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Hochgefickt

Titel: Hochgefickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Bergdoll
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Mama und Papa mit euch beiden lieben Patentunten damals das Riesending gedreht haben?«
    Zugegeben, das war nicht ganz fair – ich wusste genau, wie sehr es sie wurmte, dass Sabine damals nicht sie, sondern eine Freundin und eine Schwägerin als Paten für ihre Kinder gewählt hatte.
    »Wisst ihr was?«, fuhr ich fort, »Ihr lasst das am besten alles erst mal sacken! Schlaft da ein paar Mal drüber und besprecht euch in Ruhe, ihr müsst das ja Gott sei Dank nicht jetzt entscheiden. Ich muss Jens ohnehin erst noch verklickern, dass er Papa wird. Und Ralf … ich müsste ihm dann wohl im Vertrauen stecken, dass du keinesfalls der Vater dieses Kindes sein kannst – ist das O.K. für dich? Für Jens leg’ ich in Sachen Diskretion auch genauso die Hand ins Feuer wie damals bei Renate und Günther. Also: Darf ich?«
    Wieder weit offener Mund bei Ralf, dann fragte er verblüfft:
    »Wie, du bist seit drei Monaten mit dem zusammen und hast ihm noch nicht gesagt, dass ich schwul bin?!?«
    Ich schüttelte den Kopf, was ja auch streng genommen nicht gelogen war: Gesagt hatte ich definitiv nichts, und was Jens sich zusammengereimt hatte, musste ich ja nun nicht ausgerechnet jetzt auf dem Präsentierteller kredenzen. Zumal ich so eine weitere Möglichkeit zum Nachkarten für meine Zwecke bekam:
    »Natürlich habe ich nichts gesagt, ich bin doch loyal! Das solltest du doch gemerkt haben, die letzten Jahre: Wenn ich einen Pakt schließe, dann halte ich mich daran, und dann haut das alles eben auch absolut verlässlich hin. Ist das nicht normal so unter Freunden?«
    Reza musste grinsen und prostete mir amüsiert zu: »Ich vergesse zwischendurch immer wieder, was das liebe Lienchen doch für ein schlaues und gewieftes Luder ist!«
    So beschlossen wir gemeinsam, die Entscheidung zu vertagen, bis Jens Bescheid wusste, die Jungs tranken »auf das Leben«, und wir redeten bis in die Nacht über andere Dinge: Ich erzählte von den über mich verbreiteten sexuellen Unwahrheiten und meinem Urlaub in Amsterdam, Ralf schilderte absurde Geschehnisse bei den Trainingstagen mit der Nationalelf, und Reza plauderte herrlich indiskret aus dem Nähkästchen, welcher Kollegin (und welchem Kollegen) von mir er Busen, Bauchfett, Nasen oder Falten gerichtet hatte in den letzten zwei Monaten oder selbiges in den kommenden sechs tun würde.
    Als ich den braun gebrannten Jens am folgenden Abend gegen 23 Uhr endlich wiedersah, musste ich mir immer wieder bewusst machen, dass seit unserem Abschied nur eine Woche vergangen war – auch wenn sich das eher wie Ewigkeiten anfühlte, weil bei mir in der Zwischenzeit doch so einiges passiert war. Er stieg zu mir ins Auto, mit dem ich gekurvt war, bis ich ihn endlich aus dem Terminal hatte kommen sehen, und küsste mich. Dann richtete er breit grinsend schöne Grüße von seinem Kabinenkumpel Bruno-Ben aus und erzählte mir aufgekratzt vom Segeltörn: Wo sie überall langgeschippert waren, wie zwei von ihnen sich eine Fischvergiftung eingefangen hatten (»Bruno und ich waren so froh, dass wir in dem Laden das Moussaka genommen hatten!!«), dass er ganz häufig und stets mit warmem Lächeln an mich hatte denken müssen, und viele weitere kurzweilige und auch schöne Dinge. Kurz vor seiner Wohnung fiel ihm dann auf, dass ich bis dahin noch gar nicht soviel gesagt hatte.
    »So, aber jetzt mal genug von mir – wie ist es dir denn so ergangen die letzte Woche? Du siehst übrigens ganz phantastisch aus, hab ich dir das überhaupt schon gesagt?!«
    Ich nickte grinsend. »Kannst du aber gerne immer wieder …!«, sagte ich. »Hier war ganz schön was los … ich hatte in der Woche viereinhalb Drehtage, gestern war ich in der Eifel, und vorher musste ich noch dringend ein paar Dinge organisieren, wegen der PR für den Mehrteiler, Termine checken, Meetings ansetzen, so was halt …«
    Während ich mich so dahinplappern hörte, parkte ich vor seiner Garage ein, machte den Motor aus und sah ihn unvermittelt an. »Jens, ich … ich muss mit dir reden.«
    Es gibt einfach Einleitungen, da weiß man: Jetzt geht es ans Eingemachte, und obwohl es schon dunkel war, konnte ich sehen, wie Jens blass wurde. Da musste ich jetzt aber trotzdem durch, und er auch, also machte ich weiter: »Ich weiß gar nicht, wie ich dir das jetzt am besten sagen soll, und ich weiß auch wirklich nicht, wie das überhaupt passieren konnte, aber …«
    »Bitte nicht, sag mir jetzt bitte nicht, dass du Schluss machen willst!«, nutzte er den Moment,

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