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Hochzeit auf Raten

Hochzeit auf Raten

Titel: Hochzeit auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Georg Kaufmann
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Alters charakteristisch ist.«
    »Ich träume von weißen Mäusen«, klagte ich, »und was noch schlimmer ist, tagsüber springen sie aus der Wasserleitung.“
    »Dann solltest du weniger Cognac trinken«, sagte sie trocken.
    Meine Chance, wieder in ruhigere Gewässer zu kommen, war vertan. Resigniert sank ich in meinem Stuhl zurück.
    »Und was soll jetzt werden?« fragte ich.
    »Ich will es überschlafen«, sagte sie. »Im Schlaf kommen mir die besten Gedanken. Und nun bring mich wieder hinunter! Ja, und Geld für das Taxi brauche ich auch.«
    Während ich meine Brieftasche leerte, tröstete sie mich: »Denk daran, daß die Ereignisse, über die man verzweifeln zu müssen glaubt, in der Erinnerung immer die lustigsten sind!«
    »Dann werden wir mit Sechzig aus dem Lachen nicht mehr herauskommen«, seufzte ich.
    Beim Hinausgehen trat sie auf den »Scheidungsanwalt«, der wie ein toter Vogel noch immer auf dem Boden lag. Sie hob ihn auf und betrachtete interessiert den Einband.
    »So sieht das also aus«, sagte sie mit großen Augen.
    »Ein Zufall«, stotterte ich, »glaub mir, nichts als ein blödsinniger Zufall.«
    »Ein bemerkenswerter Zufall«, korrigierte sie und nahm, wie ich beunruhigt feststellte, den »Scheidungsanwalt« mit sich.
    Zum Abschied küßten wir uns mit einer Hingabe, daß ich, als ich wieder erwachte, das Gefühl hatte, die Sonne müsse längst aufgegangen sein.
    »Bis morgen!« sagte sie zärtlich, während ich mich durch den Taxichauffeur geniert fühlte, der uns mit wohlwollender Unverschämtheit betrachtete.
    * »Bis morgen!« antwortete ich.
    Mit einemmal hob sie den Arm und verabreichte mir eine Ohrfeige, daß das abfahrende Taxi wie eine Schiffssirene dröhnte.
    Am nächsten Tag, als ich Isabell in der Redaktion wiedertraf, sah ich auf den ersten Blick, daß das Problem Mecki gelöst war.
    »Er ist ausgebootet?«
    »Völlig!«
    Ich sah sie fragend an.
    »Es wäre auch ohne Husarenstreich gegangen«, sagte sie, »aber ich hatte keine Lust mehr, die Sache weiterzuschleppen.«
    »Was hast du getan?“
    »Oh, ich habe erklärt, daß ich ein Kind erwarte.«
    »Ein Kind?« erwiderte ich konsterniert. »Wie schrecklich! Was werden deine Eltern von mir denken?«
    »Warum von dir?«
    »Nun, wenn du gesagt hast, daß du —«
    Sie lachte in sich hinein. »Aber doch nicht von dir, Liebling! Dein Kind hätte er womöglich auch noch akzeptiert.«
    Ich fühlte das Bedürfnis, mich zu setzen.
    »Ich habe einfach erklärt«, verkündete sie strahlend, »ich wüßte nicht von wem. Und das war selbst dem guten Mecki zuviel.«

10

    »Weißt du, was ich mir wünsche?« sagte Isabell träumerisch, als wir wieder einmal die Landkarte studierten, um eine jener Wochenendfahrten festzulegen, auf die sich unser Eheleben konzentrierte.
    »Nun?«
    Sie sah durch mich hindurch, als erblickte sie in weiter Ferne den Garten Eden.
    »Einmal etwas richtig Skandalöses zu erleben«, hauchte sie, »etwas, das die Nerven zum Zerreißen und das Blut in den Adern zum Kochen bringt.«
    Erschrocken erinnerte ich sie an die vergangenen Monate, die wahrlich so reich an Aufregungen waren, daß es mir unfaßlich erschien, wie man mutwillig nach weiteren Skandalen suchen konnte.
    »Wir sollten lieber den lieben Gott um eine gemütliche Ofenecke, um Filzpantoffeln und einen friedlichen Schlaf bitten«, sagte ich.
    »Du entwickelst in letzter Zeit bedenkliche Neigungen zum Spießertum«, bemerkte sie tadelnd.
    »Lieber ein Spießer als ein Anwärter auf die Zwangsjacke.«
    Sie erging sich in zeitkritischen Betrachtungen. Das Leben in unseren überzivilisierten Staaten werde immer farbloser. Es sei immer das gleiche: Geburt, Schulgang, Berufsausbildung, Ehe, Kinder, Enkelkinder, Pensionierung, Tod. Dazu noch alles von Amts wegen etikettiert und geregelt. Keine Seeräuber, abenteuerlustige Söldnerführer und Räuberhauptmänner mehr. Selbst die ehelichen Treuebrüche, für die man früher noch auf den Schindanger gekommen war, seien zu Routineangelegenheiten geworden, ähnlich wie die Steuerhinterziehungen.
    »Du hättest einen Löwenbändiger heiraten oder in den afrikanischen Busch auswandern sollen«, seufzte ich.
    »Ich hatte nie etwas anderes vor.«
    »Dann verstehe ich nicht, wie du auf mich verfallen konntest.«
    »Oh, du hast etwas von einem Feuerschlucker an dir«, sagte sie liebevoll. »Du brauchst nur jemanden, der dir hilft, die Stunden der Kleinmut zu überwinden.«
    »Und du fühlst dich verpflichtet, dieser Jemand zu

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