Hochzeit auf Sizilianisch
Seite an Seite. Das gibt es nirgends sonst auf der Welt."
"Und warum bleibst du dann nicht, wenn dir Sizilien so gut gefällt?" fragte Renato unvermittelt.
"Weil es gewisse Einwohner auf der Insel gibt, die es mir ratsam erscheinen lassen, nach England zurückzukehren", erwiderte Heather ernst, um erneut erleben zu müssen, dass sie Renatos Lächeln wenig entgegenzusetzen hatte.
"Nur Mut“, sagte er strahlend, "so schlimm bin ich nun auch wieder nicht."
"Und ob!" widersprach sie, doch es klang entschiedener, als es gemeint war.
"Bin ich nicht!" entgegnete Renato, und sein Lächeln wurde allmählich zur Bedrohung.
"Bist du doch!"
Sie brachen gleichzeitig in lautes Lachen aus. Wie schön es war, entspannt in der Sonne zu sitzen und aus lauter Übermut miteinander zu zanken. Und wie wohltuend anders die Stimmung im Vergleich zu den Auseinandersetzungen war, die hinter ihnen lagen!
So wusste Heather selbst nicht, was sie dazu brachte, ohne Not ein ernstes Thema anzusprechen. "Darf man erfahren, woher dein Sinneswandel rührt?"
fragte sie Renato. "Vor wenigen Tagen hast, du den Gedanken, mich zu heiraten, noch weit von dir gewiesen."
"Das habe ich meiner Mutter zu verdanken", erwiderte er. "Sie hat mich nachdrücklich an meine Pflichten erinnert, und da ich ein gehorsamer Sohn bin, habe ich mich schließlich dazu bereit erklärt. Wenn auch nur widerwillig", setzte er wenig charmant hinzu.
"Kannst du nicht einmal ernst bleiben?" fragte Heather entrüstet.
"Also schön", begann er, "wir haben beide erlebt, dass Liebe kein Garant für eine harmonische Ehe ist. Andererseits zeigt das Beispiel meiner Eltern, dass man, auch ohne sich zu lieben, glücklich miteinander sein kann: Jedenfalls dann, wenn man keine Wunder erwartet. Habe ich nicht Recht?"
"Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht", musste Heather zugeben.
"Soll das heißen, dass wir uns einig sind?" Renato richtete sich auf und wartete gespannt auf Heathers Reaktion. "Du ahnst gar nicht, welche Freude du meiner Mutter damit machen würdest", fügte er hinzu, um ihr die Entscheidung leichter zu machen.
"Das ist nicht fair von dir!" entgegnete Heather erbost. "Du weißt genau, wie weh es mir tut, Baptista enttäuschen zu müssen."
"Keine Sorge", erwiderte Renato, "insgeheim vertraut sie darauf, dass es dazu nicht kommen wird."
"Hast du ihr etwa diesen Floh ins Ohr gesetzt?" platzte Heather heraus.
"Ich habe ihr nur gesagt, dass ich mit dir noch mal in aller Ruhe ... "
"Mir die Pistole auf die Brust setzt, wolltest du sagen!" fiel Heather ihm wutentbrannt ins Wort und sprang auf. "Wie kannst du es nur wagen? Schlimm genug, dass du alle im Dorf an der Nase herumführst. Aber dass du sogar deine Mutter in dein falsches Spiel einbeziehst, ist ja wohl der Gipfel! "
Renato fluchte leise und erhob sich. "Sei doch vernünftig, Heather", bat er sie.
„Fass dich lieber an die eigene Nase", entgegnete sie barsch. "Oder nennst du es vernünftig, dass du mich erst um jeden Preis zur Frau deines Bruders machen willst und jetzt alle Welt glauben lässt, dass wir so gut wie verheiratet seien.
Beim ersten Mal hat dir Lorenzo einen Strich durch die Rechnung gemacht, und dieses Mal bin ich es, die das tut."
Renato reagierte unerwartet ruhig auf Heathers Wutausbruch. Er sah sie eine ganze Weile lang nachdenklich an. "Warum läufst du eigentlich vor deinem Schicksal davon?" fragte er schließlich.
"Wenn ich vor etwas weglaufe, dann vor dir!" erwiderte sie empört. "Mein Schicksal sieht etwas anderes vor, als den Sündenbock für das zu spielen, was du angerichtet hast. Dafür eignen sich deine Freundinnen viel besser, und wenn du sie gut dafür bezahlst, wird sich sicherlich eine finden, die dazu bereit ist."
Sein Blick verriet, dass sie ihn tief getroffen hatte. Doch ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sie sich um und lief zu den Pferden. Der Gesichtsausdruck des Bauern, der ihr freundlich zulächelte, bestärkte sie in der Gewissheit, dass sie nur eine Figur in einem Spiel war.
Sobald sie auf dem Pferd saß, gab sie ihm die Sporen und trieb es über die Felder. Doch Renato hatte umgehend die Verfolgung aufgenommen und kam ihr erschreckend schnell näher. Schon konnte sie das Hufgetrappel seines Pferdes hören, und als sie sich kurz umdrehte, sah sie, dass er ihr aufgeregt zuwinkte, als wollte er sie vor etwas warnen.
Ohne auf ihn zu achten, ritt sie weiter, als sich urplötzlich der Himmel verdüsterte und das erste Donnergrollen zu hören war, worüber ihr
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