Hochsaison. Alpenkrimi
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ist eigentlich bloß ein Füllsel, das nicht so recht zu seiner sonstigen straffen Rhetorik passt. Meiner Ansicht nach ist ihm hier ein Ausrutscher passiert.«
»Das geht ja auch gegen Sie in Ihrer Eigenschaft als Psychologin«, sagte Ostler zu Maria.
»Das betrübt mich jetzt weniger.«
»Weiter«, drängte Jennerwein. »Gibt es noch ein Merkmal?«
»Ich denke, ich kann sein Alter bestimmen«, fuhr Maria fort. »Er ist Mitte dreißig, nicht jünger und nicht älter, das leite ich aus seinem Schreibstil, seiner Wortwahl ab. Ein Jugendlicher schreibt anders. Die Gymnasiasten fallen hiermit weg.«
»Kann sich ein Gymnasiast nicht auch verstellen?«, fragte Stengele. »Kann er, wenn er sich anstrengt, nicht so schreiben wie ein Mittdreißiger?«
»Ja, das kann er«, räumte Maria ein. »Dazu gehört aber eine große stilistische Gewandtheit, die in anderen Bereichen ebenfalls auffiele. Er müsste zum Beispiel dann gute Noten in Deutsch haben. Keiner dieser acht Schüler hat gute Noten in Deutsch. Ich habe das nochmals nachgeprüft, glauben Sie mir.«
»Vielleicht ist das auch bloß wieder Verstellung?«, bohrte Stengele nach. »Er tut nur so, als ob –«
»Wir sollten uns nicht verzetteln«, unterbrach Jennerwein. »Bitte, Maria, fahren Sie fort.«
»Ich schließe die Schüler auch noch aus einem anderen Grund aus. Der Täter fühlt sich minderwertig und unzulänglich. Es gibt zwei Gruppen von Insuffizienztätern. Da ist einmal der Ventil-Täter. Das ist der einsame, verarmte, heruntergekommene,
verachtete Mensch, der dann plötzlich ein Stück Holz von der Autobahnbrücke wirft. Er will damit sagen:
Ja, ich bin der letzte Dreck. Ich kann nichts anderes, als euren behaglichen bürgerlichen Strom zu stören.
Unser Täter, der Marder, ist kein Ventiltäter, dazu sind die Aktionen viel zu durchdacht, und – entschuldigen Sie den Ausdruck – zu leicht und spielerisch. Er ist der andere Typ des Insuffizienztäters, er ist der falsch Eingesetzte, der falsch Eingeschätzte. Er ist der zweite Vorsitzende eines kleinen Sportvereins, der sich mit der Vorstellung herumquält, dass er doch eigentlich der erste Vorsitzende eines großen Sportvereins sein müsste. Er ist zweiter Kreisvorsitzender in einer kleinen Partei und möchte Landesvorsitzender in einer großen sein. Er hat einen Beruf, der ihm ein bisschen Macht gibt, er will aber mehr. Er ist Polizist, Lehrer, Politiker, Arzt, sein Einfluss auf andere Menschen ist groß, das genügt ihm aber nicht.«
»Deshalb schließen Sie die Schüler aus?«
»Genau. Wir sollten uns aber andere Personen auf der Liste genauer ansehen. Zum Beispiel diese Lehrerin, diese – wie heißt sie? – Frau Oberstudienrätin Ronge. Lehrer sind Menschen mit erstaunlich großen Machtbefugnissen über andere Menschen. Das Gleiche gilt für Politiker, vor allem Lokalpolitiker. Wenn Sie mich fragen: Dieser Toni Harrigl ist ein ganz heißer Kandidat auf den Mardertitel. Aber auch der Bürgermeister.«
»Warum nicht gleich der ganze Gemeinderat?«, maunzte Stengele.
»Warum nicht, ja.«
»Der Kreis der Verdächtigen wird immer größer statt kleiner«, sagte Jennerwein. »Wir müssen es anders anpacken. Wir müssen auf irgendeine Weise in Kontakt mit ihm treten. Rauchpause.«
Draußen waren Gewitterwolken aufgezogen, und die Landschaft wirkte sofort düster und bedrohlich.
»Wie geht es eigentlich der bedauernswerten Resi Kreitmayer?«, fragte Nicole.
»Den Umständen entsprechend gut«, antwortete Ostler. »Sie hat einen schweren Schock, redet von einem schwarzen Vogel, der auf sie zugeflogen kam.«
»Posttraumatische Mythenbildung«, warf Maria ein. »Das wird sich wieder einrenken.«
»Jedenfalls sammelt sich im Krankenhaus einiges an Marderopfern an«, sagte Ostler. »Erst Åge Sørensen, dann diese Ilse Schmitz, die sich selbst in den Fuß schießt, und nun die alte Kreitmayerin. Ganz zu schweigen von den hundertsiebenundachtzig Frühschopplern. Die Einschläge kommen immer näher, finden Sie nicht?«
»Ich schlage Folgendes vor«, sagte Kommissar Jennerwein, als alle wieder drinnen waren. »Wir arbeiten einerseits konventionell weiter. Becker, Sie sehen zu, dass wir unter den Tausenden von Spuren doch noch eine finden, die zu ihm führt.«
»Wird gemacht. Derzeitig ist die Laser-Spur immer noch die heißeste. Alle anderen Requisiten kann man im Schreibwarenladen kaufen. Wenn der Marder aber wirklich mit einem Lasergewehr geschossen hat, und wenn wir
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