Hochzeit Auf Griechisch
lindern. So nah fühlte sie sich ihm.
Welch eine Ironie. Denn ohne Ryan ginge es ihr nicht so abgrundtief mies.
Die Sonne schien durch die Vorhänge in das Zimmer, doch Ryan brauchte kein Tageslicht, um zu wissen, dass es Morgen war. Er hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan.
Als er bis Mitternacht nichts von Zoe gehört hatte, fand er sich mit dem Gedanken ab, überhaupt nichts mehr von ihr zu hören. Unfähig, einfach nur in seinem kleinen Motelzimmer zu sitzen, ging er hinaus in eine Bar und genehmigte sich ein paar Drinks. Er dachte, das würde ihn für den Rest der Nacht außer Gefecht setzen, doch stattdessen starrte er die ganze Zeit an die Decke und wurde von den Erinnerungen an Zoes erregtes Seufzen und Stöhnen und ihren erdbebengleichen Orgasmus gepeinigt. Einen Orgasmus, den sie im selben Moment gehabt hatte, als er in ihr gekommen war.
Er hatte den Eindruck, als ob diese Erinnerungen eine Art Strafe waren, auch wenn er nichts Falsches getan hatte, außer dass er mit Sam verwandt war. Er strich sich mit der Hand durchs Haar und stand auf. Er war entschlossen, sein Schicksal und das von Sam in die eigenen Hände zu nehmen.
Nach einer raschen Dusche und einer kurzen Rasur zog er sich an und war bereit, zu den Costas zu fahren und mit allen Beteiligten zu sprechen.
Als er hinaus auf die Außengalerie trat, begrüßte ihn eine warme Brise – und sein Onkel Russell, der auf ihn zukam.
„Na, das ist ja eine Überraschung.“ Ryan trat vor und streckte ihm in alter Gewohnheit seine Hand hin.
„Und eine gute, wie ich hoffe.“ Sein Onkel ergriff die Hand und zog ihn an sich. Er hatte schon immer die Herzlichkeit vermittelt, die seinen Eltern fehlte, und Ryan war dankbar dafür gewesen. Doch im Moment passte ihm seine Anwesenheit wenig, konnte er doch all seine Fortschritte bei den Costas zunichtemachen. Oder noch schlimmer: seine Fortschritte bei Sam.
Ryan trat zurück. „Es ist immer schön, dich zu sehen, doch ich dachte, wir wären uns einig gewesen, dass du erst kommst, wenn ich es für richtig halte.“
Sein Onkel lehnte sich gegen das Geländer und blickte kurz auf den Parkplatz hinunter. „Du schienst deprimiert, als wir gestern Abend sprachen, und ich dachte, du könntest moralische Unterstützung gebrauchen.“
„Dann bist du mitten in der Nacht den ganzen Weg gefahren?“
Sein Onkel senkte den Kopf. „Ich habe es dir doch gesagt: Du bist der Sohn, den ich nie hatte.“
„Und ich bin dankbar für die Unterstützung.“ Mehr als er ausdrücken konnte, auch wenn er die Anwesenheit seines Onkels derzeit mit gemischten Gefühlen sah.
„Ich will hier bei jedem Schritt des Weges für dich da sein.“
Ryan blickte hinauf zum Himmel und fragte sich, wann eigentlich sein Leben so verdammt kompliziert geworden war. Dann fügte er sich ins Unvermeidliche und wandte sich wieder seinem Onkel zu. „Willst du deine Großnichte kennenlernen?“
Das Gesicht seines Onkels erhellte sich auf eine Art und Weise, wie Ryan es seit Jahren nicht erlebt hatte. „Zeig mir nur den Weg, mein Sohn.“
Voller Zorn auf Sam und auch auf sich selbst ging Zoe im Wohnzimmer auf und ab. Früh am Morgen hatte die Familie entdeckt, dass Sam verschwunden war. Sie war weder in ihrem Zimmer noch sonst irgendwo im Haus. Egal, welche Möglichkeiten sie erwogen, es gab keinen anderen Schluss, als dass sie von zu Hause fortgelaufen war. Der gesunde Menschenverstand sagte ihr, dass Sam abgehauen war, um wie schon früher die Loyalität und Liebe der Familie auf die Probe zu stellen.
Normalerweise hatten sie ihr immer etwas Zeit gegeben, um nachzudenken, und sie dann an einem naheliegenden Ort gefunden. Sie musste erst eine Standpauke über sich ergehen lassen und wurde dann in die Arme geschlossen, wie es schon bei Ari und Zoe gewesen war – für Sam ein Beweis, dass sie eine von ihnen war. Doch in diesem Fall war ihre Furcht, der Familie entrissen zu werden, begründet, und niemand wollte ihr bei der Flucht einen zu großen Vorsprung gewähren.
Zoe hatte geahnt, dass sie sich in sich selbst zurückziehen würde. Warum hatte sie gestern Abend nicht darauf bestanden, in Sams Zimmer zu schlafen, statt sie allein zu lassen? Sie schlug wütend mit der flachen Hand auf den Tisch und wedelte sie dann in der Luft herum, bis der Schmerz nachließ.
Sie hasste es, zu Hause auf einen eventuellen Anruf von Sam warten zu müssen, doch ihre Eltern waren losgegangen, um bei ihren Freundinnen nachzufragen. Quinn und Ari überprüften
Weitere Kostenlose Bücher