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Hochzeit im Herrenhaus

Hochzeit im Herrenhaus

Titel: Hochzeit im Herrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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Spaziergang wäre ein angenehmer Zeitvertreib. Übrigens bin ich froh, dass wir Nanny Berry besucht haben. Heute Morgen ist sie nämlich gestürzt und hat sich den Knöchel verstaucht. Es war Dunster, der mir erzählte, es sei Annis’ Idee gewesen, die Kutsche hinzuschicken. So eine umsichtige junge Dame …”, fügte sie hastig hinzu, während Seine Lordschaft in eisigem Schweigen verharrte. “Oh, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mich ihre Anwesenheit erleichtert! Wir haben einen sehr netten Abend miteinander verbracht. Noch nie sah ich unsere kleine Louise so lebhaft. Abgesehen von den ersten Minuten, nachdem ich sie mit Annis bekannt gemacht hatte, war sie kein bisschen schüchtern in ihrer Gesellschaft.”
    Nun hatte Deverel endlich Mitleid mit Sarah und ergriff das Wort. “Wenn diese Dame so ein Ausbund an Tugend ist – warum besaß sie die Kühnheit, ein Tablett mit dieser kargen Mahlzeit auf meinen Nachttisch zu stellen? Bedauerlicherweise schlief ich zu jenem Zeitpunkt, sonst hätte ich Einwände erhoben.”
    “Nein, das muss Eliza gewesen sein”, entgegnete sie, “Eliza Disher, Miss Milbanks Gesellschafterin und Zofe. Sie saß fast den ganzen Abend bei dir. Davor wurdest du von Annis betreut. Zufällig fand sie dich auf der Straße und brachte dich nach Hause …”
    “Ja, darüber hat Flitwick mich informiert”, unterbrach er sie, während seine Erinnerung das Bild eines attraktiven, von rötlich braunen Locken umrahmten Gesichts heraufbeschwor. Nicht schön im konventionellen Sinn, aber apart … “Ich kenne sie nicht. Stammt sie aus dieser Gegend?”
    “Nein, Deverel, sie lebt in den Shires, wo sie aufgewachsen ist. Und sie kam hierher, um dich aufzusuchen.”
    Erstaunt hob er die Brauen. “Oh, tatsächlich?”
    Der ärgerliche Unterton in seiner Stimme entging ihr nicht. Und wenn sie es auch billigte, dass er Fremden keinen Zutritt in sein Haus gewährte – in diesem Fall musste sie den unerwarteten Gast verteidigen. “Sicher ist Miss Milbank eine etwas – eh – eigenartige junge Dame. Aber lass dir versichern, Deverel – über jeden Verdacht erhaben! Dunster ließ ihr Gepäck sogar ins
Grüne Schlafzimmer
bringen. Unglaublich, nicht wahr? Und wie du immer wieder betonst – unser Butler weiß ganz genau, was er tut.”
    “Ah, ins Grüne Schlafzimmer … Ja, das hat was zu bedeuten”, musste er zugeben.
    “Warum sie dich sprechen will, kann ich nicht sagen. Wäre ich so indiskret gewesen, danach zu fragen, hätte sie meine Neugier sicher befriedigt. Eins steht jedenfalls fest – Lady Henrietta Pelham ist ihre Patentante. Also dürfte Miss Milbanks Anliegen mit Helen zusammenhängen.”
    Wenn sie vermutet hatte, diese Information würde ihn beschwichtigen, sah Sarah sich getäuscht, denn die Furche zwischen seinen dunklen Brauen vertiefte sich, ein unmissverständliches Zeichen seines Unmuts.
    Wer den Viscount kannte, würde jederzeit bezeugen, er sei ein gerechter, toleranter Mann, zumindest meistens. Was er allerdings niemals duldete, war die Einmischung Außenstehender in seine persönlichen Angelegenheiten.
    “Am besten teilst du der jungen Dame mit, ich werde sie morgen nach dem Frühstück in der Bibliothek empfangen.” Das Lächeln, das seine Lippen umspielte, wirkte keineswegs liebenswürdig, und es erstarb sofort wieder. “Warten wir ab, ob sie diese Begegnung erfreulich finden wird.”

3. KAPITEL
    W arum Annis sich so zufrieden fühlte, wusste sie nicht genau. Weil sie eine erholsame Nacht in einem sehr komfortablen Bett genossen hatte? Nur eins stand fest. Die Aussicht, zumindest
einen
zusätzlichen Tag im Greythorpe Manor zu verbringen, störte sie kein bisschen. Wahrscheinlich würde sie sogar noch länger hierbleiben, und sie freute sich auf weitere Stunden in der Gesellschaft der beiden liebenswerten jungen Damen, die sie unter normalen Umständen wohl kaum kennengelernt hätte.
    Da sie jedoch realistisch zu denken pflegte, sagte sie sich, die Anwesenheit des ungebetenen Hausgasts würde nicht alle Bewohner des Herrenhauses beglücken. Ebenso wenig vergaß sie den Grund ihrer Reise. Nach einem üppigen Frühstück im Bett – ein Luxus, den sie sich nur selten gönnte – beeilte sie sich, dem Ruf des Viscounts in die Bibliothek zu folgen.
    Anscheinend wollte Dunster die Rolle ihrer persönlichen Eskorte beibehalten, denn er geleitete sie beflissen die Treppe hinab, in einen schönen Raum mit hohen Bücherregalen an allen Wänden. Wie ein Wachtposten stand

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