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Hochzeit in Glenrae

Hochzeit in Glenrae

Titel: Hochzeit in Glenrae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Kemp
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kümmern, hatte eine Saite in ihr zum Klingen gebracht. Es war so lange her, dass jemand sich ihrer angenommen hatte.
    Sie lehnte sich zurück und ließ sich von der Müdigkeit übermannen. Nach einer Weile hörte sie ihren Retter sprechen, aber ihre Lider waren so schwer, dass es ihr nicht gelang, sie zu öffnen.
    “Es sieht so aus, als kämen Sie mit der Suppe zu spät, Annie. Sie schläft.”
    “Ja. Völlig erschöpft, das arme Mädchen”, bestätigte Annie. “Sie ist ja selbst noch fast ein Kind.”
    “Mag sein. Aber lassen Sie sich von dem Engelsgesicht nicht täuschen. Ich habe einen Blick in ihr Inneres geworfen. Sie hat das Herz einer Tigerin.”
    “Das braucht eine Frau auch, die es mit einem Mann wie Ihnen aufnehmen will, Master Duncan.”
    Sein dunkles Lachen ließ Jenna trotz ihres halbwachen Zustands erschauern.
    Sie spürte, dass sie hochgehoben und getragen wurde, und legte ihren Kopf, der sich seltsam schwer anfühlte, an eine Schulter, die dafür wie geschaffen zu sein schien. Dann spürte sie, dass sie auf etwas Weichem, Kuscheligem lag, während jemand sie behutsam auskleidete und ihr etwas Kühles überstreifte.
    Eine wohlige Teilnahmslosigkeit breitete sich in Jenna aus. Gab es da tatsächlich eine Hand, die ihre Stirn berührte und ihr das Haar sanft aus dem Gesicht strich, oder war das der Beginn eines wunderschönen Traumes?

2. KAPITEL
    Fremdartige Geräusche und heller Sonnenschein, der durch breite Fenster hereinfiel, weckten Jenna. Die Vorhänge waren zurückgezogen, und sie konnte die belaubten Äste eines großen Baumes erkennen, die die Scheiben berührten.
    Es dauerte einige Augenblicke, ehe ihr bewusst wurde, wo sie sich befand. Durch einen Autounfall war sie gezwungen worden, die Gastfreundschaft eines Fremden anzunehmen …
    Ihr Kopf schmerzte, und sie fühlte sich leicht benommen. Sie versuchte, den verletzten Arm zu heben, und verspürte einen dumpfen Schmerz im Handgelenk. Ein neuer Gedanke drängte sich in den Vordergrund. Suzie. Wo mochte ihre Schwester sein? Jenna hätte aufstehen und nach ihr sehen müssen, aber sie fühlte sich einfach noch zu schwach dazu.
    Nach ein paar Minuten – sie wollte sich gerade zwingen, das Bett trotzdem zu verlassen – ging die Tür auf, und ein weißhaariger Mann mit roten Wangen und einem borstigen gelblichen Schnurrbart kam herein. Er trat näher und nickte Jenna freundlich zu, die ihn verwundert ansah.
    “Hallo, meine Liebe”, begrüßte er sie. “Wie geht es Ihnen heute Morgen? Ich war schon gestern Abend hier, aber Sie schliefen tief und fest. Ich habe Sie mir kurz angesehen und hielt es dann für besser, eine gründliche Untersuchung bis zum Morgen aufzuschieben.”
    “Sind Sie Dr. McRae?”
    Er nickte. “Genau der bin ich.”
    Jenna atmete auf. “Wunderbar. Waren Sie schon bei meiner Schwester Suzie?”
    “Ja, war ich.”
    “Wie geht es ihr? Diese schreckliche Beule …”
    “Sieht schlimmer aus, als sie ist”, sagte der Arzt beruhigend. “Ein, zwei Tage Ruhe, und das Mädchen ist wieder topfit.” Er beugte sich über Jenna. “Und jetzt sind Sie an der Reihe.”
    Er untersuchte sie gründlich und sachverständig, dann nickte er zufrieden und richtete sich auf.
    “Nichts gebrochen”, verkündete er. “Das Handgelenk wird noch eine Weile schmerzen, aber es ist nichts weiter passiert, und Sie werden die Hand bald wieder normal gebrauchen können.”
    Sie lächelte. “Dann kann ich ja heute noch zu meiner Tante weiterreisen.”
    Dr. McRae runzelte die Stirn. “Sie haben einen Unfallschock hinter sich und sollten lieber ein, zwei Tage ruhen. Auch für Ihre Schwester wäre das besser.” Er klopfte Jenna aufmunternd auf die Schulter.
    “Meine Tante wird sich um uns sorgen, denn …”
    Der Arzt machte eine energische Handbewegung. “Ihre Tante wird bestimmt froh sein, wenn sie hört, dass Sie beide in guten Händen sind. Übrigens – wer ist denn Ihre Tante?”
    “Louise Anderson. Sie hat Suzie und mich schon gestern erwartet”, antwortete Jenna. “Sicherlich ist sie jetzt beunruhigt, weil wir nicht eingetroffen sind.”
    “Louise Anderson?” Dr. McRae sah sie auf merkwürdige Weise an. “Sie sind Louise Andersons Nichte?”
    “Richtig. Suzie und ich hatten … haben vor, ihr den Sommer über in der Reitschule zu helfen.”
    “Ich verstehe.” Nachdenklich strich Dr. McRae über die Falte, die sich zwischen seinen Brauen gebildet hatte. Dann rieb er sich die Hände, als könne er damit ein Problem abtun.

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