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Hochzeit in Glenrae

Hochzeit in Glenrae

Titel: Hochzeit in Glenrae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Kemp
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unsichtbaren Punkt zu überschreiten, nach dem es keine Umkehr mehr gab.
    “Ich möchte aber lieber zu meiner Tante nach Glenrae.” Jenna versuchte, sich ihre Panik nicht anmerken zu lassen, und setzte rasch hinzu: “Wenn es Ihnen nichts ausmacht.”
    “Es macht mir etwas aus.” In dem schwachen Licht sah sie, dass Duncan Fergussons Züge hart wurden. “Ich bestimme, wohin wir fahren, es sei denn, Sie wollen aussteigen und laufen.”
    Einen Moment war Jenna versucht, genau das zu tun, doch dann erkannte sie, dass ihr wegen Suzie nichts anderes übrig blieb, als im Wagen zu bleiben. Die Grobheit ihres Retters ärgerte Jenna zwar, aber sie war nun einmal auf ihn angewiesen.
    Unauffällig betrachtete sie ihn von der Seite. Er hatte eine kräftige, kühn geschwungene Nase, ein kantiges Kinn und einen vollen, breiten Mund, der Jenna einfühlsam und sanft erschienen war, als Duncan Fergusson ihr Handgelenk untersuchte, doch jetzt bildeten seine Lippen eine harte Linie.
    Er blickte geradeaus und sprach nicht mehr. Offenbar glaubte er, alles Notwendige gesagt zu haben. Jenna wäre es lieber gewesen, sie hätte sich mit ihm irgendwie auseinandersetzen können, um nicht kampflos klein beigeben zu müssen. Jetzt konnte sie nur hoffen, irgendwann Gelegenheit zu haben, ihm zu zeigen, dass sie sich sonst nicht so schnell geschlagen gab.
    Sie behielt ihre Rachegedanken für sich und ließ sich tiefer in den Sitz sinken. Wenig später nickte sie ein.
    Jenna erwachte, als der Wagen zum Stehen kam. Entsetzt wurde ihr bewusst, dass ihr Kopf an Duncan Fergussons Schulter lag. Hastig richtete sie sich auf.
    Duncan Fergusson schaltete den Motor und die Scheinwerfer aus. Als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, spähte Jenna aus dem Wagenfenster und konnte ein mächtiges Gebäude ausmachen. Sie hatte irgendwie eine Hütte oder ein Farmhaus erwartet und war auf einen so herrschaftlichen Bau nicht vorbereitet.
    Ihr Retter half ihr beim Aussteigen. “Soll ich Sie wieder tragen?”, erbot er sich ironisch.
    “Nein, danke.” Jenna gab sich würdevoll. “Ich komme allein zurecht.”
    “Gut.” Damit schien die Sache für Duncan Fergusson abgetan zu sein.
    Er wandte sich Suzie zu, die auf dem Rücksitz immer noch schlief, und berührte sie sanft. Das kleine Mädchen begann sich zu rühren und öffnete verschlafen die Augen. Jenna beobachtete, wie Duncan Fergusson zögerte, als widerstrebe es ihm, die zarte, kleine Gestalt aufzuheben. Doch dann nahm er sie auf die Arme, und Jenna fragte sich, ob sie sich das Zögern nicht nur eingebildet hatte.
    Er trug Suzie auf das Haus zu. Jenna folgte ihm halbherzig und hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. Der Aufenthalt in Schottland, von dem sie sich eine erfreuliche Abwechslung versprochen hatte, schien sich plötzlich zu einem fragwürdigen Abenteuer zu entwickeln.
    Duncan Fergusson führte Jenna in eine große warme Küche, in der eine mollige Frau an einem mächtigen schwarzen Herd stand.
    “Ah! Master Duncan! Wir haben uns schon gefragt, wann Sie zum Abendessen kommen …”, setzte sie an und verstummte, als sie Suzie auf den Armen ihres Arbeitgebers entdeckte. “Du meine Güte, wen haben wir denn hier?”
    “Zwei junge Damen, die auf der Gebirgsstraße einen Unfall hatten, Annie”, erklärte er und reichte ihr das Kind. “Ich gehe Dr. McRae anrufen. Lassen Sie Mary die Kleine ins Bett bringen, und sehen Sie zu, dass Sie für Miss Wilde eine Schale Suppe oder sonst etwas auftreiben.”
    Jenna hörte sich die Anweisungen in stillem Zorn an. Duncan Fergusson verfügte über ihre Schwester und sie wie über zwei Obdachlose, die er unterwegs aufgelesen hatte.
    “Ein Unfall, sagen Sie?” Die Frau namens Annie drückte Suzie an sich und betrachtete sie mitfühlend. “Ist das Kind schwer verletzt?”
    “Keine Angst, Annie.” Duncan Fergusson legte ihr erstaunlich sanft die Hand auf die Schulter. “Soweit ich feststellen konnte, ist nichts weiter passiert. Aber ich bestelle Dr. McRae trotzdem her, um ganz sicherzugehen.” Damit verließ er die Küche, ohne Jenna eines Blickes zu würdigen.
    Sie unterdrückte ihre Verärgerung und sah sich um.
    “Setzen Sie sich doch, meine Liebe”, forderte Annie Jenna auf. “Ich bringe die Kleine zu Mary, dann komme ich wieder und kümmere mich um Sie.”
    Die Frau verließ mit Suzie auf den Armen die Küche. Von einer seltsamen Mattigkeit überwältigt, sank Jenna auf einen Stuhl am warmen Herd. Annies Versprechen, sich um sie zu

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