Hochzeit auf griechisch
seltsamen Empfindsamkeit, die jede Nervenfaser in ihrem Körper prickeln ließ.
Schon bevor er das Weinglas zurück auf den Tisch stellte, musterte Leon sie aufmerksam. Er wusste genau, was mit ihr geschah und warum.
Sie bemerkte das wissende Funkeln in seinen Augen, sah das zufriedene Lächeln auf seinen sinnlichen Lippen. Die Luft zwischen ihnen knisterte förmlich spannungsgeladen.
3. KAPITEL
Es war der selbstzufriedene Ausdruck in Leons Lächeln, der Helen zurück in die Wirklichkeit brachte. Sie versteifte sich und versuchte, die lodernden Wogen zurückzudrängen, die durch ihren Körper brandeten.
„Nicholas“, sagte sie mit fester Stimme. „Sie wollten über Nicholas sprechen.“
„Ja, Nicholas“, stimmte er zu und lehnte sich zurück. „Aber zuerst müssen wir uns über Delia unterhalten. Sie war das Nesthäkchen der Familie. Ich war fünfzehn, als sie geboren wurde. Ich gebe zu, dass ich sie seltener gesehen habe, als vielleicht gut war. Als ich studierte und anschließend nach New York ging, wurde es schwierig. Normalerweise sahen wir uns drei Mal im Jahr, während der Ferien. Als Teenager hat sie ein bisschen über die Stränge geschlagen, aber die Phase war bald wieder vorbei. Mein Vater gab ihr ein großzügiges Taschengeld, und sie hat fast alles bekommen, was sie sich wünschte.“ Ungläubig schüttelte er den Kopf. Mit einem Mal wirkte er nicht mehr wie der kühle nüchterne Banker, als den Helen ihn kannte.
„Sie schien mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Warum sie dachte, ihr Kind vor ihrer Familie verstecken zu müssen, werde ich nie begreifen.“ Er warf ihr einen abwägenden Blick zu. „Offensichtlich kannten Sie eine andere Delia als ich und mein Vater. Sie waren vermutlich in ihre Geheimnisse eingeweiht.“
Helen wich seinem neugierigen Blick aus und errötete. „In ein paar.“
„Wie viel hat sie Ihnen bezahlt, damit Sie sie für sich behielten?“
„Sie hat mir nie Geld angeboten“, stieß Helen empört hervor. „Ich habe Delia geliebt. Sie war meine beste Freundin.“ Sie atmete hörbar ein und senkte den Kopf, damit Leon die Tränen in ihren Augen nicht sah. „Seit dem ersten Tag im Internat hätte ich alles für Delia getan. Sie hat mich vor den anderen Kindern verteidigt. Ich war dort Tagesschülerin, was mich schon von den meisten unterschied, und auch noch zwei Jahre älter als unsere Klassenkameraden.“
Dann war Helen Heywood doch nicht so jung, wie er gedacht hatte … interessant. Er hatte den festen Entschluss gefasst, sie vor Gericht zu bringen, wenn es sein musste. Der Gedanke an die daraus resultierende Publicity war ihm jedoch zuwider. Auf einmal kam Leon die Idee zu einem viel besseren Plan.
Versunken in ihre eigenen Gedanken, bekam Helen von den Überlegungen ihres Besuchers nichts mit. „Die anderen Kinder haben mich wegen meines Alters und der Brille gehänselt“, fuhr sie fort. „Delia hat sich meinetwegen mit allen angelegt und gewonnen. Ich wurde nie wieder schikaniert. Von diesem Tag an waren wir Freundinnen. Ich hätte wirklich alles für sie getan – und sie für mich, das weiß ich.“
„Vielleicht, aber das werden Sie nun nie erfahren“, meinte Leon spöttisch. „Fahren Sie fort … Ich würde zu gerne wissen, warum Sie mit dem wahnwitzigen Vorhaben einverstanden waren.“
„Vor vier Jahren kam Delia zu mir. Sie war schwanger und hatte sich bereits einen perfekten Plan zurechtgelegt. Die Ostertage wollte sie in Griechenland verbringen, ohne dass jemand ihre Schwangerschaft bemerkte. Delia wollte verhindern, dass ihr Kind wie ihr Vater wurde – ein chau-vinistischer Tyrann, der ihr die Schuld am Tod der Mutter gab.“ Ruckartig hob Leon den Kopf, sagte aber nichts. „Nachdem Sie als ihr Bruder zugestimmt hatten, sie wegen ein paar harmloser Teenagerflirts in ein Internat im Ausland zu stecken, dachte Delia über Sie nicht wesentlich besser.“
„Und Ihnen ist selbstverständlich auch nie eingefallen, dass es für Delia besser gewesen wäre, die Familie einzuweihen?“
„So einfach war das nicht“, erwiderte Helen hitzig. „Ich habe ihr genau dazu geraten.“ Sie hielt inne. Ihre Wut verebbte bei der Erinnerung an die zurückliegenden Ereignisse. Kurze Zeit später war Helens Großvater gestorben.
„Sehr löblich von Ihnen, unter den gegebenen Umständen allerdings wenig glaubwürdig. Und jetzt müssen wir über die Zukunft des Jungen sprechen, eines Jungen, der keine Eltern mehr hat.“ Er musterte sie aufmerksam. „Es
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