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Hochzeit im Herbst

Hochzeit im Herbst

Titel: Hochzeit im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Charles Barlow gewesen. Vom Fenster aus konnte man auf das Städtchen hinabsehen. Wie oft mochte wohl der Hausherr hier gestanden haben? Nach allem, was sie über Charles Barlow gelesen hatte, war er ein Mensch, der es als sein gutes Recht, wenn nicht sogar als seine Pflicht angesehen hatte, auf alles und jeden hinabzusehen.
    Sie wünschte sich, seine Anwesenheit spüren zu können, seine Macht, ja selbst seine Grausamkeit. Doch alles, was sie sah, waren ein geschmackvoll eingerichtetes kleines Wohnzimmer, ein Schlafzimmer und ein Bad. Räume, voll gestellt mit den technischen Ausrüstungsgegenständen, die sie mitgebracht hatte.
    Es war frustrierend. Sie war sich sicher, dass alle MacKades hier in diesem Haus schon Dinge gespürt, gehört und gesehen hatten, die nicht von dieser Welt waren. Warum gelang es ihr nicht?
    Sie setzte all ihre Hoffnungen in die Wissenschaft. Wie sie es schon immer gemacht hatte. Sie hatte sich die beste Ausrüstung beschafft, die es gab, und dabei keinerlei Kosten gescheut. Andere Frauen kauften sich Schuhe oder Schmuck. Sie kaufte sich Geräte für ihre wissenschaftlichen Untersuchungen.
    Rebecca setzte sich an den Tisch und schaltete den Computer ein.
    „Ich habe mich jetzt im MacKade-Inn in Charles Barlows Zimmer häuslich eingerichtet. Außer mir wohnen hier noch andere Gäste, und ich bin schon sehr gespannt, ob und welche Erfahrungen sie hier gemacht haben. Im Moment ist alles ruhig. Man hat mir erzählt, dass man nachts oft Türenschlagen hören kann oder Weinen, gelegentlich sogar einen Schuss.
    Manche dieser Phänomene ereignen sich nicht nur nachts, sondern auch tagsüber.
    Regan hat es ebenso erlebt wie Rafe. Angeblich soll man auch Rosenduft riechen können, darüber sind sich al e, mit denen ich gesprochen habe, einig. Savannah MacKade hat mir erzählt, dass sie oft das Gefühl hat, hier im Haus sei jemand, auch wenn sie ihn nicht sehen kann. Und genauso geht es ihr in den Wäldern, die hinter dem Haus liegen. Jared hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich finde es faszinierend, dass sich hier zwei Menschen gefunden haben, die beide in der Lage sind, übersinnliche Dinge wahrzunehmen.
    Cassie und Devin MacKade sind ein weiteres Beispiel. Sie haben beide ihr Leben lang in demselben kleinen Städtchen gelebt. Cassie war zuerst mit einem anderen Mann verheiratet, von dem sie zwei Kinder hat. Nach allem, was ich gehört habe, muss diese erste Ehe ein Martyrium gewesen sein. Doch dann haben sie und Devin sich gefunden, und es scheint, als wären sie schon immer zusammen gewesen. Sie waren von Anfang an füreinander bestimmt und haben sich schließlich, allen Widerständen zum Trotz, gefunden. Sowohl Cassie als auch Devin haben hier im Inn starke übersinnliche Erlebnisse gehabt, wie sie mir berichteten. Ich werde mich noch näher dazu äußern.
    Shane MacKade ist der Einzige, der in dieser Hinsicht nichts zu erzählen hat – oder besser gesagt habe ich den Eindruck, dass er es nicht will.
    Obwohl ich es nicht gewohnt bin, meinem Gefühl mehr zu vertrauen als Tatsachen, würde ich behaupten, dass er mit dem, was er erfahren hat und fühlt, hinter dem Berg hält. Was im Grunde seiner Persönlichkeit widerspricht, denn ich glaube nicht, dass er normalerweise ein Mensch ist, der seine Gefühle zurückhält.
    Um ganz ehrlich zu sein, muss ich zugeben, dass ich ihn sehr mag.
    Seinen Humor, die Anhänglichkeit an seine Familie, seine Liebe zu seinem Land. Oberflächlich betrachtet scheint er ein sehr unkomplizierter Mensch zu sein, aber falls ich meinen Gefühlen trauen kann – unter seiner scheinbar unkomplizierten Oberfläche brodelt es. Er wäre bestimmt ein interessantes Studienobjekt. Wie auch immer …”
    „Hier kommt die Lady nie rein.”
    Rebecca schaute auf und sah Emma an der Tür stehen. „Na, du? Ist die Schule schon aus?”
    „Hm. Ich soll dir von Mom ausrichten, dass sie Kaffee hat und Plätzchen, wenn du möchtest.” Ohne Scheu trat Emma näher und schaute sich mit großen Augen um. „Du hast aber ‘ne Menge Kram hier rumstehen. Was willst du damit tun?”
    „Ja, das stimmt. Man könnte es wohl als mein Spielzeug bezeichnen.
    Wer ist denn die Lady?”
    „Die Frau, die hier gelebt hat und die genauso weint, wie Mama früher immer geweint hat. Hast du sie nicht gehört?”
    „Nein. Wann?”
    Emma lächelte. „Gerade eben. Während du getippt hast. Aber sie kommt nie hier rein.”
    Rebecca rieselte ein Schauer den Rücken hinunter. „Du hast sie gehört, gerade

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