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Hochgefickt

Titel: Hochgefickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Bergdoll
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von früher und weiß, dass er schwul ist!‹« Er klang echt sauer. »Wie kommt man denn nur auf so ’ne blöde Idee, was soll das?!«, schob er hinterher, und dann konnte ich sehen – parallel dazu, wie seine zusammengezogenen Augenbrauen langsam wieder an die richtige Stelle wanderten und damit die Zornesfalten auf seiner Stirn verschwanden –, wie sich in seinem Kopf eine Antwort auf seine eigene Frage zusammenbraute. Und so sehr ich das sonst schätzte: Mitunter gibt es halt auch Nachteile, wenn man ein schlaues Gegenüber vor sich hat.
    Jens sah mich mit schief gelegtem Kopf an, halb unsicher grinsend und halb fragend: »Ich hab da gerade einen ganz komischen Gedanken …«
    »Ja, dann denk da lieber noch mal in Ruhe drüber nach, mit vorschnell geäußerten Gedanken kann man sich nämlich ganz schön in die Nesseln setzen – habe ich selbst gerade gemerkt!«, sagte ich ziemlich hektisch und küsste ihn sofort danach, um ihm die Gelegenheit zu nehmen, seinen Gedanken auszusprechen und mich damit in Reaktionszwang zu bringen.
    Als wir uns wieder voneinander lösten, blickte ich ihm fest in die Augen und sagte mit verschwörerischem Nachdruck: »Und was das Geheimnis von deinem Freund angeht: Da mach dir mal keine Sorgen – ich bin sehr diskret!«
    »Dito!«, erwiderte er genauso nachdrücklich, ließ durch sein immer breiter werdendes Grinsen seine Lachfältchen einkerben und hielt meinem festen Blick stand, bis ich auch grinsen musste. Es war völlig klar, dass er ganz genau kapiert hatte, was zwischen Ralf und mir los war, aber bereits ein paar Sekunden später wurde diese magische Situation wortloser Geständnisse durch sein knarzendes Funkgerät unterbrochen: »Krchk … Jens, sofort ans Set für Fotos, Jens bitte … krchk!« Er gab mir schnell einen Kuss, nahm seine Tasche und ging sichtlich gut gelaunt raus.
    Dass er es sich auch die kommenden Tage und Wochen verkniff, doch noch mal nachzuhaken oder Genaueres wissen zu wollen, rechnete ich ihm hoch an, zumal auch dieses stillschweigend geteilte Wissen uns einander immer näherbrachte – wobei man in Sachen Nähe und Vertrautheit ehrlicherweise auch nicht unter den Tisch fallen lassen darf, dass unser Sex wirklich exorbitant großartig war.
    Daher freute es mich gleich mehrfach, dass Sabine mir für Jens’ Ausstellungseröffnung in Amsterdam Ende Juli wieder drehfreie Tage organisiert hatte. Bei der Vernissage war ich deshalb nicht nur auf acht der fünfunddreißig gezeigten Doppelbilder dabei, sondern hatte durch meine persönliche Anwesenheit auch die Möglichkeit, einige seiner Freunde und Kommilitonen kennenzulernen, und im Anschluss daran mit ihm gemeinsam sogar noch ein paar Urlaubstage in der Stadt der Grachten zu verbringen.
    Es hätte herrlicher nicht sein können: In seinem WG-Zimmer, das sich in einem ehemals besetzten Haus im Jordaan befand (und vor der Instandbesetzung in den 80er-Jahren ein Klassenzimmer gewesen war), schliefen wir bis mittags, dann frühstückten wir entweder im Bett oder auf dem Dach der alten Schule mit Blick über die Stadt und plauschten mit den Mitbewohnern, die es aus allen Teilen Europas hierher verschlagen hatte, und die allesamt irgendwie kreativ tätig waren und deren allersympathischster Zug war, dass sie überhaupt keine Ahnung hatten, wer Lina Legrand war, sondern mir als »Jacqueline, Jens’ new girlfriend« einfach das Gefühl gaben, in ihrem Haus sehr willkommen zu sein. Den restlichen Tag verbummelten wir mit wechselnden Kurzweiligkeiten (Picknicks im Park, Ausflüge per Rad oder per Boot, Besuche bei Freunden von ihm et cetera) und hatten ansonsten zu den unterschiedlichsten Tag- und Nachtzeiten so ausgiebig, häufig und wirklich paradiesischen Sex, dass ich vor lauter Endorphinen schon zu schielen glaubte. Zwischen uns gab es ein stillschweigendes Abkommen, den Zauber der Zeitstillstände nicht durch Worte zu vertreiben, denn uns beiden wurde mit jedem inneren Erdbeben klarer, dass wir hier nicht einfach nur guten Sex hatten, sondern tatsächlich Liebe machten. Um dieses Wunder weiterhin zwischen uns schweben zu lassen, war behutsame Vorsicht mehr als angemessen.
    Am letzten Abend bevor wir zurück nach Deutschland mussten, waren wir zum Abschluss dieser fantastischen neun Tage fürstlich schmausen im Supperclub , einer sehr speziellen Örtlichkeit, wo man unglaublich köstliche Speisen im Liegen auf weißen Riesenbetten genoss, während um einen herum diverse Kunstaktionen liefen –

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