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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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scheinen bisher noch jeden Fall gelöst zu haben. Enttäuschen Sie mich nicht.
    Apropos vierter Anschlag: Ziehen Sie keine voreiligen
Schlüsse. Ich blicke gerade auf meine bisherigen drei Aktionen zurück und bin mir dessen bewusst, dass der Eindruck entstehen könnte, ich hätte etwas gegen den Fremdenverkehr und die bayrische Lebensart: Skispringen – Wandern – Weißwürste. Aber der Eindruck ist falsch, ich werde beim nächsten Anschlag etwas anderes machen, etwas völlig anderes, es wird überhaupt keine bayrischen Befindlichkeiten berühren.
    Wie sieht es eigentlich mit dem Profiling aus? Sind Sie schon bei männlich, Mitte dreißig, hochintelligent, starke Minderwertigkeitskomplexe, Insuffizienz, Kompensation durch Größenwahn ...? Weiter so, Frau Psychologin Schmalfuß! Wenn Sie mal Fragen haben, wenden Sie sich ruhig an mich, über die Altbayerische Heimatpost bin ich jederzeit erreichbar. Ich habe in der Zeitung gelesen, wer alles noch in Ihrem Team ist. Zunächst Ostler und Hölleisen: hervorragende Kräfte, zuverlässig, ortskundig, ich kenne sie gut, sie mich vermutlich auch. Schwattke: nett, aber zu jung und unerfahren, ich persönlich hätte auch nie eine Mitarbeiterin aus Recklinghausen ins Team genommen, aber das ist Ihre Sache. Stengele: zu gefühlslastig, zu konservativ. Becker: übergenau, datenfixiert. Und schließlich Sie, Herr Kommissar! Ich will nun wirklich keine Scherze über Namen machen, aber Ihre Jagdbeute ist bei diesem Fall noch überschaubar.
     
    Mit vielen Grüßen, bis bald – Ihr Stefan L.
    (Name wurde vom Täter geändert)
     
    PS : Diesmal bitte ich um eine kurze Bestätigung meines Bekennerschreibens. Bei einer Flaschenpost weiß man nie, ob es klappt. Ich habe vorsichtshalber jeweils eine Flasche in alle Seen der Umgebung gegeben.
    Es war Badewetter, und die Seeufer waren überschwemmt mit Müßiggängern, Kreuzworträtsellösern und ölglänzenden Sonnenanbetern. Familien mit quäkenden Kindern räkelten sich auf bunten Frottees. Jessika war so ein Kind, gerade sprang sie herunter von ihrer Bibi-Blocksberg-Decke und lief ans Ufer. Sie tauchte ihren Finger ins Wasser, dann blieb sie mit offenem Mund stehen. Sie hatte schon davon gelesen, in wilden Abenteuerromanen, aber da auf dem Wasser kam tatsächlich eine daher, eine verstöpselte Flasche mit einem Blatt Papier darin. Wie konnte Flaschenpost von einer Insel des Pazifischen Ozeans bis hierher in den Riessersee gelangen? Jessika fischte die Flasche heraus und brachte sie ihren Eltern. Zehn Minuten später stand die ganze Familie im Polizeirevier.
     
    Riessersee, Pflegersee, Eibsee, Badersee, Schmölzer See, Ferchensee, Schachensee, Stuibensee – na toll, es gab ja nur knapp zwanzig Seen in der näheren Umgebung. Die SoKo Marder verbrachte ein paar Stunden damit, die Flaschen in den anderen Seen zu suchen und einzusammeln. Es ergab ein eigenartiges Bild, als die komplette Mordkommission IV sämtliche Kähne des Bootsverleihs auf dem Pflegersee gemietet hatte, um sich auf dem Wasser zu verteilen und nach weiterer Flaschenpost Ausschau zu halten. Das Team war inzwischen aus der Zeitung gut bekannt. Für die Badegäste musste es so aussehen, als würden hier Wasserleichen gesucht, und kein Mensch ging mehr schwimmen.
    »Und wer bezahlt mir das jetzt?«, fragte der Betreiber des Strandbads, als auch der letzte Gast sein Handtuch gepackt und das Gelände verlassen hatte. Kommissar Jennerwein gab ihm die Adresse des bayrischen Innenministeriums.
    »Zuständig ist ein gewisser Herr Meiser in der Abteilung
Reparationsleistungen bei Kollateralschäden durch Polizeiarbeit
«, sagte Jennerwein. »Viel Glück.«
    »Ich glaube, jetzt hat er einen Fehler gemacht«, sagte Maria. »Denn was wir nun haben, sind Schriftproben von gleichlautenden Briefen. Jeder Schriftsachverständige würde sich die Finger ablecken.«
    »Warum das denn?«, fragte Becker, ebenfalls äußerst graphologiekritisch.
    »Durch die größere Datenmenge kann man mit einer größeren Wahrscheinlichkeit sagen, ob die Schrift verstellt ist.«
    Maria faxte Kopien der Schriftproben an
die
beiden internationalen Koryphäen des Schriftvergleichs. Nach einer halben Stunde kamen schon die Antworten, eine von der Stanford University und eine von der Sorbonne.
    »Und?«, fragte Nicole, als Maria die Antworten gelesen hatte.
    »Interessant. Die Experten sind der Meinung, dass vorliegende Handschriften nicht verstellt sind. Mit einer fast hundertprozentigen

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