Hochzeit Auf Griechisch

andere Orte, an denen Sam sein konnte, zum Beispiel das Jugendzentrum um die Ecke, und Connor fragte in den örtlichen Krankenhäusern nach.
    Zoe ging zum Fenster und blickte genau in dem Moment hinaus, als Ryans schicker BMW vor dem Haus hielt. Herrje, er war der letzte Mensch, den sie jetzt brauchte. Und zugleich war er der Mensch, nach dem sie sich am meisten sehnte. Es würde ihr helfen, sich an seiner Schulter auszuweinen, denn obwohl jeder von ihnen Sam in der eigenen Familie haben wollte, hatten sie doch beide nur Sams Wohlergehen im Sinn. Sie wollte ihre Ängste mit ihm teilen.
    Sie öffnete die Tür und sah, wie Ryan und ein älterer Mann, den sie nicht kannte, sich näherten.
    Die Anwesenheit des Fremden hielt sie davon ab, ihrem ersten dummen Impuls nachzugeben und sich in Ryans Arme zu werfen, damit er sie tröstete und beruhigte. Es war seltsam genug, sich das von einem Mann zu wünschen, der den ganzen Aufruhr überhaupt erst ausgelöst hatte.
    Ryans Gang wirkte selbstsicher. Er trug den Anzug vom ersten Tag, als sie sich kennengelernt hatten. Er war glatt rasiert, sein Haar sorgfältig gekämmt. In dem Aufzug wirkte er mehr wie der zugeknöpfte Mann, den sie bei der Party kennengelernt hatte, als der entspannte Typ, mit dem sie zuletzt Zeit verbracht hatte. Doch trotz seines kühlen und ultrakonservativen Äußeren war er einfach anbetungswürdig.
    „Zoe? Was ist passiert?“, fragte er.
    Sie rang sich ein Lächeln ab. „Warum glaubst du, dass etwas passiert ist?“
    Er trat näher und flüsterte, was nur für ihre Ohren bestimmt war: „Weil ich dich kenne. Und während dein Lächeln das eine sagt, sehe ich in deinen Augen etwas ganz anderes.“
    Sie verlor fast die Fassung, als sie das vertraute Rasierwasser schnupperte, und angesichts seiner Besorgnis und seines Verständnisses durchströmte sie eine tiefe Wärme. Dennoch hatte er ihr noch nicht seinen Begleiter vorgestellt, und er hielt sich auf eine Art und Weise von ihr distanziert, die ihr signalisierte, dass ihre Intimität der Vergangenheit angehörte. Sich daran zu erinnern, dass sie sich als Erste zurückgezogen hatte, machte den Stich nicht weniger schmerzhaft.
    „Ihr habt es ihr gesagt, nicht wahr?“, riet er treffsicher.
    „Komm rein. Ich erkläre es dir.“ Sie zog die Eingangstür weit auf und deutete mit einer Kopfbewegung auf den älteren Herrn. Sein graumeliertes Haar verlieh ihm einen distinguierten Eindruck. „Und wer ist das?“, fragte sie.
    Ryan schüttelte den Kopf. „Entschuldige, meine Manieren scheinen mich im Stich zu lassen“, erwiderte er ziemlich formell. „Onkel Russ, darf ich dir Zoe Costas vorstellen. Onkel Russell ist heute angekommen … Er …“
    Ryans Stimme versiegte, und Zoe begriff den Grund für sein plötzliches Unbehagen. „Er wollte Sam kennenlernen“, beendete sie seinen Satz. „Was ziemlich merkwürdig ist, wenn man bedenkt, dass sich außer dir bislang niemand für Sam interessiert hat.“ Zoe konnte ihre Gedanken nicht zurückhalten, vermied es jedoch, Ryan anzublicken.
    Ryans Onkel versteifte sich.
    „Das war ein völlig überflüssiger Kommentar“, sagte Ryan, der sich plötzlich von seiner juristischen Seite zeigte.
    „Die junge Dame hat Grips“, stellte sein Onkel in einem ähnlich kühlen Ton fest.
    Sie wusste nicht, ob das als Kompliment oder Anschuldigung gemeint war. Hinter dem New England-Akzent und seiner hochfahrenden Art verbarg er seine wahren Gefühle ziemlich gut.
    „Jawohl, ich habe Grips, vor allem wenn ich meine Familie beschütze. Und Sam ist bereits Familie. Sie ist meine Schwester. Die Adoptionspapiere zu unterschreiben ist nur noch eine Formalität“, sagte sie und bemühte sich, überzeugt zu klingen, obwohl sie die Sache längst nicht mehr für so einfach hielt.
    Ryans Kiefermuskel zuckte. „Das werden wir sehen.“
    Ihre Augen wurden schmal. In der ganzen Zeit, die sie erst als Gegner, dann als Liebespaar miteinander verbracht hatten, war das Thema nicht ein einziges Mal angeschnitten worden. Jeder hatte die Gefühle des anderen geschont, weil sie das Beste für Sam wollten und die jeweilige Position des anderen respektierten. Doch in Gegenwart seines Onkels vertrat Ryan einen unmissverständlichen Standpunkt, der Zoe das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Allerdings hatte sie die Sache auf den Tisch gebracht, indem sie die Adoption erwähnte, und plötzlich wusste sie auch, warum sie es getan hatte, so wie sie wusste, was mit Ryan los war. Seine ganze