Hochgefickt
natürlich völlig außer Frage; und nachdem Londons Blumenhändler in dieser Woche bereits ihren Jahrhundertumsatz machten, wollten alle anderen eben auch ihr Stückchen vom Kuchen haben. Nur sie selbst, sie hatte von all dem gar nichts mehr – there’s no business like showbusiness …
Mir ging dieses ganze Showbusiness-Trara mit allem, was dazu gehörte, ja sowieso proportional zur Partizipierungs-Dauer zunehmend auf den Geist, und kaum etwas arbeitete dieser Stimmung entgegen: weder die Langeweile- und Burn-Out-Tendenzen, mit denen ich mich ja schon zu Anfang des Jahres geplagt hatte, noch dass ich den über mich verbreiteten, unverschämten Lügen aus Karrieregründen nicht offensiv entgegentreten konnte, geschweige denn, dass man jetzt bei Lady Di (Bekanntheitsgrad weltweit: sagenhafte 99,99999 %) und ihrem Tod die verlogene Fratze des allgemeinen öffentlichen und medialen Gebarens in ihrer ganzen Pracht bewundern konnte.
Vielmehr war es so, dass mir (zusätzlich angefeuert durch das hormonelle Chaos, das in meinem schwangeren Körper tobte, in Verbindung mit den Gefühlen, die ich für Jens empfand) eine andere Option auf einmal sehr viel attraktiver erschien, als zum 47. Mal das Coverblatt irgendeiner TV-Zeitschrift zu schmücken, in der In-und-Out-Liste der Bunten auf der richtigen Seite zu stehen und die besten Jahre meines Lebens bei Dreharbeiten in rumstehenden Wohnmobilen mit viel schlechtem Filterkaffee und noch mehr Warterei zu verschwenden. Ich wollte tatsächlich mit Jens eine Familie gründen und dieses Kind kriegen.
Allerdings brachte dieser Wunsch ein paar Probleme mit sich: 1. war ich offiziell immer noch mit Ralf zusammen, 2. kollidierte meine Vorstellung von einem harmonischen und erfüllten Familienleben sehr mit der Alltagsrealität im Showgeschäft, und 3. wusste ich ja überhaupt noch nicht, wie Jens die Option einer Familiengründung mit mir fand. Der segelte schließlich gerade nichts ahnend zwischen griechischen Inseln umher.
Diesen bunten Strauß suboptimaler Startbedingungen sah ich jedoch eher als Herausforderung, denn er bot mir als Kontrapunkt zu meinen Wünschen genau das, was ich schon so lange vermisst hatte: Ich hatte endlich wieder ein neues Ziel, und zwar eins, für das ich mir auch noch einen wirklich verdammt guten Plan überlegen musste! Mein letzter großer Plan, reich und berühmt zu werden, hatte ja im Großen und Ganzen gut hingehauen, auch wenn die Gewichtung zwischen »reich« und »berühmt« leider nicht ganz so ausgeglichen war, wie ich mir das in der Eifel damals vorgestellt hatte. Aber nun verfolgte ich ein Ziel, dass so absurd, so verrückt und in meiner aktuellen Situation (Bekanntheitsgrad Sommer ’97: 76 %) vor allem so unmöglich er schien, dass ich einen viel größeren und richtig ausgefuchsten Plan brauchte, um auch dieses Ziel zu erreichen: Ich wollte nämlich reich und unerkannt leben, also erst noch mal richtig absahnen und dann mit Jens und unserem Kind in Ruhe glücklich sein, ganz ohne Klatsch- und Tratschblätter, ohne mediales Interesse oder Kommentare zu meinem Leben.
Mit durchaus krimineller Energie wog ich ein paar Möglichkeiten gegeneinander ab, und als ich den meiner Meinung nach idealen Plan im Kopf hatte (und mich damit ein bisschen fühlte wie Garri Kasparow, nur halt ohne Schach), machte ich mich daran, die nötigen Mitstreiter ins Boot zu kriegen. Denn dieser Coup ließ sich – wenn überhaupt – nur mit Unterstützung umsetzen, das war mir klar.
Ralf kam am Freitag nach Deutschland zurück und meldete sich direkt wieder krank beim BVB, weil er sich bei der Nationalelf was gezerrt hatte. Wurde auch nicht jünger, der Gute … Reza und ich waren sowieso schon für den Samstag verabredet, und uns war es daher sehr recht, dass er nicht spielen konnte, denn so konnten wir zu dritt die Trauerzeremonie live im TV ansehen. Dabei verrotzten und verheulten wir eine ganze Packung Kleenex, aßen Eiscreme und sonstigen tröstenden Süßkram, bis uns schlecht wurde, und jeder von uns musste seine Lieblings-Lady-Di-Anekdote erzählen: Ein Cousin von Reza, auch Arzt, hatte tatsächlich mal eine Affäre mit ihr gehabt; Ralf hatte sie bei der EM in England sogar persönlich kennen gelernt; und ich erinnerte mich an die »Skandalbilder« mit ihrem Reitlehrer, die sich als plumpe Fälschung erwiesen. Obwohl ich auch heute noch von dem Verhältnis an sich felsenfest überzeugt bin – jedes Mal wenn ich Prinz Harry sehe.
Als das Spektakel,
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