Hochzeit auf griechisch
sei denn, Sie wissen den Namen des Vaters?“
„Delia hat mir gesagt, er sei tot.“
„Sind Sie sicher?“
„Absolut“, entgegnete sie mit fester Stimme und sah ihm in die Augen. Delia hatte ihr den Zeitungsartikel von dem Zugunglück in London gezeigt. Nicholas’ Vater war ums Leben gekommen, ein junger Mann, den Delia an der Universität kennengelernt hatte.
„Gut. Dann besteht also keine Gefahr, dass urplötzlich jemand auf der Bildfläche erscheint und den Jungen zu sich holen will. Damit bleiben nur Sie und ich.“
„Bevor Sie weitersprechen“, fiel Helen ihm ins Wort, „sollten Sie wissen, dass Delia mich bei Nicholas’ Geburt als Vormund eingesetzt hat. Ich habe die Dokumente und kann das jederzeit belegen.“
„Da bin ich mir ganz sicher“, erwiderte er sarkastisch. „Vor meinem Besuch habe ich einen Anwalt in London aufgesucht, einen gewissen Mr. Smyth. Er verwaltet Delias Testament. Danach erben Sie einen Teil ihres Vermögens,zwanzig Prozent, um genau zu sein. Das macht uns, wie Sie wahrscheinlich nur allzu gut wissen, bis zu Nicholas’ einundzwanzigstem Geburtstag zu den Verwaltern seines Erbes.“ Fassungslos öffnete Helen den Mund. „Tun Sie nicht so überrascht. Sie sind wahrscheinlich das bestbezahlte Kindermädchen in der Weltgeschichte. Damit erzähle ich Ihnen ja nichts Neues.“
„Delia hat mir so viel hinterlassen? Das wusste ich nicht, und ich will kein Geld. Ich liebe Nicholas. Ich habe zugestimmt, sein Vormund zu sein und Delia zu helfen, aber nicht des Geldes wegen“, sagte sie. Es entsetzte und ängstigte sie, dass dieser Mann so schlecht von ihr dachte. „Und ich finde es unglaublich, dass sie auch Sie als seinen Vormund eingesetzt hat. Immer wieder hat sie mir es versichert, Nicholas sollte nicht so aufwachsen wie Sie“, stieß sie hervor, ohne nachzudenken.
Leons Augen verengten sich. In ihrer Wut und ihrer Bestürzung hatte Helen Heywood etwas missverstanden. Er hatte erklärt, dass sie beide Nicholas’ Vermögen verwalteten. Das Sorgerecht teilten sie sich deshalb aber nicht. Leon hatte jedoch keinerlei Bedenken, ihre Annahme zu seinen Gunsten zu nutzen. Auch wenn sie es weit von sich wies, Helen war logischerweise doch nur auf Geld aus. „Es scheint, als hätte meine kleine Schwester nicht immer die Wahrheit gesagt“, sagte er. „Aber das ist nicht mehr wichtig. Was zählt, ist allein Nicholas.“
„Glauben Sie etwa, ich weiß das nicht?“, herrschte sie ihn an. „Seit seiner Geburt habe ich mich um ihn gekümmert. Ich liebe ihn wie ein eigenes Kind. Sein zukünftiges Glück ist alles, was mich interessiert.“
„Sehr gut.“ Er ignorierte den gequälten Ausdruck in ihren veilchenblauen Augen. „Dann haben Sie ja auch nichts dagegen, wenn Nicholas mit mir nach Griechenland kommt.“
„Sie können ihn nicht einfach aus seiner gewohnten Umgebung herausreißen“, erwiderte sie eindringlich. „Dies hier ist das einzige Zuhause, das er kennt.“
„Nicholas ist Grieche. Er wird sich in meinem Haus und bei meinen Angestellten wohlfühlen. Und ganz bestimmt wird ihm das sonnige Klima besser gefallen als der kalte Regen hier. Er ist ein Aristides. Selbstverständlich wird er die bestmögliche Erziehung genießen und irgendwann seinen Platz in Aristides International einnehmen.“ Bewusst arrogant musterte Leon sie.
„Sie behaupten, Sie wollen das Geld nicht, das Delia Ihnen hinterlassen hat. Doch wenn man der Rezeptionistin des Fox-Tower-Hotels, in dem ich ein Zimmer für die Nacht gebucht habe, glauben darf, arbeiten Sie halbtags in der Kinderkrippe des Hotels. Natürlich ist das ein ehrenwerter Beruf, aber wohl kaum geeignet, um ein Vermögen zu verdienen“, setzte er spöttisch hinzu. „Ich bin bereits sehr wohlhabend. Haben Sie Nicholas etwas Vergleichbares zu bieten?“
Helen hatte genug gehört. „Geld ist nicht alles. Ich liebe Nicholas. Nach allem, was man so hört, haben Sie davon überhaupt keine Ahnung.“ Wenn es um einen verbalen Schlagabtausch ging, stand sie Leon in nichts nach.
„Aha, da spricht wohl wieder Delia aus Ihnen, nehme ich an. Sie sollten nicht alles glauben, was Sie hören.“
„Nun, Ihre Ehe war keine Liebesheirat, sondern ermöglichte vielmehr den Kauf einer amerikanischen Bank“, fuhr sie ihn an. „Was für ein Vorbild wollen Sie einem gutgläubigen liebenswerten Jungen wie Nicholas geben?“
„Ein realistisches“, gab er zurück, stand auf und ging zu ihr hinüber. „Kein idealistisches Märchen, dem
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