Hochzeit auf griechisch
seltsam an. Als sie am Ende der Geschichte angelangt war, warf sie einen nervösen Blick in Leons Richtung.
Ruhig erwiderte er ihren Blick. Kaum wahrnehmbar verdunkelten sich seine Augen. Sie wusste genau, was das bedeuten sollte. Sie musste Nicholas vom Tod seiner Mutter berichten. Wenn sie es nicht tat, würde er es tun. Das hatte Leon ihr vorhin noch einmal eingeschärft.
„Wann kommt Delia endlich?“, meldete Nicholas sich schläfrig zu Wort. „Ich habe mich noch gar nicht für mein Bett bedankt.“
Es gab keinen richtigen Zeitpunkt für das, was Helen ihm sagen musste. Ihr blieb keine andere Wahl. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie streckte die Hand aus und streichelte sanft über die Wange des Jungen. „Delia kommt nicht mehr, mein Liebling“, erklärte sie und zog Nicholasin ihre Arme. „Du weißt doch, dass sie meistens in Griechenland gelebt hat. Genauso wie Onkel Leon. Er ist heute hierhergekommen, um uns zu sagen, dass Delia einen Unfall hatte und gestorben ist.“ Ihre Stimme brach. Die Worte laut auszusprechen verlieh allem eine schmerzhafte Endgültigkeit.
„Du meinst, sie kommt nie wieder?“ Nicholas’ Unterlippe zitterte, und auch in seinen Augen schimmerten jetzt Tränen. „Aber warum denn nicht?“
Helen zog ihn fester in die Arme und schmiegte sich beruhigend an ihn. „Erinnerst du dich, als dein Hamster starb und wir eine kleine Zeremonie abgehalten haben? Ich habe dir gesagt, dass er jetzt im Himmel ist. Du kannst ihn nicht mehr sehen, aber er dich.“
Der Junge blickte erst Leon an, dann wieder Helen. „Ist Delia auch im Himmel?“, fragte er leise. Jetzt kullerten dicke Tränen über seine Wangen.
„Ja, sie wird immer über dich wachen.“
„Aber ich will sie wiedersehen!“ Er begann zu weinen.
„Sch … alles wird wieder gut“, flüsterte Helen tröstend.
„Wirst du auch weggehen?“, fragte Nicholas zwischen zwei Schluchzern. Mit seinen kleinen Händen hielt er ihre Schultern umklammert, sein Körper zitterte.
Ob er wirklich die Bedeutung des Todes verstand oder nur auf die Anspannung der Erwachsenen reagierte, konnte Helen nicht mit Sicherheit sagen. Sie hielt Nicholas einfach fest, streichelte zärtlich über sein lockiges Haar und murmelte beruhigende Worte.
Schließlich verstummte sein Weinen. Helen legte den Jungen sachte in sein Bett zurück und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Versprichst du mir, nicht zu sterben?“, bat er, die Augen weit aufgerissen. „Du musst es versprechen.“
„Mach dir keine Sorgen, mein Schatz, ich werde immer für dich da sein“, beteuerte Helen leise, bevor sie ihm nocheinen Kuss gab. Dann holte die Müdigkeit ihn ein, und Nicholas schloss die Augen.
„Ich verspreche es“, flüsterte sie und zog die Bettdecke bis zu seinen Schultern hoch. Eine einzelne Träne fiel aus ihrem Auge auf seine Wange.
Zehn Minuten später saß Helen allein im Wohnzimmer. Leon hatte darauf bestanden. Er war in die Küche gegangen, um Kaffee zu kochen. Sie war emotional zu erschöpft, um zu widersprechen. Jetzt bettete sie den Kopf auf die weichen Kissen und senkte die Lider.
Trauer und Schuldgefühle stiegen abwechselnd in ihr auf. Sie hätte Delias Plan niemals zustimmen dürfen. Doch dann hätte sie auch nie die tiefe Liebe zu Nicholas empfunden. Ihn zu verlieren würde ihr das Herz brechen. Auch wenn sie immer gewusst hatte, dass Delia ihn eines Tages zurückfordern würde.
„Hier, trinken Sie das.“ Leon stand vor ihr und hielt ihr eine Tasse entgegen. „Ich habe ein wenig von dem Cognac aus dem Schrank hinzugefügt. Sie sehen aus, als könnten Sie ihn gebrauchen.“
Höflich nahm sie die Tasse entgegen und nippte an der heißen Flüssigkeit. Als Helen den scharfen Alkohol schmeckte, verzog sie das Gesicht. Während sie die Tasse in kleinen Schlucken leerte, überkam sie zusammen mit der Wärme ein wenig Ruhe.
Irgendwann blickte sie zu Leon hinüber, der es sich auf dem Sofa ihr gegenüber bequem gemacht hatte. Auch er trank seinen Kaffee, während er sie mit nachdenklicher Miene betrachtete. Helen fragte sich, woran er wohl dachte. Einen Moment später fand sie es heraus.
„Haben Sie das ernst gemeint, dass Sie Nicholas niemals verlassen wollen?“
„Ja, natürlich“, versicherte sie ihm. „Mir ist bewusst, dass das schwierig wird. Und ich erwarte auch nicht, ständigmit ihm zusammen sein zu können“, fuhr sie fort. „Ich verstehe, dass Sie auch Zeit mit ihm verbringen wollen. Vielleicht könnten Sie ihn in
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