Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
Vom Netzwerk:
erwartet, dass er einen Kommentar dazu abgab. Penck nuckelte an seinem Bier und sagte:
    »Ich kenne sie ja persönlich, die Maria Schmalfuß, vom Studium her. Ich habe sie hier zufällig wiedergetroffen. Da hat sie
mir erzählt, dass sie inzwischen bei der Polizei ist. Das ist ganz typisch: Die, die im Studium gar nichts reißen, die gehen dann zur Polizei. Die Polizei ist geradezu ein Sammelbecken –«
    Penck wollte sich jetzt, ganz im Trend der öffentlichen Meinung, aber psychologisch unterfüttert, auf die Polizei einschießen, da kam Willi Angerer mit seiner neuen Forstamtsgehilfin herein und setzte sich.
    »Angerer, wo warst denn dann du?«, fragte der Harrigl.
    »Wann soll ich wo gewesen sein?«
    »Ja, du weißt schon.«
    »Nichts weiß ich.«
    »Nichts weißt du. So.«
     
    Und da schau her, großes Hallo: Auch der Bürgermeister kam noch auf einen Sprung herein.
    »Ganz kurz nur«, sagte er. »Ich muss morgen früh raus, ein Interview, deshalb nur ein kleines Weißbier. Mirgl, wie steht es um die Kreitmayerin? Weißt du etwas Genaueres?«
    »Nimmt sich der Kumpfsaitl seelenruhig eine Wurst heraus und frisst sie«, sagte Wolli Wollschon mit schwerer Zunge.
    »Nein, das weiß ich nicht«, sagte Feuerwehrhauptmann Mirgl, »Informationssperre. Aus dem Krankenhaus erfährst du nichts.«
    »Aha, Informationssperre, da schau her!«, rief Manfred Penck. »Den Kopf sollen wir schon alle hinhalten für die Polizei, dafür sind wir gut genug. Aber wenn wir dann wissen wollen, wie es einem Opfer geht, dann behandeln sie uns wie die letzten Deppen.«
    »Informationssperre hin oder her – ein bisserl was ist doch durchgedrungen«, sagte der Apotheker Blaschek, der aus dem Tschechischen herübergemacht hatte und der der zweite Akademiker am Tisch war. »Botulin war in der Weißwurst drin. Botulin. So heißt das Gift.«
    »Woher weißt du denn das?«, fragte Penck.
    »Beziehungen«, zwinkerte Blaschek. »Fürchterlich, das Zeug. Die Auswirkungen kann man gar nicht beschreiben. Es beginnt mit einem Hüsteln, einem leichten Hüsteln, wo alle sagen: Was hüstelst du denn so? Das geht über in ein Zucken, ein leichtes Zucken –«
    »Hast du eigentlich ein paar Gramm von diesem Botulin bei dir in der Apotheke?«, unterbrach ihn der Angerer Willi.
    »Freilich«, sagte der Blaschek, »aber fehlen tut sich nix, kein Fizzelchen – wenn ihr das meint.«
    Das Gespräch drehte sich nicht mehr um ihn, so etwas mochte der Harrigl gar nicht.
    »Ich habe sozusagen eine
embedded operation
gemacht«, sagte er so laut, dass sich alle in der Runde zu ihm hindrehen mussten.
    »Was hast gemacht?«, fragte der Pfarrer, der nach der Spätmesse gerne noch auf einen Absacker hereinkam.
    »Vernichten!, vernichten! hab ich geschrien, und der Kumpfsaitl frisst seelenruhig eine Wurst«, lallte Wolli Wollschon.
    »Ich habe der Polizei bei der Gelegenheit ein bisschen auf die Finger geschaut«, fuhr Harrigl fort. »Und ich kann euch sagen, von einer Organisation ist da kaum eine Rede gewesen. Die sind herumgestolpert wie die Anfänger. Ein Wort von mir würde genügen, ein einziger Anruf im bayrischen Innenministerium –«
    »Na, na, jetzt ist es aber gut«, sagte Feuerwehrhauptmann Mirgl. »Der Jennerwein ist schon recht. Und seine Leute auch. Lass ihn doch einmal in Ruhe arbeiten.«
    »So ist es«, sagte der Apotheker Blaschek und erhob sein Bier. »Jeder tut seine Arbeit. Ich misch mein Botulin, und der Kommissar jagt seinen Merder.«
    Nach zwölf verfiel er oft ins Böhmische, der Blaschek.
    »Ja, verteidigt sie nur, die Beamtenköpfe!«
    Mit diesen Worten stand Toni Harrigl auf. »Ein einziger Anruf würde genügen«, murmelte er, als er am Tisch der stummen Kartenspieler vorbeischwankte.

50
    Nicht viel später stapfte ein altes Mütterchen mit zwei Plastiktüten durch die warme, menschenleere Sommernacht des Kurortes. Sie beschleunigte ihre Schritte, soweit das in ihrem Alter eben noch möglich war. Einige Nachtschwärmer schüttelten den Kopf über die wunderliche Alte und riefen ihr Spottworte nach. Sie lächelte und achtete nicht weiter darauf. Dann aber blieb sie stehen und strich sich zwei graue Haarsträhnen aus dem Gesicht. Da vorne, am Ende der ansteigenden Straße war das alte, holzverkleidete Haus in Sicht gekommen, das große Schild mit der altmodischen Inschrift
Pension Alpenrose
hob sich stolz vom Nachthimmel ab. Ein Licht brannte, oben im Zimmer der Direktrice. Margarethe Schober hatte vielleicht schon wieder einen neuen Schwung

Weitere Kostenlose Bücher