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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Liebesromane bekommen. Das alte Weiblein näherte sich dem Haus, sie verlangsamte die Schritte und sah sich genau um. Eine Zeitlang stand sie regungslos und betrachtete die Fassade des Hauses. Wohnte sie hier? Als die zerknautschte Kopftuchgestalt um das Haus herumging, schien es fast so. Doch was war das? Auf der Rückseite des Hauses bückte sie sich behende und warf ein Steinchen hoch an ein Fenster im ersten Stock. Sie stieg mit erstaunlichem Geschick auf einen Holzstoß, sprang von da aus auf einen niedrigen Schuppen, der in der Deckung einer wuchtigen Buche lag, dann hangelte sie sich weiter über die Feuerleiter bis zu einem schmalen Balkon. Im ersten Stock öffnete sich das Fenster, das Mütterchen schwang sich katzengleich hinüber zum Fensterbrett und stieg hinein.
    Frau Schober war schon auf Seite 46 des Romans
Herzen brennen nur sonntags
, Wong versuchte ein Gähnen zu unterdrücken, und Shan sagte säuerlich verschlafen:
    »Und? Schon etwas herausbekommen?«
    »Einiges«, sagte Karl Swoboda, während er sich die künstliche Nase entfernte und das Kopftuch abnahm. »Eines muss man euch lassen, die Wohnung, die ihr hier ausgesucht habt, ist allererste Sahne. Ich habe in meiner ganzen Laufbahn keine Operationsbasis gesehen, die man so unbeobachtet betreten und wieder verlassen kann.«
    »Aber was hat er herausgefunden, der Herr Problemlöser?«
    Es war erstaunlich, wie rasch sich Karl Swoboda nun wieder in einen ganz normalen, unauffälligen Mann mittleren Alters verwandelte. Das, was das
alte Mütterchen
ausgemacht hatte, steckte in den beiden Plastiktüten. Swoboda hatte seine Verwandlungsrequisiten immer dabei. Wenn etwas schiefgegangen wäre bei seinem Streifzug durch den Ort, dann hätte er sich in einer Toilette oder in einem Nebenzimmer blitzschnell in eine andere Figur verwandeln können. Ein-, zweimal hatte ihm so ein Plastiksackerl schon das Leben gerettet.
    »Ich habe einige interessante Dinge erfahren«, sagte Swoboda. »Man hat Mitleid mit einer alten Frau, deshalb erzählt man ihr einiges. Wusstet ihr zum Beispiel, dass der Schwippinger Jakob vor seiner Frau, der Christine Schwippinger, so tut, als hätte er eine Freundin, in Wirklichkeit aber geht er zum Angeln?«
    Shan seufzte.
    »Nein, das wussten wir nicht. Ist das wichtig für uns?«
    »Es war nur ein Beispiel, was man alles erfährt. Also, kurz gesagt: Dieser Toni Harrigl, der Lokalpolitiker, den ich zuerst in Verdacht gehabt habe – der hat mit den Anschlägen nichts zu tun, das kann ich mit ab-so-lu-ter Bestimmtheit sagen.«
    »Ach ja?«
    Shan und Wong machten ihre gewohnten morgendlichen
Tai-Chi-Übungen, Shan war gerade bei der Übung
Der Löwe springt über den brennenden Busch
, Wong versuchte das schwierige
Fließen ohne Ziel
.
    »Das Einzige, was Menschen wirklich interessiert«, fuhr Swoboda fort, »ist die Aufmerksamkeit von anderen Menschen. Der Harrigl, das ist einer, der sowieso schon im Mittelpunkt steht, der braucht derartige Faxen nicht. Unser Mann muss einer in der zweiten Reihe sein – der aber in die erste Reihe will. Nach so einem müssen wir suchen und nach keinem anderen.«
    Frau Dr. Maria Schmalfuß wäre begeistert gewesen von Swobodas auf den Punkt gebrachter Psycho-Analyse. Wong nickte, ohne seine Übung zu unterbrechen. Shan hatte die Position
Zittergras
eingenommen:
    »Wie steht es mit dem Bürgermeister?«
    »So ein Bürgermeister hat einen vollen, offiziell protokollierten Terminplan. Wann soll der da noch unbemerkt auf den Schachen gehen – zwischen zwei Fernsehinterviews? Wo soll der sein Botulin besorgen – in der Marktapotheke?«
    »Vielleicht hat er Helfer, der Bürgermeister?«
    »Nein, ich bin mir ganz sicher, dass der Attentäter vollkommen alleine arbeitet. Der will alles für sich.«
     
    Draußen dämmerte es jetzt, die ersten Vögel zwitscherten, ein barocker Sonnenaufgang bereitete sich vor, als Frau Margarethe Schober ihr Buch mitten in einer aufköchelnden Liebesszene zuklappte und einen Entschluss fasste. Mit den Frühstücksvorbereitungen musste sie erst in einer halben Stunde beginnen. Jetzt oder nie. Sie ging hinunter in den ersten Stock und klopfte leise an die Tür der Gäste, die sich beim Einchecken als malaiische Geschäftsleute auf Skiurlaub ausgegeben hatten.
    Drinnen im Zimmer reagierte man darauf nicht mehr gar so hektisch wie das letzte Mal. Man erkannte Frau Schober am Klopfen. Gut, Swoboda schlich natürlich ins Nebenzimmer,
aber Wong griff nicht mehr zu seinem Gnadgott,

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