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Hochzeit auf Raten

Hochzeit auf Raten

Titel: Hochzeit auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Georg Kaufmann
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merkte ich, daß ich steif wie ein Stock war.
    »Hol's der Teufel, ich komme nicht hoch«, stöhnte ich.
    Isabell sah mich ungläubig an.
    »Es ist, als ob mir jemand glühende Drähte eingezogen hätte.«
    »Wahrscheinlich bist du wieder einmal verkrampft gesessen.«
    Ich brachte nur eine hilflose Grimasse zustande: »Ich muß mich bei dem Sturz gezerrt haben.«
    »Streck dich und du bist in Ordnung!«
    Sie versuchte mir zu helfen. Es war zwecklos. Ich sackte sofort wieder zusammen.
    Inzwischen waren auch die Kellner und andere Gäste auf meine Turnübungen aufmerksam geworden. Sie umringten uns und bombardierten mich mit Fragen und guten Ratschlägen. Nach heftigem Palaver einigte man sich darauf, daß ich einen kräftigen Hexenschuß habe und auf schnellstem Weg ins Bett müsse. Lediglich über das Wie bestanden Unklarheiten. Nachdem ich energisch gegen die Verwendung einer Tragbahre protestiert hatte, erklärten sich vier baumlange Kerle bereit, mich auf das Zimmer zu schaffen. Das Stubenmädchen wurde beauftragt, Tabletten und heiße Umschläge vorzubereiten.
    Unter allgemeiner Anteilnahme ächzten wir die Treppen empor, wobei das Ach und Och der Transporteure bei weitem mein eigenes Stöhnen übertraf. In dieser Verfassung schleppte man mich über die Schwelle unseres Brautgemachs.
    Nur mit Mühe konnte Isabell verhindern, daß meine Entkleidung ein Werk der Gemeinschaft wurde. Als schließlich auch die Hartnäckigsten aus dem Zimmer entfernt waren, türmten sich auf dem Tisch so viele Liebesgaben, daß wir damit ohne Schwierigkeiten eine Apotheke hätten eröffnen können. Angefangen vom Fieberthermometer, von Mullbinden, Wattepäckchen, Zugpflastern über Sicherheitsnadeln, Gummihosen, Wolldecken und Wärmflaschen bis zu dem Buch »Dein Helfer in kranken Tagen« und einer Leibschüssel war alles vorhanden.
    Ich hockte auf meinem Bett und stierte mit glasigen Augen auf Isabell und das Stubenmädchen, die mein Begräbnis als Ehemann vorbereiteten. Ich beobachtete, wie die Wärmflaschen gefüllt und die Handtücher ausgerollt wurden. Rechts und links waren die Bettücher bereit, sich über mir zu schließen.
    Plötzlich überfiel mich eine sinnlose Wut. Ich sprang auf, riß die nächstliegende Wärmflasche an mich und schleuderte sie an die Wand. Dann brach ich schweißüberströmt auf dem Kissen zusammen.
    Eine Sekunde später war Isabell bei mir.
    »Wenn du nicht sofort stillhältst«, sagte sie leise, »verhau ich dich, daß du ein Jahr lang in keinen Anzug paßt.«
    Das Stubenmädchen hatte es mit einemmal sehr eilig, wieder hinauszukommen. Sie streifte das Bett, auf dem ich lag, mit scheuem Blick und nahm sich nicht einmal Zeit, auf das Trinkgeld zu warten, nach dem Isabell in meiner Hosentasche kramte. Kein Zweifel, sie vermutete meine Krankheit in einer anderen Gegend als im Rücken.
    Zum Äußersten entschlossen, baute sich Isabell wie ein Feldwebel vor mir auf.
    »Ich hoffe«, sagte sie, »du führst dich jetzt nicht wie ein Mann auf und nimmst das Kommende ergeben auf dich.«
    Ich äugte mißtrauisch aus dem Kissen hervor.
    »Ich werde dich ausziehen und im Bett zurechtlegen«, kündigte sie an.
    »Wenn irgendwer heute jemanden auszieht«, knurrte ich, »dann bin das ich.«
    Ohne darauf einzugehen, machte sie sich kurzerhand an meinen Schuhen zu schaffen.
    »Ich lasse mich nicht vergewaltigen«, rief ich.
    Sie lachte mitleidig: »Du wirst dir noch viel mehr von mir gefallen lassen, mein Kleiner.«
    Zum Zeichen, daß ich das keinesfalls würde, strampelte ich mit den Beinen, wenn auch nur andeutungsweise.
    »Noch eine Bewegung«, drohte sie, »und ich schütte dir das heiße Wasser ins Bett!«
    Als sie zur Hose kam, begehrte ich von neuem auf.
    »Ich kann das allein, hörst du!«
    »Bitte, versuch es!« sagte sie trocken.
    Ich konnte es nicht.
    Den Rest erledigte sie, ohne daß ich noch eine Einwendung gemacht hätte. Ich beschränkte mich darauf, empört in mein Kissen zu krächzen. Auf diese Weise ließ ich auch die anderen Prozeduren über mich ergehen: die Tabletten, den heißen Wickel, die Einmummung in unzählige Frottiertücher und den Abschluß von der Welt durch einen Berg von Wolldecken und Bettüchern. Ich war so gründlich verpackt, daß ich kein Glied rühren konnte.
    Stolz betrachtete Isabell ihr Werk, nachdem sie sich vergewissert hatte, daß nirgendwo auch nur ein Hauch zu mir hereiridringen konnte. In der Wärme träge geworden, schloß ich die Augen.
    »Ich möchte wissen«, hörte ich

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