Hochzeit auf griechisch
zum Bett, setzte sich auf die Bettkante undzog Helen auf seinen Schoß. „Wir müssen ein paar Dinge klarstellen. Wie du gesagt hast, ich glaubte, dass du nur in der Kinderkrippe arbeitest. Jetzt weiß ich es besser. Du bist eine Künstlerin. Morgen lasse ich dir ein richtiges Atelier einrichten. Aber so wie ich von falschen Voraussetzungen ausgegangen bin, ist auch dein Bild von mir durch Delias Meinung eingefärbt und entspricht nicht unbedingt der Wirklichkeit.“
„Das sagst du“, wandte sie ein.
Leon ignorierte den Einwand und fuhr fort: „Entgegen deiner Überzeugung hat mein Vater Delia nie die Schuld am Selbstmord unserer Mutter gegeben. Wenn jemand dafür verantwortlich war, dann vielleicht ich.“
„Du?“ Seine Worte überraschten sie.
„Ja. Nach meiner Geburt erlitt sie einen Nervenzusammenbruch. Mehrere Jahre lang musste sie deswegen immer wieder ins Krankenhaus. Warum, glaubst du, gibt es diesen Altersunterschied von fünfzehn Jahren zwischen Delia und mir?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, erklärte er: „Mein Vater hat sie vergöttert. Damals waren postnatale Depressionen noch relativ unbekannt. Mein Vater war fest entschlossen, ihr eine zweite Schwangerschaft zu ersparen.“ Leon hob die Hände in einer frustrierten Geste. „Er hatte keine Geliebte. Solange meine Mutter lebte, hat er keine andere Frau angesehen.“
„Aber Delia …“, setzte sie an, erinnerte sich dann aber an Annas Worte. Seine Mutter habe sich nie wirklich um ihn gekümmert. Vielleicht erklärte das seine harte seltsame Einstellung gegenüber Frauen. Wie sollte ein kleiner Junge, der nie die Liebe seiner Mutter erfahren hatte, überhaupt an die Liebe glauben?
„Rückblickend glaube ich, dass Delia unter demselben Problem litt.“
„Ist das dein Ernst?“
„Ja.“ Er nickte entschieden. „Ist dir nie in den Sinn gekommen,dass Delia dir ihr Baby recht leichtherzig überlassen hat? Und besucht hat sie euch auch nicht sonderlich oft.“
„Nein, das nicht“, gab Helen zurück. Sie wollte nicht daran denken, dass Delia ihre Familie möglicherweise falsch eingeschätzt hatte. Wenn das der Fall war, ließe sich auch alles andere infrage stellen. „Sie hat mich noch vor Nicholas’ Geburt gefragt, ob ich mich um ihn kümmern kann. Sie hat mir gesagt …“
„Ich weiß, was sie dir erzählt hat“, unterbrach er sie. „Und vielleicht hast du sogar recht … Vergiss es. Sprechen wir lieber über uns.“ Er legte eine Hand an ihre Wange und sah Helen tief in die Augen. „Ich bin älter als du, und natürlich hat es einige Frauen in meinem Leben gegeben. Aber ich kann dir versichern, dass ich nie fremdgegangen bin. Und auch meine Frau habe ich nicht betrogen, solange sie mir treu war.“
Der Gedanke an seine erste Frau machte ihr zu schaffen. Tina war eine wunderschöne Frau gewesen und wie ihr Baby in einem tragischen Unfall umgekommen. Vielleicht glaubte Leon auch deshalb nicht an die Liebe. Auch wenn Helen vom Gegenteil ausgegangen war, womöglich hatte er seine Frau geliebt, und sie war ihm auf so grausame Weise genommen worden. „Ich verstehe“, murmelte sie.
„Tust du das wirklich?“ Er zog eine Augenbraue hoch und griff nach Helens Hand. Dann zog er sie an seinen Mund und küsste den goldenen Ring an ihrem Finger. „Auch wenn wir aus Vernunftgründen geheiratet haben, Helen – es gibt keinen Grund, warum wir nicht glücklich werden können. Du und ich haben mehr gemeinsam, als du anscheinend denkst.“
„Das ist ein Scherz … der reiche Banker und die Illustratorin. Irgendwie sehe ich da keine Verbindung“, entgegnete sie trocken.
„Wir beide lieben Nicholas und wollen nur das Beste fürihn, stimmst du mir da zu?“ Helen nickte. „Wir mögen beide unsere Arbeit?“ Wieder nickte sie. „Der Sex ist großartig. Und solange du nicht vergisst, dass ich der einzige Mann bin, mit dem du schläfst, sollten wir keine Probleme haben.“
„Was ist mit dir?“, stellte sie die Gegenfrage. „Du hast mir quasi gestanden, dass du die Anzahl der Frauen in deinem Bett kaum nachzählen kannst. Aber von mir erwartest du Treue?“
„Ja.“ In seinen dunklen Augen lag Belustigung, aber auch noch etwas anderes. „Und du kannst dasselbe von mir verlangen.“ Er lächelte. „Ist es das, was du willst?“
Vor vierundzwanzig Stunden hätte sie ihm gesagt, dass es sie verdammt wenig schere, was er mache und mit wem. Aber jetzt, da er immer noch ihre Hand in seiner hielt, beschützend einen Arm um ihre
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