Hochzeit in Glenrae
hoffen, dass sie recht behielt.
“Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Warten wir’s ab.” Duncan betrachtete ihr Gesicht. “Haben Sie gut geschlafen?”
“Ja.”
Fast geistesabwesend strich er Jenna eine Locke aus der Stirn.
Bei der Berührung schoss ihr erneut das Blut in die Wangen, und wieder fragte sie sich, warum sie auf Duncan Fergusson so stark reagierte. Sie hatte doch mit Männern nichts mehr im Sinn, und er war nicht einmal ihr Typ.
Bisher hatten ihr eher hellhäutige blonde Männer gefallen … wie Martin. Sie zuckte innerlich zusammen. Seit einer Ewigkeit hatte sie sich nicht mehr gestattet, an ihn zu denken.
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Duncan zu, der sie gelassen beobachtete. Es störte sie, dass er so kühl und selbstsicher war und sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ.
Allerdings musste Jenna sich eingestehen, dass sie gestern Abend glücklich gewesen war, weil er am Unfallort so ruhig und umsichtig gehandelt hatte. Da müsste sie Duncan Fergusson doch eigentlich dankbar sein, statt ihn abzulehnen.
“Ich glaube, ich habe mich bei Ihnen noch gar nicht richtig für die Rettung gestern Abend bedankt”, sagte sie. “Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn Sie nicht gekommen wären.”
“Das weiß ich auch nicht”, pflichtete Duncan ihr prompt bei. “Aber ich werde Ihnen keinen Vortrag mehr darüber halten, wie leichtsinnig es war, die Strecke zu benutzen.”
“Gott sei Dank”, erwiderte Jenna gespielt unbekümmert. “Einmal genügt vollauf.”
“Es bleibt nur zu hoffen, dass Sie Ihre Lektion gelernt haben.” Zu ihrer Überraschung lächelte er und wirkte auf einmal jungenhaft und sehr attraktiv.
Jennas Pulsschlag beschleunigte sich wieder. Sie hegte plötzlich den Verdacht, dass Duncan Fergusson ausgesprochen charmant sein konnte, wenn er wollte, und dann auf Frauen eine gefährliche Wirkung hatte. Die Stimme der Vernunft warnte sie, sich vor diesem Mann in Acht zu nehmen.
Zum x-ten Mal fragte sie sich, was er gegen ihre Verwandten haben mochte. Zwischen ihm und Louise sowie Stuart hatte es offenbar böses Blut gegeben.
Jennas Neugier wuchs. Handelte es sich nur um eine Meinungsverschiedenheit, oder ging es möglicherweise um eine Erbfehde zwischen zwei Clans, wie sie auch heutzutage noch ausgetragen wurde?
“Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich meine Tante nachher anrufe?”, fragte Jenna höflich.
Duncan fiel ihr ins Wort. “Ich habe Ihre Tante bereits informiert, ihr erklärt, sie hätte Glück gehabt, dass Ihnen und Ihrer Schwester nichts Schlimmeres geschehen ist.”
Jenna unterdrückte einen Seufzer. “Das ist ungerecht”, widersprach sie. “Meine Tante kann schließlich nichts dafür, dass ein Felsbrocken auf der Straße lag.” Sie stützte sich auf den rechten Ellenbogen und fuhr anklagend fort: “Dafür kann sie nur ein selbstgerechter Besserwisser verantwortlich machen.”
Duncans Augen begannen zornig zu funkeln. “So. Ich bin also ein selbstgerechter Besserwisser. Haben sie Ihnen das über mich erzählt?”, fragte er schneidend und packte Jenna bei den Oberarmen.
“Falls Sie mit ’sie’ meine Tante und meinen Vetter meinen, die beiden haben mir überhaupt nichts erzählt.” Sie dachte nicht daran, sich einschüchtern zu lassen. “Ich habe keine Ahnung, was hier vorgeht. Und es ist mir – offen gestanden – auch gleichgültig”, entgegnete sie. Letzteres entsprach nicht gerade der Wahrheit.
Jenna versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, aber Duncan hielt sie fest und schüttelte sie leicht.
“Genau das ist typisch für Ihre Familie. Sie ist egoistisch und ohne Mitgefühl. Die anderen sind ihnen gleichgültig.” Er verstärkte den Druck an ihren Armen, bis Jenna schmerzgepeinigt rief: “Lassen Sie mich los! Und scheren Sie sich zum Teufel!”
Duncans Gesichtsausdruck veränderte sich. “Entschuldigung”, sagte er und gab ihre Arme frei. “Das hätte ich nicht tun dürfen.”
Unvermittelt stand er auf, trat ans Fenster und blickte hinaus.
“Ich halte es für besser, wenn Suzie und ich doch noch heute Morgen aufbrechen”, erklärte Jenna kühl. “Das Anwesen meiner Tante liegt schließlich nicht am anderen Ende der Welt. Wenn Sie zu beschäftigt sind, um uns hinzufahren, werde ich meinen Vetter Stuart anrufen und ihn bitten, uns abzuholen.” Sie sah, dass seine Haltung starr wurde. “Das wird er sicherlich gern tun.”
Duncan fuhr herum, erneut zornig. “Stuart Anderson wird sich hüten, hier
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