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Hochzeit auf Raten

Hochzeit auf Raten

Titel: Hochzeit auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Georg Kaufmann
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mich darauf vor, dem Sturz des Fremden durch eigene Seßhaftigkeit den Hauptteil der Würze zu nehmen, als eine unerwartete Bodenerhebung meine Fahrt bremste und mich vor dem Äußersten bewahrte.
    Ich riß die Bretter zusammen und stand mit einem scharfen Schwung — zehn Meter vor dem Fremden, der sich noch immer wie ein Vogel das Gefieder putzte.
    »Hallo!« keuchte ich und bebte, daß die Hose flatterte.
    Er gab keine Antwort.
    »Etwas gebrochen?«
    Er fluchte so ordinär, daß selbst ich noch erleichtert war.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Scheren Sie sich zum Teufel!«
    Brüsk wandte er mir den Rücken zu und klaubte seine Utensilien zusammen, die verstreut in der Gegend herumlagen. Dann fuhr er davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Isabell erwartete mich vor dem Hotel.
    »Lümmel«, sagte sie.
    »Wie bitte?«
    »Ich meine den Fremden.«
    »Ach!«
    »Kommt hier vorbei und sieht mich nicht einmal an. Als ob ich etwas dafür könnte, daß er gestürzt ist.«
    »Vielleicht wollte er sich von dir bedauern lassen«, sagte ich aufgeräumt.
    »Bedauern? Meinetwegen kann er sich alle fünfhundert Knochen brechen.«
    »Alle zweihundertdreiundzwanzig meinst du wohl, nicht wahr?«
    Sie sah mich unwillig an.
    »Der Mensch besitzt nur zweihundertdreiundzwanzig Knochen«, belehrte ich sie sanft.
    »Dann mag der Rest auf dein Konto gehen. Du verdienst es mindestens genauso.«
    Ich nahm den frommen Wunsch wörtlich, trat auf Glatteis und fiel vor dem Hoteleingang der ganzen Länge nach hin.
    Der Vorfall heiterte sie sichtlich auf. Sie ließ sich sogar herbei, mir wieder auf die Beine zu helfen und mich vor allen Leuten zu tätscheln. Mit einem leichten Schmerz im Rücken folgte ich ihr ins Hotel.
    Das Abendessen verlief in gelöster Atmosphäre, was nicht zuletzt den zahlreichen steifen Grogs zuzuschreiben war, die wir im Hinblick auf die überstandenen Strapazen und zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten zu uns nahmen. Als schließlich noch der Kellner das dritte Gedeck mit der Bemerkung abräumte, daß der andere Herr leider unerwartet habe abreisen müssen, kannte mein Wohlbehagen keine Grenzen. Ich machte mir nicht einmal die Mühe, diesen Umstand anstandshalber zu bedauern.
    »Warum er wohl so plötzlich verduftet ist?« sinnierte sie, indem sie den Dampf ihres Grogs wollüstig in die Nase zog.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Findest du nicht auch, daß er bereits den ganzen Nachmittag über recht sonderbar war?«
    »Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumt«, zitierte ich.
    »Verschone mich bitte mit deinen Bibelsprüchen!«
    »Das war Shakespeare. William Shakespeare. Hamlet. Erster Akt«, korrigierte ich.
    »Auch Herr Shakespeare wird das Problem nicht lösen.«
    »Es ist gelöst. Wir sind den Kerl los.«
    »Er war doch wie verrückt hinter mir her«, grübelte sie weiter.
    »Na und?«
    »Ich finde es nicht sehr ehrenvoll, wenn ein Mann so ohne weiteres auf gibt.«
    »Wahrscheinlich warst du zu zurückhaltend.«
    Sie umschloß ihr Glas mit beiden Händen: »Ich sehe, ich werde dir etwas antun müssen.«
    »Wenn du mich dazu zwingst, ich bescheinige dir gerne das Gegenteil.«
    Während ich gebannt auf das Glas starrte und das Übel von dort erwartete, trat sie mich unversehéns ins Schienbein.
    »War das deutlich?« fragte sie mit strahlendem Lächeln, indessen der Kellner unsere Gläser von neuem füllte.
    »Sehr!«
    Sie schnippte die Brösel vom Tisch: »Ist auch egal. Ich hätte ihm bloß noch gerne einen Denkzettel verpaßt.«
    Die Drohung festigte in mir die Erkenntnis, daß nichts auf der Welt so deprimierend ist wie die Psyche einer Frau. Wofür hätte er, von ihrem Standpunkt aus gesehen, einen Denkzettel verdient? Weil er sie anhimmelte und galant war? Hätte er das nicht getan, wäre ihm noch viel weniger verziehen worden. Warum hatten wir uns gezankt? Weil ich eifersüchtig war? Wäre ich das nicht gewesen, hätte ich erst recht mit Vorwürfen rechnen müssen, etwa mit dem, daß ich ein gleichgültiger Schuft sei, dem es nichts ausmache, wenn man seiner Frau nahetrete.
    »Woran denkst du?« fragte sie argwöhnisch.
    »Daß ich dich liebe«, antwortete ich.
    »Du lügst.«
    »Ich lüge nie!«
    »Jeder Mann lügt.«
    »Und wenn ich dir sagte, daß ich dich verabscheue?«
    »Das wäre erst recht eine Lüge. Eine unverschämte noch dazu.«
    »Na also.«
    »Was also? Ich sagte ja, daß du lügst.«
    »Weißt du, wie die alten Griechen diese Taktik genannt

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