großem Erfolg, dass er bereits zweimal sein Gästeklo hatte ausbauen lassen müssen, um dort die goldenen Schallplatten alle noch unterzukriegen. Von seiner Seite aus hatte es ja bereits ein Jahr zuvor Interesse gegeben, mit mir irgendwelche Songs aufzunehmen, aber leider waren die angebotenen Kompositionen überhaupt nicht nach meinem Geschmack gewesen, und daher war es damals auch nicht zu einer Zusammenarbeit gekommen.
Als ich aber nun
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