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Hochzeit auf Raten

Hochzeit auf Raten

Titel: Hochzeit auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Georg Kaufmann
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ist er ein gebrochener Mann.
    »Im Grunde genommen seid ihr alle gleich simpel«, sagt sie wegwerfend. »Ihr werdet überhaupt erst erträglich, wenn man das Unglück hat, sich in einen von euch zu vergaffen.«
    »Du — du würdest also nicht —«, stottert er.
    Sie voll Würde: »Nein!«
    »Und warum nicht?«
    »Ich bin nicht so haltlos wie du. Außerdem weißt du ganz genau, daß es für mich keinen anderen Mann gibt.«
    »Nur noch eines, Liebling —«
    »Sprich dich ruhig aus!« sagt sie undurchsichtig.
    »Könntest du mich belügen?«
    Es ist unverkennbar, daß sie einen Gewaltakt vorbereitet.
    »Du könntest es also nicht?«
    »Nein, du Dummkopf!« schreit sie. »Außerdem würdest du es ohnehin sofort merken.«
    »Merken«, murmelt er düster. »Nichts würde ich merken. Niemand ist leichter zu belügen als ein Verliebter; denn er will glauben, gegen jede Vernunft.«

    Nachsatz des Verfassers: Hier wurden die Memoiren des Katers von mir wohlweislich abgebrochen.
    Nachsatz zu dem Nachsatz: Es ist doch ein Glück, daß Tiere für gewöhnlich nicht reden und schreiben können.

13

    Jugoslawien oder Italien, das war die große Frage.
    Isabell war für Jugoslawien, ich für Italien. Sie rühmte die dalmatinische Küste, die billigen Quartiere, den vorteilhaften Wechselkurs, die Cevapcici und Rasnici, ich pries die Apenninen-Halbinsel, den Dogenpalast, den Petersdom, den Golf von Neapel, die Spaghetti und den Chianti.
    »Bedenke das erhebende Gefühl«, sagte ich, »deinen Urlaub in einem Land zu verbringen, in dem jeder Stein eine mehrtausendjährige Geschichte atmet.«
    Doch selbst Hannibals Feldzüge und die Ermordung Cäsars verfingen nicht.
    »Ich will Strand, Meer und Sonne«, sagte sie mit barbarischer Offenherzigkeit. »Was kümmert mich dein ganzer Nebukadnezar, selbst wenn er Rom angezündet hat.«
    Ich fühlte mich verpflichtet, diese haarsträubende Geschichtsunkenntnis zu berichtigen.
    Der Erfolg war, daß sie sagte: »Du gibst also selbst zu, daß deine Argumente auf tönernen Füßen stehen.«
    Zwei Wochen lang stand die Sache Italiens äußerst schlecht. Insgeheim war ich schon bereit, die vielen Geschichtsbücher, Reiseführer und Landkarten, die ich im Vertrauen auf die Überzeugungskraft meiner Rede in aller Stille gekauft hatte, als Fehlinvestition abzubuchen.
    Da brachten drei Dinge die Wende.
    »Du kannst nicht von mir erwarten, daß ich meine Hochzeitsreise in ein Land mache, in dem du mit anderen Männern geflirtet hast«, sagte ich, nachdem ich erfahren hatte, daß sie im Alter von acht Jahren mit ihren Eltern bereits einmal in Jugoslawien war.
    Sie fand das kindisch, aber es schmeichelte ihr.
    Das zweite waren meine profunden italienischen Sprachkenntnisse, die ich aufzufrischen gedachte.
    »Der Gedanke hat etwas Faszinierendes«, sagte sie versonnen, »dich in einer anderen Sprache reden zu hören.«
    Das kostete mich die umgehende Anschaffung einer italienischen Grammatik für Anfänger sowie zahlreiche schlaflose Nächte, in denen ich die Grammatik zu studieren versuchte.
    Der dritte und entscheidendste Punkt war ein Prospekt, aus dem hervorging, daß man in Italien wunderschöne Schuhe, Handtaschen und Schmucksachen kaufen konnte.
    »Schuhe, Handtaschen und Schmucksachen«, las sie, jedes Wort wie eine süße Beere auf der Zunge rollend.
    Das Glitzern in ihren Augen sagte mir, daß die Würfel gefallen waren. Ich würde den Rubikon zum Marsch auf Rom überschreiten.
    Doch schon tauchten neue Schwierigkeiten und Probleme auf. Ob mit oder ohne Filippo, ob mit zwei oder sechs Koffern, ob West- oder Ostküste, ob mehr oder weniger Lire und so fort.
    Wir einigten uns auf einen Kompromiß. Dafür, daß ich auf die bequeme Bahn verzichten und mich sowie Filippo strapazieren mußte (ein Auto ist standesgemäß), räumte sie mir das Recht ein, ihre gesamte Sommergarderobe mit ausreichenden Reserven für einen vorzeitigen Wintereinbruch mitzunehmen. (Gott, die paar Fähnchen!) Da für die paar Fähnchen Gepäckraum und Rücksitze nicht ausreichten, sah ich mich gezwungen, ein Traggestell auf Filippos Dach montieren zu lassen. Meinen Hang zur Adriaküste kompensierte sie mit einem »Quer durch ganz Italien« (wenn ich schon nach Italien fahre, will ich auch möglichst viel davon sehen). Die Frage »Mehr oder weniger Lire« erledigte sich angesichts der in Aussicht gestellten Schuhe, Handtaschen und Schmucksachen von selbst (ich bin dir auf allen Linien entgegengekommen).
    Vierundzwanzig Stunden

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