Hochzeit auf Sizilianisch
Entscheidung ist, was wir aus unserem Leben machen?"
Renato nickte. "Nenn es, wie du willst, aber ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es eine höhere Vorsehung gibt, die sich unserem Einfluss entzieht."
"Und was sieht diese Vorsehung deiner Meinung nach für uns vor?" fragte Heather. Der Gedanke an ein Schicksal, wie Renato es verstand, war ihr völlig fremd. Doch klang er so überzeugt, dass sie neugierig geworden war.
"Das ist schwer zu sagen", erwiderte er und sah sie nachdenklich an. „Fest steht hingegen, was es nicht vorsieht. Ich halte es für ausgeschlossen, dass wir jemals zusammenleben könnten, ohne uns gegenseitig zu bekämpfen."
Unvermittelt begann er zu lächeln. "Trotzdem ist es unsere Bestimmung, das Leben gemeinsam zu verbringen. Ich werde jedenfalls nicht zulassen, dass du einen anderen Mann heiratest. "
Sein Gesichtsausdruck erinnerte Heather unwillkürlich an den Ausflug auf der Santa Maria. Das unbekannte Gefühl der Freiheit, das Renatos Gegenwart in ihr ausgelöst hatte, hatte sie beinahe mit dem Leben bezahlt. Nun fühlte sie ganz ähnlich, und wieder war sie an einem Punkt angelangt, an dem sich ihr Leben entscheiden konnte.
"Willst du dich deinem Schicksal immer noch widersetzen, Heather?"
Er schien ihre Antwort kaum erwarten zu können, doch Heather wusste keine Worte, die ihren Gefühlen angemessen gewesen wären. Also legte sie alles, was sie empfand, in den Blick, mit dem sie ihn ansah.
Augenblicklich umarmte er sie und zog sie an sich. "Ich warne dich", sagte er gequält, "wenn du mich weiter auf die Folter spannst, kann ich für nichts garantieren."
"Soll das eine Drohung sein?" fragte sie herausfordernd.
Ehe sie sich's versah, legte Renato ihr einen Arm um die Taille und den anderen um den Nacken, so dass sie unmöglich fliehen konnte. Dann beugte er sich herunter und küsste sie mit einer Leidenschaft, die jeden Gedanken daran, sich ihm zu entziehen, zerstreute.
Stattdessen schien sie die Gegenwart der Ceres gänzlich in Bann geschlagen zu haben. Der Tempel der Fruchtbarkeitsgöttin war der denkbar ungeeignetste Ort, um darüber nachzudenken, was ihr bevorstand, wenn sie diesen geheimnisvollen und faszinierenden Mann gewähren ließ.
Umso überraschender traf es sie, dass Renato unvermittelt den Kopf hob. "Ich will endlich Gewissheit“, sagte er fordernd. "Hast du mit Lorenzo geschlafen oder nicht?"
"Ich wüsste nicht, was dich das angeht", erwiderte sie bestimmt. "Und wenn, dann hättest du es dir selbst zuzuschreiben. Schließlich hast du uns ja förmlich dazu gedrängt."
Die Wirkung ihrer Antwort war verheerend. Renato war aschfahl, und sein Atem ging so heftig, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich. "Lass uns nach Hause reiten", sagte er schließlich. "Der Himmel zieht sich schon wieder zu."
Zurück in der Villa, gingen beide in ihr Zimmer, um zu duschen und sich trockene Kleidung anzuziehen. Als Heather wieder in den Salon kam, erwartete Jocasta sie bereits. "Signore Martelli lässt Ihnen ausrichten, dass er dringend nach Palermo musste", teilte sie ihr mit.
Es überraschte Heather nicht im Geringsten, dass er Hals über Kopf abgereist war, ohne sich von ihr zu verabschieden. Trotzdem ließ sie ihr Abendessen unangerührt, und anstatt früh ins Bett zu gehen, begab sie sich nach Sonnenuntergang in den Garten.
Der Mond schien von einem wolkenlosen Himmel und tauchte die Umgebung in ein unwirkliches Licht. Ohne dass Heather es vorgehabt hätte, fand sie sich plötzlich in der Laube des Rosengartens wieder. Gedankenverloren betrachtete sie die Zeugen einer Liebe, die, allen Hindernissen zum Trotz, die Jahrzehnte überdauert hatte.
Um eine solche Liebe zu erleben, war sie nach Sizilien gekommen, und hatte erfahren müssen, dass hier Regeln und Gesetzmäßigkeiten galten, die auf Gefühle keine Rücksicht nahmen.
Das Erstaunlichste aber war, dass sich Heather auf dieser Insel und mit seinen Menschen trotz allem zu Hause fühlte, und wenn ihr Wunsch, bleiben zu können, in Erfüllung gehen sollte, dann wurde es höchste Zeit, wie eine Sizilianerin zu denken und zu handeln.
Was allerdings bedeutete, dass sie sich ihren Ehemann nicht selbst aussuchen könnte. Und mittlerweile, ging nicht mehr nur Baptista, sondern ganz Ellona davon aus, dass sie Renato heiraten würde - und nicht zuletzt Renato selbst.
Wenn er sie, wie noch am Nachmittag, in die Arme nahm und küsste, würde Heather ihm lieber früher als später das Jawort geben. Doch hatte sich am
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