Hochzeit Auf Griechisch
Sogar in die Enge getrieben, war Russ nicht Manns genug, die Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen.
Sie musste sich zusammenreißen, um nicht zu Ryan zu treten und ihn zu beruhigen. Doch er musste diese Sache selbst erledigen.
„Dann sag mir doch einfach, was du weißt“, sagte Russ herablassend, als ob Ryan ein lästiger kleiner Junge wäre.
Der verzweifelte Versuch eines alten Mannes, den Neffen, den er angeblich liebte, zu dominieren, dachte Zoe. Doch sie wusste, dass dieser Versuch, Ryan zurückweichen zu lassen, zum Scheitern verurteilt war.
„Was ich weiß?“, äffte Ryan seinen Onkel nach, stürmte durch den Raum und stemmte die Arme auf den Schreibtisch. Voller Wut ging er zum Angriff über. „Dad erwähnte bereits die Bande, die gerade in den Jahren, als Faith am meisten Schwierigkeiten machte, systematisch Trucks stahl. Dank der Notizen von Faith weiß ich, dass du mit diesen Verbrechen zu tun hattest. Dass du der Bande die Details über die Lieferungen gegeben hast.“ In seiner Stimme schwang Verachtung mit. „Und ich weiß, dass bestimmte Fahrzeuge mit Elektronikartikeln im Wert von mehreren hunderttausend Dollar gestohlen wurden.“
„Zufall.“
„Blödsinn“, konterte Ryan. „Weil ich nämlich auch weiß,dass du die Versicherungssumme erhöht und dir viel Geld unter den Nagel gerissen hast, ohne meinen Vater davon zu unterrichten. Und ich bin sicher, dass die Bande die Waren verkauft und ihren Schnitt gemacht hat. Es war der perfekte Betrug, bis Faith es herausgefunden und dir auf den Kopf zugesagt hat, sodass du sie aus dem Weg schaffen musstest.“
„Das klingt wie eine Abenteuergeschichte.“ Doch Russ’ Augen schossen ziellos durch den Raum, seine Panik war ihm anzusehen.
Zoe lauschte jedem Wort. Auch wenn ihr Russ’ ungewöhnliches Interesse an den Schlüsseln aufgefallen war, hatte sie sich doch in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen können, dass er in so etwas verwickelt war.
„Übrigens weiß ich auch, dass es nicht Faiths Entscheidung war, davonzulaufen. Du gabst ihr Geld und sagtest, sie solle fortgehen, weil es zu Hause allen besser ginge ohne sie und niemand sie vermissen würde.“
Zoe stöhnte leise auf, als Ryan diesen wohl bedrückendsten Verrat enthüllte.
Ryans Hals schmerzte davon, seinem Onkel die Wahrheit entgegenzuschleudern, ohne dass er sich von seinem Zorn hinreißen ließ. Sein Herz zog sich zusammen angesichts der Tatsache, dass der einzige Mann, dem er vertraut hatte, ihn dermaßen hintergangen hatte. Seine einzige Stütze war nun Zoe, die neben ihn trat und schweigend seine Hand nahm.
„Du reißt da Faiths Worte aus dem Kontext“,sagte Russ mit vor Furcht bebender Stimme.
Doch die Furcht seiner Schwester musste größer gewesen sein, dachte Ryan. „Wie konntest du?“, fragte er voller Verachtung.
Die Augen seines Onkels blitzten plötzlich vor Emotion. „Wie ich konnte? Das werde ich dir sagen. Ich war Faiths einziger Verbündeter in dem Haus, ebenso wie ich dein Verbündeter war. Ich war derjenige, der sie tröstete, wenn ihre Eltern sie wieder angeschrien und verurteilt hatten. Ich habe ihr öfter aus Schwierigkeiten herausgeholfen, als deine Familie weiß.Vor allem zum Schluss.“
Ryans Knie wurden weich, und er setzte sich in den nächstbesten Stuhl. Zoe blieb hinter ihm stehen, mit der Hand auf seiner Schulter, und er war dankbar für ihre Unterstützung. „Wovon sprichst du?“ Denn auch wenn seine Schwester in den Notizen vieles enthüllt hatte, spürte er zugleich, dass sie vieles verschwiegen hatte.
Und unglücklicherweise war Onkel Russ der Einzige, der die Lücken füllen konnte. Es war an Ryan zu entscheiden, ob er ihm glaubte oder nicht.
Sein Onkel stand auf und ging hinter dem Schreibtisch auf und ab. Die Sonne schien durchs Fenster, doch Ryan hatte das Gefühl, als hinge der Himmel voller dunkler Wolken.
„Deine Schwester nahm schon seit Jahren Drogen“, begann Onkel Russ. „Ich weiß nicht, woher sie sie bekam, und ich habe auch nicht gefragt. Ich versuchte, sie zu einer ärztlichen Behandlung zu überreden und bezahlte Therapeuten, von denen deine Eltern nichts wussten. Doch das Problem bestand darin, dass Faith einfach völlig fertig war und trotzdem jeden Tag in dieses kaputte Elternhaus zurückmusste. Die Therapie half nicht. Als sie dann dieses letzte Mal zu mir kam, hatte ich keine andere Wahl mehr.“
„Als sie hinauszuwerfen?“, fragte Ryan, der seinen Sarkasmus nicht verbergen konnte.
Zoe
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