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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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auf die Pritschenkante, um das Gespräch besser verfolgen zu können.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte er. »Ich habe da etwas von einem Anschlag gehört.«
    »Wir sammeln erst Informationen«, sagte Jennerwein und winkte den Bergwachtler und seine Ermittler nach nebenan.
     
    »Wann ist der Anruf bei Ihnen eingegangen?«, fragte Jennerwein den Bergwachtler dort.
    »Kurz vor dreizehn Uhr.«
    »Und wie lange haben Sie bis hierher gebraucht?«
    »Nicht einmal zehn Minuten.«
    »Was hat der Anrufer gesagt?«
    »Dass unterhalb der Schachenhütte, auf der Höhe vom Sauwald, eine Lawine abgegangen ist. Und was hat Ihr Anrufer gesagt?«
    »Erklären Sie’s ihm«, sagte Jennerwein zu Maria. »Stengele und Schwattke, kommen Sie mit, wir nehmen von den Zeugen die
kleinen Personalien
auf.«
    »Mein Name ist Hauptkommissar Jennerwein. Bei solchen Unfällen ist es üblich, dass die Polizei hinzugezogen wird, um ganz sicherzugehen, dass kein Fremdverschulden vorliegt«, log der Kommissar. »Meine beiden Kollegen werden jetzt Ihre Adressen notieren.«
    Alle im Pritschenraum richteten sich auf und kamen sich ein kleines bisschen wichtiger vor als vorher. Eine überraschende Lawine, die blitzschnelle Rettung, eine spektakuläre Hubschrauberlandung und der Auftritt von Bergwacht und Polizei – die Mehrheit glaubte jetzt doch wieder, dass die Agentur IMPOSSIBLE hinter all dem steckte. Aber wann gab es dann die »Gamsfleischpflanzerl«, die man vorher gesehen hatte? Nicole Schwattke wandte sich an den ersten Zeugen.
    »Darf ich um Ihren Namen und Ihre Adresse bitten?«
    Pierre Brice erstarrte.
    »Wissen Sie nicht, wer ich bin?«
    Nicole Schwattke, die vierundzwanzigjährige Kommissarin, schüttelte den Kopf.
    »Pierre Brice«, sagte Jennerwein über die Schulter hinweg.
    »Was, Sie kennen den Mann?«, fragte sie erstaunt.
    »Das war vor Ihrer Zeit, Nicole«, sagte Jennerwein. »Lassen Sie nur, ich glaube nicht, dass er im Nebenberuf Marder ist.«
     
    Das Außenteam der Spurensicherer polterte wieder herein, Hansjochen Becker, die Frau mit der starken Brille und das spillerige Männchen klopften sich den Schnee von der Kleidung und den Schneematsch von den Schuhen.
    »Unser Marder ist ein Profi, Leute!«, schrie Becker fröhlich, Jennerwein bedeutete ihm zu schweigen und in den Nebenraum zu kommen. Die drei Beckeronis stellten ihre Tüten nun
vorsichtig auf den Boden und die Frau mit der starken Brille machte sich sofort daran, alles zu beschriften.
    »Unser Marder hat gute Arbeit geleistet«, flüsterte Becker im Nebenraum. »Er hat das Schneebrett an mindestens drei Stellen gesprengt. Eine einzige Zündung hätte schon genügt, um die unsicher und halb aufliegende Schneeschicht zum Rutschen zu bringen. Sieht mir kenntnisreich aus, aber auch irgendwie – wie soll ich sagen – pedantisch. Wie wenn sich der Marder gar nichts zutrauen würde.«
    »Oder militärisch«, warf Stengele ein. »Ich war beim Bund bei den Pionieren. Da haben wir kontrollierte Lawinenabgänge auch so vorbereitet. Mit mechanischen Zeitzündern, die an vielen Stellen verteilt waren.«
    »Und wenn es doch jemand von dieser Eventagentur IMPOSSIBLE war?«, sagte Maria.
    »Das ist durchaus möglich«, mischte sich der Bergwachtler ein. »Denen mussten wir schon öfters aus der Patsche helfen. Und es wäre nicht das erste Mal, dass sie ihr Schlamassel selbst verursacht haben.«
    »Ein kontrollierter Lawinenabgang als Incentive-Kick?«, fragte Nicole Schwattke.
    »Wenn ich Ihnen erzähle, was die sich schon alles geleistet haben!«, sagte der Bergwachtler. »Ein kleiner Lawinenabgang ist da gar nichts.«
    »Da war doch grade von mechanischen Zeitzündern die Rede. Hat der Marder denn nicht mit Fernzünder gearbeitet?«, fragte Nicole dazwischen.
    »Nein«, antwortete Becker, »mit ganz altmodischen, selbst gebastelten Zeitschaltuhren. Und dann haben wir noch etwas gefunden, das gegen die These spricht, dass es jemand von der Agentur war.«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Jennerwein. »Einen Bekennerbrief.«
    Becker hob eine Plastiktüte hoch, durch die man den Brief lesen konnte.
    »Sehr geehrter Hauptkommissar Jennerwein!
     
    Ich bin siebenundzwanzig, ich bin dreiundvierzig, ich bin Ende sechzig … «
    »Der Marder«, sagte Maria.
    »Hören Sie«, sagte Jennerwein zu dem Hüter der luftigen Höhen. »Könnten Sie diese Details des Anschlags noch eine Weile für sich behalten?«
    »Natürlich. Auf die Bergwacht können Sie sich verlassen. Was wir schon

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