Hochzeit Auf Griechisch
Onkel Russ an irgendwas dran war. Sie wusste zwar nicht, warum, aber ihr Bauch sagte ihr, dass sie mit ihrem Verdacht richtig lag, und Zoe vertraute ihren Instinkten. Genug, um dem Rätsel von Sams Schlüsseln Priorität einzuräumen.
Zumindest über dieses Geheimnis hatte sie eine gewisse Kontrolle. Ihre Gefühle und ihre Zukunft blieben ihr weiterhin ein Rätsel.
11. KAPITEL
Für jemanden, der schlecht geschlafen hatte, erwachte Zoe früh. Sie ging direkt in die Küche, um sich einen starken Kaffee zu machen. Sie versuchte, möglichst leise zu sein, während sie dort hantierte, um Ryan und Sam nicht aufzuwecken.
Die Morgensonne durchflutete Ryans Zuhause und brachte die Chrombeschläge und die dunklen Holzschränke zum Leuchten. Zoe gefiel die Wohnung – sie wirkte so warm wie der Mann selber und schien genauso geheimnisvoll zu sein wie er. Was zum Beispiel verbarg er in dem Schränkchen über dem Toaster? Gläser? Teller? Vorräte? Und warum kümmerte es sie?
Weil es sie von ihrem eigentlichen Problem ablenkte. Wie sollte sie Ryan von ihrem Verdacht berichten, dass sein einziger Verbündeter in der Familie etwas mit Sam im Schilde führte? Mehr noch: Wie sollte sie ihn davon überzeugen, ohne einen Beweis für ihre Behauptung zu haben? Sogar ihre Zwillingsschwester zweifelte daran.
Zoe nahm ihren Kaffeebecher und nippte an dem heißen Getränk.
„Da ist aber jemand früh auf“, sagte Ryan, als er in die Küche kam und direkt auf den Kaffee zusteuerte. Sein Haar war noch zerzaust und er trug nur eine Jeans, deren Reißverschluss er zwar hochgezogen, die er aber nicht zugeknöpft hatte.
„Ich konnte nicht schlafen.“
Und war das ein Wunder? Die Sorgen um Sam, ihr Misstrauen gegenüber Onkel Russ, ihr Verlangen nach Ryan – all das ging ihr immer und immer wieder durch den Kopf. Und bei Ryan hatte sie keinen Trost suchen können. Trotz ihrer gemeinsamen Nacht waren sie übereingekommen, dass sie mit Sam in ihrer Nähe nicht noch einmal das Bett teilen würden.
Ryan kam zu ihr an den Tisch und setzte sich rittlings auf den Stuhl. „Was ist los – außer all den offensichtlichen Dingen?“
Irgendwie gelang ihr ein Lachen.„Würdest du mir glauben, wenn ich sagte, alles ist in Ordnung?“
Er grinste schief. „Nein.“
„Ich vermisse dich“, sagte sie leise und mit heiserer Stimme.
Er streckte die Hand aus und spielte mit dem Kragen ihres Morgenmantels. Dabei fuhren seine Finger sanft über ihre Haut. „Ich vermisse dich auch.“
Sie beugte sich vor. Er tat es ihr nach, bis ihre Stirnen sich berührten und ihre Lippen nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren. Sie spürte seine Wärme und sog seinen männlichen Duft ein.
Sie verharrten einige Minuten in der Haltung – so unschuldig und doch so sinnlich. Ihr Herz schlug schneller, und sie spürte den Puls an ihrem Hals.
Plötzlich berührten seine Lippen zart ihren Mund, ließen sie seine Sehnsucht und sein Verlangen spüren.
„Sprich mit mir“, verlangte er und setzte sich zurück, bevor Zoe seinen Kuss erwidern konnte.
Sie seufzte, doch sie wusste, dass er recht hatte. Und ebenso gut wusste sie, dass sie mit ihm über das sprechen musste, was sie beschäftigte. Sie atmete tief durch und kam gleich zur Sache. „Kam dir das Interesse deines Onkels an Sams Kette auch irgendwie merkwürdig vor?“
Seine Schultern und sein Rücken wurden ganz steif. Seine Lockerheit und die Heiterkeit, die sie eben noch gespürt hatte, waren wie weggeblasen. „Er wollte ihr eine Freude machen.“
„Eine Kette.“
Ryan hob eine Augenbraue. „Ja und?“
„Die Kette, die sie bereits trägt, schien ihn sehr zu interessieren“, sagte Zoe. So viel zu ihrer subtilen Gesprächsführung. Aber schließlich war sie auch noch nicht für ihren Takt oder ihre Diplomatie berühmt.
Ryan wiegte den Kopf hin und her, um seine verkrampften Muskeln zu lockern. Innerhalb einer Sekunde hatte sich seine – angesichts der gestrigen Ereignisse erstaunliche – Entspanntheit in völlige Anspannung verwandelt.
Er konnte einfach nicht glauben, dass Zoe Onkel Russ irgendeine böse Absicht unterstellte. „Diese alten Schlüssel sind auffällig. Jeder, der bei Verstand ist, würde danach fragen“, sagte er. Er hasste es, dass er seinen Onkel gegenüber der Frau verteidigen musste, die er liebte.
Liebte?
Er hielt plötzlich inne. Lange genug, um nachzudenken und seine Gefühle zu hinterfragen. Lange genug, um zu erkennen, dass er sie tatsächlich liebte. Das Gefühl
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