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Hochzeit des Lichts (German Edition)

Hochzeit des Lichts (German Edition)

Titel: Hochzeit des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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es der Gnade, des Sichvergessens oder einer Heimat. An manchen Morgen fällt ein unsagbar süßer Tau auf das Herz und vergeht. Doch seine Frische bleibt, und sie ist es, die das Herz immer wieder verlangt. Ich musste wieder aufbrechen.
    Und zum zweiten Mal ging ich in Algier unter dem Regen, der mir der gleiche schien wie bei meinem Abschied, den ich für endgültig gehalten hatte, und inmitten dieser unendlichen Melancholie, die nach Regen und Meer roch, und obgleich der Himmel voller Nebel war, die Rücken der Menschen unter dem Regen flohen und das grelle Licht der Cafés die Gesichter verzerrte, beharrte ich in meiner Hoffnung. Wusste ich nicht, dass dieser Regen von Algier, der aussieht, als müsse er ewig dauern, in einem Augenblick aufhört, wie auch die Flüsse meiner Heimat, die in zwei Stunden anschwellen und Hektare von Land verwüsten, mit einem Schlag versiegen? Und eines Abends hörte der Regen auf.
    Ich wartete noch eine Nacht. Ein heller Morgen erhob sich strahlend über dem klaren Meer. Vom Himmel, der morgendlich rein und frisch war, kam ein flimmerndes Licht, das jedem Haus, jedem Baum eine sichtbare Zeichnung gab, eine wundersame Neuheit. Am ersten Morgen der Welt muss die Erde in ähnlichem Licht aufgetaucht sein. Von Neuem machte ich mich auf den Weg nach Tipasa.
    Nicht ein einziger dieser neunundsechzig Kilometer Weges, der nicht mit Erinnerungen und Eindrücken bedeckt wäre. Die heftige Kindheit, die Träumereien des Jünglings im lärmenden Car, die Morgenstunden, die frischen Mädchen, der Strand, die jungen Körper, immer aufs Äußerste gespannt, die leichte Bangigkeit des Abends in einem sechzehnjährigen Herzen, das Verlangen zu leben, der Ruhm, und immer dieser gleiche Himmel, durch all die Jahre hindurch, unversiegbar an Kraft und Licht, unersättlich er selber, der Monate hindurch eines nach dem andern die dargebotenen Opfer am Strand aufzehrt, in der tödlichen Mittagsstunde. Und auch das ewig gleiche Meer, beinahe ungreifbar am Morgen, das ich am Horizont wiederfand, dort, wo die Straße die Hügel von Sahel mit ihren bronzenen Weinbergen verlässt und sich zur Küste neigt. Mich verlangte, den Chenoua wiederzusehen, diesen schweren und starken Berg, aus einem einzigen Felsblock geschnitten, der längs der Küste von Tipasa nach Westen liegt, bevor er zum Meer abfällt. Man sieht ihn von Weitem, einen blauen und leichten Dunst, der noch mit dem Himmel verfließt. Doch nach und nach verdichtet er sich, je näher man kommt, bis er die Farbe des ihn umringenden Wassers annimmt, einer großen, unbeweglichen Welle gleich, die im Aufbäumen brutal erstarrt wäre über einem plötzlich geglätteten Meer. Noch näher, fast bei den Toren von Tipasa, erhebt sich seine gefurchte Masse, braun und grün, der alte, bemooste Gott, den nichts erschüttert, Zuflucht und Hafen seinen Söhnen, deren ich einer bin.
    In seinem Anblick überschritt ich den Stacheldraht und war in den Ruinen. Und unter dem stolzen Dezemberlicht, wie es einem nur ein- oder zweimal im Leben begegnet, das sich dadurch als erfüllt betrachten darf, fand ich genau das, was ich gesucht hatte und was mir, der Zeit und der Welt zum Trotz, allein dargebracht wurde in dieser verlassenen Natur. Vom Forum aus, das mit Olivenbäumen umringt war, sah man unter sich das Dorf. Kein Laut drang herauf; leichter Rauch stieg in die klare Luft. Auch das Meer war schweigend unter dem Strom des funkelnden und kalten Lichtes. Weit vom Chenoua her kam einzig ein Hahnenschrei, der den zerbrechlichen Glanz des Tages pries. Hinter den Ruinen sah man, so weit das Auge reichte, nur verwitterte Steine, wilde Absinthsträucher und vollendet schöne Säulen in der kristallklaren Durchsichtigkeit der Luft. Der Morgen schien erstarrt, die Sonne stand für einen Augenblick still. In diesem Licht und in diesem Schweigen zerrannen langsam die Jahre der Raserei und der Nacht. Ich lauschte in mir einem fast vergessenen Klang, als finge mein Herz nach langem Stillestehen ganz sachte wieder zu klopfen an. Und nun vernahm ich auch jene unhörbaren Geräusche, aus denen die Stille gewoben ist: das Continuo der Vögel, die leichten, kurzen Seufzer des Meeres am Fuße der Felsen, das Zittern der Bäume, das Rascheln der Sträucher, die flüchtigen Eidechsen. Und ich lauschte auch dem glücklichen Strömen in mir. Es war mir, als sei ich endlich in den Hafen zurückgekehrt, nur für einen Augenblick zwar, der aber nicht enden würde. Gleich darauf stieg die Sonne

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