Hochzeit auf griechisch
lieben dich sehr. Es wäre uns eine Ehre, wenn du uns Mum und Dad nennst. Aber du darfst nie vergessen, dass Delia dir das Leben geschenkt hat. Okay?“
„Ja, klar … Mum“, sagte er grinsend und erwiderte die Umarmung.
„Komm mit, Nicholas.“ Leon schlüpfte aus dem Bett und schlang sich dabei geschickt ein von gestern Nacht liegen gebliebenes Handtuch um die Hüften. Anschließend nahm er Helen den Jungen ab. „Ich helfe dir beim Anziehen, und deine Mum kann sich noch ein wenig ausruhen. Sie braucht den Schlaf.“ Er zwinkerte ihr zu. „Und du brauchst eine Nanny.“
„Was ist eine Nanny?“, hörte Helen Nicholas fragen, als Leon den Kleinen auf seine Schultern gesetzt hatte und aus dem Zimmer ging.
Die Antwort wurde von der zufallenden Tür verschluckt. Erst jetzt erkannte Helen, dass auch eine andere Tür sich geschlossen hatte. Verheiratete Paare schliefen in einem Bett, das hatte Leon Nicholas gesagt. Falls sie Nicholas nicht beunruhigen wollte, musste sie von nun an das Bett mit Leon teilen.
Aber wenn sie ehrlich war, hatte sie dagegen gar nichts mehr einzuwenden. In Leons Armen aufzuwachen fühlte sich fantastisch an.
Am Abend war sie sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Denn Leon machte den Vorschlag, Nicholas offiziell zu adoptieren. Gleich am nächsten Tag wollte er Chris erste Anweisungen erteilen. Helen hielt das für eine großartige Idee. Sie würde Nicholas’ Mutter sein, nicht nur sein gesetzlicher Vormund. Später, im Bett, dachte sie keine Sekunde an Schlaf, während Leon sie fest umarmte.
Die nächsten sechs Wochen erlebte Helen als eine ArtOffenbarung. Nachdem sie Anna besser kennengelernt hatte, fand sie schnell heraus, dass sie selbst sich aus jeglicher Hausarbeit heraushalten sollte. Ein junges Mädchen namens Marta wurde – sehr zu Helens Missfallen – als Nicholas’ Kindermädchen eingestellt. Aber Leon machte ihre Argumente zunichte. Er wies sie darauf hin, dass sie als seine Frau einigen sozialen Verpflichtungen nachkommen musste. Und es sei unfair, den Angestellten zusätzliche Arbeit als Babysitter aufzubürden.
Trotzdem bestand sie darauf, Nicholas jeden Tag zum Kindergarten zu fahren. Da es sich bei dem Wagen um eine Limousine mit Chauffeur handelte, war das wirklich nicht notwendig. Aber Helen freute sich auch darauf, Mary am Morgen in einem Café zu treffen. Anfangs hatte sie ein schlechtes Gewissen, den Fahrer die ganze Zeit über warten zu lassen. Allerdings versicherte Mary ihr, dass es in Leons Welt normal war, ständig einen wartenden Wagen zur Verfügung zu haben. Wollte sie nebenbei wirklich den jungen Mann seiner Arbeit berauben, nur für das zweifelhafte Vergnügen, selbst durch den chaotischen Athener Verkehr zu fahren?
Mittags aß sie gemeinsam mit Nicholas, spielte anschließend mit ihm und widmete sich danach für zwei Stunden ihren Illustrationen. Manchmal überließ sie ihn der Obhut der Nanny, um noch weiterzuarbeiten, oder erkundete gelegentlich mit Mary die edlen und exklusiven Boutiquen Athens.
Ihren Ehemann kannte sie mittlerweile besser, und sie blickte vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Die meisten Menschen hielten ihn für hart und verschlossen – was angesichts seiner Kindheitserfahrungen nicht verwunderlich war. Helen bezweifelte nicht, dass er seine Schwester geliebt hatte. Der große Altersunterschied trug damals vielleicht zu den vielen Missverständnissen bei. Im Umgang mit Nicholas jedoch war Leon großartig. Wenn sie zu drittZeit verbrachten, konnte sie fast glauben, sie seien eine Familie.
Dennoch blieb er ein schwieriger Mann. Die Bank war seine oberste Priorität. Er dachte sich nichts dabei, für ein paar Tage nach New York oder Sydney zu fliegen. In der kurzen Dauer ihrer Ehe hatte er das bereits dreimal getan. Helen versuchte, sich einzureden, dass es ihr nichts ausmachte. Aber das stimmte nicht. Sie vermisste ihren Ehemann.
Erst am Mittwoch wurde ihr klar, wie sehr Leon ihr fehlte. Am Montag war er nach New York geflogen, und sie erwartete ihn erst am Donnerstag zurück – frühestens.
Nach dem Abendessen, Nicholas lag schon im Bett, fühlte Helen sich seltsam ruhelos. Sie trat auf die Veranda hinaus, um in die Dunkelheit zu schauen, mit nur dem Mond und den Sternen als Gesellschaft.
„So treffen wir uns nun im hellen Lichte des Mondes, schöne Helena.“ Die tiefe samtige Stimme ließ ihr Herz höherschlagen. Sie wandte sich um und sah Leon.
„Du solltest noch gar nicht hier sein“,
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