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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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ausgecheckt hat. Das ist ungewöhnlich für einen Touristen.«
    »Sehr ungewöhnlich«, sagte Frau Waltraud. »Gerade am Neujahrstag wird bei uns im Kurort einiges geboten. Und wir hier in Waltrauds Wohlfühloase –«
    »Haben Sie schon einen Zeichner –«
    »Natürlich, den habe ich auf der Stelle geholt und ihn sofort ein Phantombild in den Rechner trommeln lassen. Nach den Angaben der Dame an der Rezeption ist
das
unser Mann.«
    Triumphierend hielt Becker den Computerausdruck hoch, dass ihn alle sehen konnten. Jennerwein und seinem Team stand die Enttäuschung auf dem Gesicht geschrieben.
    »Aber das ist ja –«
    »Das kann keiner von unserer Liste sein!«
    Der Mann auf der Zeichnung war nicht der Angerer Willi, nicht der Harrigl Toni, nicht der Bürgermeister, nicht Frau Oberstudienrätin oder einer ihrer Schüler, es war überhaupt kein Verdächtiger, den sie bisher ins Auge gefasst hatten. Und es war auch offensichtlich kein alteingesessener Einheimischer. Es war ein grimmig dreinblickender Mann, der seine fernöstliche Herkunft nicht verleugnen konnte.
     
    »Ein Asiate!«, rief Stengele entgeistert.
    Einen Asiaten hatten sie bislang nicht auf der Rechnung gehabt. Stumm blickten sie sich an.
    »Gut gemacht, Becker«, sagte Jennerwein.
    »Der Rest ist Ihre Sache«, antwortete Becker. »Wir werden uns noch eine Weile hier aufhalten. Wir machen auch ein paar Schussversuche, diesmal mit einer Laserkanone. Nur um ganz sicherzugehen, dass unsere Theorien stimmen.«
    Die Tür ging auf, ein paar Techniker schoben ein Ungetüm von Apparat herein und stellten es ans Fenster. Frau Waltraud beäugte das Ungetüm misstrauisch.
    »Das ist der Laserapparat. Mit Stromgenerator.«
    Becker steckte ein paar schwarz glänzende, röhrenartige Teile zusammen.
    »Und das ist das eigentliche Lasergewehr. Es piekt gewaltig, der Schmerz ist vergleichbar mit einem mittleren Stromschlag. Ich habe schon einen Selbstversuch gemacht – was tut man nicht alles für die Aufklärung eines Verbrechens.«
    Alle sahen noch zu, wie sich drüben auf der Schanze, auf der alles begonnen hatte, eine wohlbekannte Gestalt fertig zum Sprung machte. Ihre rote Pudelmütze konnte man bis ins Zimmer hinein erkennen. Und jetzt schien sie sogar zu winken. Gisela war wieder im Einsatz.
     
    Das Team sammelte sich unten in der leeren Hotellobby. Größere Lauschangriffe waren nicht zu befürchten, also konnte man eine Besprechung wagen. Der Kommissar schien unternehmungslustig und angriffsbereit.
    »Er ist also Asiate, unser Marder. Er mietet sich am Silvesternachmittag hier ein, um am Neujahrstag einen Riesenwirbel zu veranstalten. Aber warum?«
    »Weil er sich, wie Nero am brennenden Rom, an der Katastrophe ergötzt?«, schlug Nicole vor.
    »Das wäre eine Möglichkeit, die würde auch zu den anderen Anschlägen und zu den Bekennerbriefen passen. Ich aber habe versucht, einen anderen Grund zu finden. Der Marder produziert am Neujahrstag einen spektakulären Hingucker, weil er von etwas anderem ablenken will. Und er inszeniert noch ein paar weitere Anschläge, weil er wiederum vom Neujahrsspringen ablenken will.«
    »Der Neujahrsanschlag sollte von etwas anderem ablenken?«, fragte Stengele zweifelnd. »Von einem anderen Anschlag?«
    »Vielleicht«, entgegnete Jennerwein. »Das Neujahrsspringen erregt große öffentliche Aufmerksamkeit. Es gibt einen beachtlichen Auflauf an Prominenz. Mit einem dieser Prominenten will der Marder etwas Unschönes machen. Ich tippe auf Erpressung, sonst hätten wir davon gehört. Der Marder veranstaltet ein Riesenspektakel, das alle ablenkt, auch die Leibwächter. Dann greift er auf den Prominenten zu.«
    »Einspruch«, sagte Maria. »Der wäre doch zur Polizei gegangen. Sagen wir, Madonna ist da und soll erpresst werden –«
    »Ich rede aber nicht von Madonna. Ich rede von jemandem, der überhaupt kein Interesse hat, an die Öffentlichkeit zu gelangen. Kein normaler Schlagerfuzzi oder Regierungsheinzel, sondern einer, der wirklich was bewegt. Einer der vielen Leute, die wirkliche Macht, wirklichen Einfluss haben, die Strippenzieher, die sich nicht öffentlich zeigen. Ich bin durch den heutigen
Brief des Marders draufgekommen. Da redet er von den
wirklichen
Entscheidungsträgern.«
    Er nahm die Kopie aus der Tasche und las:
    Je wichtiger sie sind, desto weniger sieht man sie in der Glotze. Aber wissen Sie, woran man sie erkennt? An ihren stets präsenten Leibwächtern.
    »Wir wissen, dass sich die landläufig bekannten VIPs

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