Hochzeit Auf Griechisch
Sicherheit ihres Zuhauses war mit ein Grund gewesen, weshalb sie nie ausgezogen war. Sie hatte nicht geglaubt, dies irgendwo anders finden zu können.
Auch wenn sie in ihrem alten Job manchmal mehrere Tage unterwegs gewesen war, hatte sie eine eigene Wohnung bis vor Kurzem nicht vermisst. Wobei es sicherlich hilfreich war, dass ihre Eltern sie nicht mehr zu kontrollieren versuchten und sie selbst sich mit ihrem unstrukturierten Leben abgefunden hatte.
Hatte es auch etwas mit der Unfähigkeit zu tun, sich auf etwas oder jemand anderes einzulassen, wie ihr Vater gesagt hatte? Ein Schauer überlief sie, und statt sich mit der Gegenwart auseinanderzusetzen, konzentrierte sie sich auf die Wand, die sie in die Vergangenheit führte.
Das jüngste Foto aus der Sammlung fiel ihr ins Auge. Es zeigte Sam, den Affen Spank, Ari und Zoe bei Zoes Willkommensparty im letzten Jahr, als sie nach ihrer erzwungenen Abwesenheit zurückgekehrt war. Sie wirkten alle drei wie echte Schwestern. Und ihre Eltern behandelten Sam, als wäre sie ihr eigenes Kind. Es gab sogar gutbürgerliche Strukturen bei den Costas, seit Sam zu ihnen gekommen war. Abendessen gab es um sechs, und sie saßen beim Essen alle beisammen. Sams Hausaufgaben mussten fertig sein, bevor sie fernsehen durfte, und sie musste abends zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein.
Auch wenn ihre Mutter keine Vorzeigehausfrau und – mutter sein mochte, ging Elena viel disziplinierter mit Sam um, weil sie die Bedürfnisse des Kindes verstand. Sie arbeitete zwar als Masseurin, doch sie machte im Spa keinen Termin nach drei Uhr und war jeden Nachmittag zu Hause, wenn Sam von der Schule kam. All diese Veränderungen waren möglich geworden, weil die ganze Costas-Familie Sam liebte und ihr eine möglichst perfekte Kindheit schenken wollte.
„Na, studierst du etwa die ‚Hall of Shame‘?“, fragte Ari.
Zoe spürte die Hand ihrer Zwillingsschwester auf ihrer Schulter und umfasste sie. „Das war immer nur deine Bezeichnung.“ Doch Zoe wusste, dass Ari ihre Schwierigkeiten mit der Familie überwunden hatte. „Ich dachte nur gerade daran, was für eine schöne Kindheit wir hatten.“
„Die hatten wir. Sogar ich sehe das inzwischen so, erst recht, wenn man sich Sams Odyssee durch Pflegefamilien ansieht“, sagte Ari.
„Ich wünsche Sam eine ebenso schöne Kindheit“, sagte Zoe.
„Vielleicht kann Ryan Baldwin ihr die verschaffen. Du magst ihn, und das heißt viel.“
Zoe wandte sich zu ihrer Schwester um. „Er ist ein guter Mensch, aber weiß man, was seine Familie mit Sam anrichtet? All die Regeln und die Verbote, die ihre Mutter die Flucht ergreifen ließen.“ Zoe überlief ein Schauer, als sie sich an Faiths Stelle versetzte und sich vorstellte, ständig kritisiert zu werden. Allein der Gedanke an ein solches Elternhaus ließ sie innerlich erstarren. Ihre Beziehung mit Ryan funktionierte nur, weil er nach Boston zurückkehren würde und keine Gefahr einer längerfristigen Bindung bestand. Wenn sie diese Beruhigung nicht hätte, würde sie ebenso schnell und weit fortlaufen, wie seine Schwester es getan hatte.
„Bist du bereit, mit Mom und Dad zu reden?“, fragte Ari. „Quinn wartet mit ihnen im Wohnzimmer.“
Zoe senkte den Kopf. „Dann lass es uns tun.“
Keine zehn Minuten später hatten sie ihnen die Wahrheit eröffnet. Elena saß mit gebeugtem Kopf auf der Couch, während Zoe neben ihr kniete und ihre Hand hielt. Sie hatte einen Knoten im Magen und hasste sich selbst dafür, dass sie ihren Eltern so viel Schmerz zufügen musste.
„Um das also klarzustellen: Dieser Ryan Baldwin ist gar kein Sozialarbeiter?“, fragte ihr Vater.
Ari schüttelte den Kopf.
„Er ist der Bruder von Sams Mutter“, erklärte Quinn erneut.
„Was ihn zu einem Lügner macht“, schnappte Nicholas.
Zoe krümmte sich innerlich. „Papa“, bat sie und nannte ihn damit bei dem Kosenamen ihrer Kindheit. „Die Lüge war mein Fehler. Mom hielt Ryan bei Sams Geburtstag irrtümlich für den Sozialarbeiter und ja, er hat das nicht gleich berichtigt. Doch ich fand es noch an dem Tag heraus … und überzeugte ihn, den Mund zu halten.“
Während ihre Mutter ungewöhnlich still blieb, stieß Nicholas eine Reihe griechischer Flüche aus, die ihr Ohr klingeln ließen. „Warum?“,fragte er. „Warum tust du deiner eigenen Familie so etwas an?“
Ihre Kehle zog sich zusammen. Sie erhob sich, um ihrem Vater in die Augen zu schauen und es ihm zu erklären. „Zuerst musste ich
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