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Hochzeit auf Raten

Hochzeit auf Raten

Titel: Hochzeit auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Georg Kaufmann
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sie zärtlich sagen, »was ihr
    Männer tätet, wenn ihr eure Kinder selbst zur Welt bringen müßtet. Ich glaube, die Erde wäre über Adam und Eva nie hinausgekommen.«
    Dann drehte sie das Licht aus.
    »Was soll das?« rief ich.
    »Ich ziehe mich aus«, kam ihre Stimme aus dem Dunkeln.
    »Aber doch nicht in der Finsternis!«
    »Warum nicht?«
    »Du wirst dich in der Wäsche verheddern.«
    »Keine Sorge!« kicherte sie, »in dieser Geographie kenne ich mich aus.«
    »Das ist unfair. Wenigstens diesen Anblick hättest du mir gönnen können.«
    Mit angehaltenem Atem lauschte ich auf das Knistern und Rascheln. Rumms! Das waren die Schuhe. Dieses streifende Geräusch, das muß die Skihose gewesen sein. Und jetzt — ich hörte nur noch das Summen meines Blutes.
    »Du sollst schlafen, mein Liebes«, flüsterte es plötzlich an meinem Ohr, »damit du wieder auf den Damm kommst.«
    Sie lag dicht an meiner Seite. Ich spürte ihre Haare, ihre Wimpern, ihre Wangen und ihre weichen, willigen Lippen. Sonst spürte ich nichts. Sonst gab es nur Frottierhandtücher, Wolldecken und Leintücher.

8
    »Was hat er darauf gesagt?« fragte die Frau Professor.
    »Ja, was hat er darauf gesagt?« echoten die anderen Damen.
    Ich blickte triumphierend von einer zur anderen: » Nikita Chruschtschow legte mir beide Hände auf die Schultern und sagte: Wenn Sie ein Russe wären, würde ich Sie zum General machen. Im Westen können Sie damit höchstens ein bißchen Geld verdienen. Und nicht einmal das ist sicher.«
    Allgemeines Oh.
    Ich sank in meinen Liegestuhl zurück und ließ mir die Sonne auf den Bauch scheinen. Ich war schläfrig geworden. Die Terrasse glich einem Heerlager, und ich war der unbestrittene Mittelpunkt. Seit einer Stunde erzählte ich von Eisenhower, mit dem ich Golf gespielt, und von de Gaulle, mit dem ich auf Schloß Rambouillet diniert hatte. Mit Nasser war ich bei den Pyramiden und mit dem Herzog von Edinburgh auf Fasanenjagd gewesen. Selbst mit Churchill hatte ich noch Zigarren getauscht. Keine Persönlichkeit der Weltpolitik, mit der ich nicht einmal zwischen Honolulu und dem Feuerland zu Wasser, zu Lande oder in der Luft zusammengetroffen wäre.
    »Gott, wie ich Sie beneide«, schmachtete die Frau Professor.
    »Ein himmlischer Beruf, den Sie ausüben«, sagte die zweite.
    »Wir verkehren nur mit Schulzes«, klagte die dritte, »das allerdings zweimal in der Woche.«
    Dann hagelte es Einladungen.
    Mit langsamen Schritten bahnte sich Isabell durch den Ringwall einen Weg zu mir, von den Damen mit mißgünstigen Blicken gemustert.
    »Du lügst so faustdick«, flüsterte sie mir ins Ohr, während sie fürsorglich meine Kissen aufschüttelte, »daß es bis in die Gaststube stinkt.«
    »Ich lüge nicht, ich phantasiere«, sagte ich ebenso leise. »Glaubst du, ich könnte sonst diese Liegekur, die du mir aufgezwungen hast, inmitten all dieser Schleiereulen aushalten?«
    »Es sind auch einige sehr hübsche darunter«, zischte sie.
    Sie hatte recht. Es waren auch einige sehr hübsche darunter. Unwillkürlich schweiften meine Blicke in diese Richtung.
    »Es wird kühl, mein Schatz«, sagte sie laut. »Ich glaube, wir lassen es für heute genug sein.«
    Die Damen sahen verwundert herüber. War es doch jetzt erst wirklich warm geworden. Aber Isabell hatte mich bereits aus dem Liegestuhl gezerrt und mit Kissen und Decken beladen.
    »Er gehört ins Bett, mit Tabletten, Wärmflaschen und feuchten Tüchern«, erklärte sie in einem Ton, als würde sie sagen: »Regen Sie sich nicht auf! Er ist ohnehin für nichts zu gebrauchen.«
    »Sie sehen, meine Damen«, sagte ich so würdevoll wie möglich, »ich bin nur selten Herr meiner Lage.«
    Dann ließ ich mich schweigend abführen. Auch hinter uns fiel kein Wort. Erst als wir die Tür erreicht hatten, hörte ich, wie eine der Hübschen laut und demonstrativ sagte: »Was für ein faszinierender Mann, und was für eine alberne Gans.«
    Und eine zweite antwortete, ebenso laut und demonstrativ: »Sie ist auch nicht seine Frau. Ich habe im Hotelbuch nachgesehen.«
    Isabell schlug die Tür ins Schloß, daß die Glasscheibe mit lautem Geklirr hinaus auf die Terrasse fiel.
    Natürlich kam ich nicht ins Bett, weder mit Tabletten noch mit Wärmflaschen und feuchten Tüchern. Dafür mußte ich mir den Rücken mit Branntwein einreiben lassen, den ihr irgendein Menschenfreund aufgeschwatzt hatte. Alle meine Einwände, daß ich ohnedies wieder aktionsfähig sei, beantwortete sie mit verstärktem Kneten

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