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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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und Überirdisches, manchmal senkten sich die Lider, als wollte er einschlafen.
    »Wir sollten vielleicht doch einen Arzt holen«, sagte Hölleisen. »Ich glaube, der hat mehr als ein paar Maß Bier getrunken. Hast du den Chef inzwischen angerufen?«
    »Ist schon unterwegs.«
    »Und Nicole? Die hat mir erzählt, dass sie in Recklinghausen einmal einen VHS -Kurs Arabisch belegt hat.«
    »Ist ebenfalls unterwegs.«
    »Rosebud«
, sagte der Mann auf der Wartebank plötzlich laut und deutlich.
    Die beiden Polizisten drehten sich zu ihm um. »Wie bitte?«
    »Rosebud. Call one-four-one-three.«
    »Das ist nicht Arabisch«, sagte Ostler. »Das ist Englisch. Die Nummer der amerikanischen Garnison.«
    »Wir rufen dort an.«
    »Gute Idee.«
    Zwischen dem Zeitpunkt, als Ostler im Marshall-Center anrief und das Wörtchen »Rosebud« aussprach, und dem ohrenbetäubenden Reifenquietschen vor der Polizeiwache lagen keine fünf Minuten. Ein Jeep fuhr schliddernd in die Einfahrt, wie es noch nie jemand gewagt hatte, dort hineinzudonnern. Zwei amerikanische Militärpolizisten sprangen heraus, sie schrien etwas in ihre Walkie-Talkies und stürmten polternd ins Revier. Ostler und Hölleisen, beide nicht eben schreckhaft, zuckten dann doch ein wenig zusammen, als sie die Riesen ins Zimmer stürmen sahen. Die gefühlten Zweimeterzwanzigkerle der US -Army, im Zweitberuf sicher Basketballprofis in der NBA , schlugen die Hacken zusammen, grüßten Ostler und Hölleisen militärisch ehrerbietig und deuteten erfreut auf den dasitzenden Busfahrgast. Einer von ihnen packte ihn sich wie selbstverständlich über eine Schulter, so wie man ein schlummerndes Kleinkind über die Schultern wirft, und trug ihn nach draußen. Sie verluden ihn dort gemeinsam in den Jeep und machten Anstalten, militärisch korrekt grüßend, aber sonst wortlos, davonzubrausen.
    Hölleisen und Ostler liefen ihnen auf den Hof nach.
    »Entschuldigung, wir müssen noch einige Formalitäten –«
    Ostler brach ab. Er wusste, dass es vergeblich war. Bevor der Jeep anfuhr, war noch ein Mann ausgestiegen, ein unauffälliger, kleiner Mann mit Sonnenbrille. Ostler kannte ihn.
     
    Nicht gar so kühn, aber ebenfalls mit quietschenden Reifen, kamen Jennerwein und Maria in den Hof gefahren.
    »Was ist los?«, fragte Jennerwein.
    Ostler und Hölleisen berichteten kurz von den Ereignissen.
    »Marder, die vierte«, sagte Maria. »Wie er es angekündigt hatte: Kein Anschlag gegen ein bayrisches Symbol, sondern ein Angriff auf die – na ja – internationale Sicherheit. Eine Entführung also. Aber eine Entführung, bei der er vielleicht den Falschen erwischt hat?«
    »Ich denke, dass er genau den Richtigen erwischt hat«, sagte Ostler. »Das muss ein ganz Wichtiger gewesen sein.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer das war?«
    Ostler deutete über den Hof.
    »Nein, aber ich habe eine Ahnung, wer
das s
ein könnte.«
    Der müde aussehende Mann mit der Sonnenbrille, der an der Ecke gewartet hatte, kam nun langsam über den Parkplatz. Schon von weitem hielt er einen Ausweis hoch. Zielstrebig ging er auf Jennerwein zu, als wüsste er, wer hier der Chef ist, nämlich der unauffälligste in der Gruppe.
    »Hallo«, sagte er zu Jennerwein, »Sie sind sicherlich der ranghöchste Beamte hier.«
    »Was bedeutet CIC ?«, fragte Jennerwein, nachdem er den Ausweis des müden Mannes studiert hatte.
    » CIC heißt ›United States Army Criminal Investigation Command‹. Eine spezielle Abteilung der Militärpolizei. Um es kurz zu machen: Vergessen Sie, was gerade geschehen ist.«
    »Ich bin ein bayrischer Beamter, ich kann nicht so schnell vergessen.«
    »Ich brauche bloß den Innenminister anzurufen. Den amerikanischen Innenminister wohlgemerkt. Oder den US -Botschafter, der gerade in – warten Sie – Bad Tölz Urlaub macht. Wollen Sie so einen Wirbel? Einfacher ist es, Sie vergessen den Mann wieder.«
    »Den Araber?«
    »Er ist kein Araber. Er ist amerikanischer Staatsbürger. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich Ihnen sage, dass er ein sehr wichtiger amerikanischer Staatsbürger ist. Er untersteht deshalb unserer Gerichtsbarkeit, nicht Ihrer. Also?«
    »Habe ich eine Wahl?«
    »Nein«, sagte der Mann mit der Sonnenbrille. Er sprach akzentfreies Deutsch. »Sie haben zur Zeit sicher andere Dinge zu erledigen. Diese Sache hat nichts mit Ihrer Arbeit hier zu tun.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich weiß es. Ich würde Ihnen empfehlen, die Episode zu vergessen, dieses Gespräch zu vergessen, mich zu

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