Hochzeit auf Sizilianisch
Schaffarm erreichten, schlug Heathers Herz höher. Sie stellte dem Verwalter zahlreiche Fragen, die er mit einem anerkennenden Nicken beantwortete.
"Woher weißt du das alles?" erkundigte sich Renato überrascht.
"Mein Großvater war Schäfer", erklärte Heather ihm. "Und weil ich in den Ferien häufig bei ihm war, habe ich das eine oder andere von ihm gelernt."
Renatos Lächeln verriet eine derart übertriebene Freude, dass Heather ein eigentümlicher Verdacht kam. Der von dem genährt wurde, was sie in Ellona erwartete. Sämtliche Einwohner, so schien es, hatten sich auf der Dorfstraße eingefunden, um die neue Eigentümerin von Bella Rosaria kennen zu lernen.
Sogar der Pfarrer war eigens aus der Kirche gekommen, um Heather zu begrüßen.
Für die ungeheure Aufmerksamkeit, die man ihr zuteil werden ließ, musste es einen tieferen Grund geben, und mittlerweile meinte Heather, ihn zu kennen.
"Sollen wir morgen einen Ausritt machen?" fragte Renato, nachdem sie die Villa erreicht hatten.
"Kommst du morgen denn wieder?"
"Das wird nicht nötig sein", erwiderte er lächelnd. "Es sei denn, du hast etwas dagegen, dass ich über Nacht bleibe."
"Von mir aus", erwiderte Heather betont gleichgültig. "Ich sage Jocasta, dass sie dir ein Zimmer fertig machen soll."
"Wie ich sie kenne, ist das schon passiert", sagte Renato und holte eine Reisetasche aus dem Kofferraum. Auch die Übernachtung war also Teil seines Plans gewesen.
In den Jocasta offensichtlich eingeweiht war, denn sie hatte ihm nicht nur das Bett bezogen, sondern auch Gino beauftragt, Renatos Lieblingsessen zu kochen.
Heather missfiel es gründlich, dass er wie der Hausherr behandelt wurde und sich entsprechend aufführte. Doch es sich zu verbitten, wagte sie nicht.
Schließlich konnte sie Renato keinen Vorwurf daraus machen, dass er ihren Entschluss, nicht auf Dauer zu bleiben, endlich ernst nahm.
Nach dem Abendessen gingen sie in den Garten und verfolgten gemeinsam den atemberaubenden Sonnenuntergang.
"Als ich klein war, habe ich hier mit meinen Freunden immer Räuber und Gendarm gespielt", sagte Renato unvermittelt. "Nirgendwo gab es bessere Verstecke."
"Und was hat Baptista gesagt, wenn ihr den Garten verwüstet habt?"
"Sie hat es mit Fassung getragen", erwiderte Renato. "Wenn wir glücklich waren, war sie es auch."
Inzwischen hatten sie den Rosengarten erreicht, und Renato führte Heather zur Laube. "Aus meinem Zimmerfenster konnte ich sie sehen, wenn sie sich des Nachts hierher zurückzog. Ich glaube, sie hat viel geweint."
"Weißt du, warum?" fragte Heather vorsichtig, weil sie nicht wusste, ob Baptista ihren Söhnen je von ihrer großen Liebe erzählt hatte.
"Wegen des Jungen, der aus Liebe zu ihr diesen Garten angelegt hat. Eines Tages war er spurlos verschwunden, und die Leute erzählten sich allerhand Gerüchte, was aus ihm geworden sei."
"Ich denke, dein Großvater hat ihn entlassen?" fragte Heather, ohne zu bedenken, dass sie Renato damit verriet, dass ihr die Geschichte soweit bekannt war.
"Hat meine Mutter dir das erzählt?" erkundigte sich Renato umgehend. "Wie du weißt, war ihr Vater ein überaus strenger Mann. Und wenn es um die Familienehre ging, verstand er überhaupt keinen Spaß."
"Willst du damit andeuten, dass er ihm etwas ... ?"
Doch Renato ließ sie nicht ausreden. „Er war streng, aber kein Unmensch.
Jedenfalls ist Bella Rosaria ein ganz besonderer Ort für meine Mütter", fuhr er fort, "und wie es schient, habe ich diese Vorliebe von ihr geerbt."
"Dann solltest du dafür sorgen, dass es im Familienbesitz bleibt", erwiderte Heather.
"Keine schlechte Idee." Renato lächelte schalkhaft. "Dafür müsstest du allerdings deinen Widerstand gegen den Vorschlag ... "
Dieses Mal fiel Heather ihm ins Wort. "Ausgeschlossen", widersprach sie bestimmt. "Ich dachte, wenigstens darin wären wir uns einig."
Er zuckte die Schultern. "Meiner Mutter ist es sehr wichtig, dass die Schande getilgt wird, die Lorenzo und ich über die Familie gebracht haben. Und da ich großen Respekt vor ihr habe... "
"Schlag dir das ein für alle Mal aus dem Kopf, Renato", unterbrach sie ihn erneut. "Glaubst du, ich hätte nicht mitbekommen, warum mich die Leute aus dem Dorf so angegafft haben? Ich will dir keine bösen Absichten unterstellen, aber es ist nicht fair, wenn du sie in dem Glauben lässt, dass ich auf Dauer hier bleibe. Und schon gar nicht als deine Frau! "
"Warum eigentlich nicht?" wandte Renato ein. "Die Menschen mögen dich, willst
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