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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Mobiltelefon.
    »Schöner Klingelton«, gickerte Nicole.
    »Ja, Becker? Wunderbar!«, rief Jennerwein. »Wir kommen sofort.«
    »Was gibt’s?«
    »Becker hat das Hotelzimmer gefunden, von dem aus Sørensen beim Neujahrsspringen vermutlich beschossen wurde. Hölleisen, Sie kommen bitte mit, Sie wissen, wo dieses Hotel ist. Ostler, Sie halten hier die Stellung: Falls noch mal ein Ortsbus vorbeikommt und einen weiteren verwirrten Amerikaner abliefert.«

52
    »Becker, Becker, wenn wir Sie nicht hätten!«, schmeichelte Maria im Foyer des Wellness-Hotels
Waltrauds Wohlfühloase
. Es roch aufdringlich nach Schwimmbadchlor und Saunaaufgüssen, zudem waren alle Angestellten streng angewiesen worden, den Gästen bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein herzliches
Griaß God! Kammahoiffn?
entgegenzuschreien.
    »Kri-aß Gohd! Naa, donkschee«, versuchte Nicole Schwattke zu antworten.
    »Vergessen Sie’s«, sagte Stengele.
    Becker führte das Team durch die verschlungenen Gänge des Hotels. Die Hotelbesitzerin Waltraud zockelte hinterher, sie war wenig begeistert von dem polizeilichen Interesse an ihrer Wohlfühloase.
    »Von hier aus muss er geschossen haben«, sagte Becker, als sie das Hotelzimmer betraten, »da bin ich mir ziemlich sicher.«
    Das Hotelzimmer befand sich voll im Griff der Pinsler, Klopfer, Fotografen und Computerfreaks. Waltraud seufzte.
    »Warum sind Sie so sicher?«, fragte Nicole.
    »Ich habe zunächst die These von dem umgelenkten Strahl beiseitegelassen und einen direkten Beschuss angenommen. Wir haben die Fernsehbilder unter dieser Voraussetzung nochmals analysiert. Aus der Reaktion von Åge, aus der Bewegung, die sein Bein macht, haben wir das Terrain errechnet, von dem aus der Strahl generiert worden sein muss. Wir konnten den Bereich zwar ziemlich einengen, es blieben aber immer noch
jede Menge Hotels und Pensionen übrig, bei denen wir klingeln mussten. Schließlich haben wir festgestellt, dass der Schuss in diesem Raum abgefeuert wurde.«
    Jennerwein trat ans Fenster. Vor hier aus konnte man das Skispringen sicherlich mit bloßem Auge verfolgen. Ein wunderbarer Stehplatz für einen Skisprungfan. Oder für einen Skisprunghasser.
    »Und warum sind Sie sich da so sicher?«, fragte er.
    Becker setzte sein Da-müsste-ich-jetzt-weit-ausholen-Gesicht auf. Er atmete ein, verdrehte die Augen und setzte zum Reden an.
    »Erklären Sie es uns bitte so, dass wir es verstehen«, sagte Jennerwein.
    »Gut, ich werde es versuchen. Der Energieaufwand für den Laserstrahl, den der Schütze erzeugen musste, um bis zur Schanze zu kommen, hinterlässt Spuren. Sie wissen alle, dass es bei der Erzeugung von Laserstrahlen um quantenmechanische Prozesse – gut!, ist ja schon gut. Man braucht eine Flüssigkeit oder ein Gas, um die langsamen Lichtstrahlen in schnelle Laserstrahlen umzuwandeln. ›Pumpen‹ nennt man das. Die verschiedenen Arten von Lasern sind übrigens nach diesen Stoffen benannt. Helium-Cadmium-Laser, Metalldampf-Laser, Argon-Krypton-Laser. Alle Stoffe sind nachweisbar, auch Wochen danach noch. Auch Monate.«
    »Wir reinigen unsere Zimmer regelmäßig«, sagte Frau Waltraud beleidigt.
    »Das hat mit Reinigung nichts zu tun. Je mehr sie reinigen, desto mehr geben sie den Spurensuchern Hinweise, wo sie suchen müssen«, sagte Becker.
    »Und was haben Sie hier im Zimmer gefunden?«
    »Wir haben hier Konzentrationen von Ytterbium-Partikeln gefunden. Das ist ein Element, das fast ausschließlich zur Lasererzeugung verwendet wird.«
    »Jetzt mal eine ganz dumme Frage«, sagte Nicole Schwattke. »Warum haben Sie nach einem Hotelzimmer gesucht? Warum kann der Strahl nicht aus einer privaten Wohnung abgefeuert worden sein?«
    »Eigentlich aus dem gleichen Grund. Jemand, der sich so gut mit Laser auskennt, weiß, dass er bei dieser Aktion Spuren hinterlässt. Ich würde also eine Laserkanone nicht unbedingt aus meiner eigenen Wohnung abfeuern. Ich würde, wie unser Marder, ein Hotelzimmer für einen Tag mieten und dann wieder verschwinden.«
    Alle außer Waltraud nickten zufrieden. Alle waren ein bisschen stolz auf Becker.
    »Chapeau!«, sagte Stengele und deutete eine Verbeugung an, was bei seinem knochigen Gestell einigermaßen skurril aussah.
    »Das ist noch nicht alles«, fuhr der Chef der Spurensicherer fort. »Die Dame an der Rezeption hat die Gästeliste im Computer durchgesehen. Sie konnte sich an den Gast in dem Zimmer hier deshalb erinnern, weil er am Silvesternachmittag ein- und am Neujahrstag wieder

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