Hochzeit in Hardingsholm
unterdrückte einen Seufzer. Wusste ich’s doch, dass sie damit wieder anfängt, dachte sie. Edda war aber noch nicht fertig.
»Versteh mich nicht falsch«, sagte sie vorsichtig. »Es ist natürlich eure Sache, wann ihr heiraten wollt. Ich habe nur das Gefühl, dass es dir nicht mehr wichtig ist. Wenn du also darüber reden willst …«
»Ich weiß nicht, was du meinst«, fiel Linn ihrer Mutter ins Wort, obwohl sie ganz genau verstand, was Edda ihr sagen wollte. Genervt hob sie beide Hände und ließ sie wieder auf den Tisch fallen. »Meine Güte, es geht im Moment alles drunter und drüber. Erik weiß nicht, wie er die Firma halten soll. Erwartest du wirklich, dass ich ihm da jetzt auch noch mit der Hochzeit komme?«
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte Edda schnell. »Ich hoffe nur, du nutzt diese Zeit, um dir klar zu werden, was du wirklich willst.«
»Was soll das, Mama?«
Sie hatte die Frage kaum ausgesprochen, da bereute Linn es bereits.
»Schließlich warst du einmal sehr in Lars verliebt«, kam ihre Mutter direkt auf den Punkt. »Und jetzt ist er wieder da.«
»Na und?«, erwiderte Linn heftig. »Ich werde Erik heiraten.« Auch diesmal wich sie dem Blick ihrer Mutter aus.
»Obwohl du Lars immer noch liebst?«, fragte Edda leise.
Linn zuckte erschrocken zusammen, kam aber nicht mehr zu einer Antwort. Erik stand plötzlich am Tisch, und Linn fragte sich, wie viel er von dem Gespräch zwischen ihr und ihrer Mutter mitbekommen hatte.
Er wirkte sehr aufgeregt.
»Wo ist Lars?«, stieß er hervor, und Linn bemerkte erleichtert, dass er vermutlich nichts gehört hatte.
Es war Edda, die antwortete: »Ich glaube, er ist auf seinem Zimmer.«
»Ist etwas passiert?«, wollte Linn wissen. Eriks offensichtliche Unruhe machte ihr Angst.
»Ich erkläre es euch später«, sagte Erik und eilte ins Haus.
Linn sah ihm nach, dann stand sie auf. Ihre Mutter griff nach ihrem Arm. »Lass es, Kind«, mahnte sie leise, aber Linn wollte nicht auf sie hören. Sie befreite sich aus dem Griff, folgte Erik ins Haus und bekam noch mit, wie er die Tür zum Gästezimmer öffnete. Sie sah das Bett, die offene Schranktür, den Rucksack auf dem Bett, in den Lars gerade seine Sachen stopfte, und spürte, wie eine eisige Hand nach ihrem Herzen griff.
Lars wollte weg, zweifellos wegen dem, was heute zwischen ihnen passiert war. Oder vielmehr, was nicht passiert war. Sie hatte ihm deutlich klargemacht, dass sie Erik heiraten würde, und Lars machte das, was er immer gemacht hatte: Er flüchtete vor einer Realität, mit der er nicht klarkam.
Lars lief zwischen dem Bett und dem Kleiderschrank hin und her, Erik stand in der Tür und wandte ihr den Rücken zu. Beide Männer bemerkten sie nicht.
»Was machst du?«, hörte sie Erik fragen. Verwundert, und doch mit einem ärgerlichen Unterton in der Stimme.
»Ich muss weg«, sagte Lars und stopfte eine Hose in den Rucksack. »Ich bin schon viel zu lange hier.«
»Das ist doch nicht dein Ernst! Unten wartet Hellen auf uns«, erwiderte Erik, »es gibt Neuigkeiten.«
»Gut für dich«, sagte Lars, »hoffe ich jedenfalls. Ich habe mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun.«
Linn glaubte, Eriks Fassungslosigkeit beinahe körperlich zu spüren. Oder war es ihr eigenes Gefühl, ihre eigene Empörung, ihre Unsicherheit? Dieser ganze Wust von Gefühlen, der sie quälte, seit Lars aufgetaucht war.
»Ich stecke hier bis zum Hals im Dreck.« Eriks Stimme wurde immer lauter. »Mit einer Firma, die nicht nur mir, sondern auch dir gehört, und du haust mal wieder ab.«
Lars hielt kurz inne. »Es ist besser so, Erik«, seine Stimme klang beschwichtigend. »Ich kann hier sowieso nichts machen.«
»Natürlich kannst du etwas machen!« Eriks Fassungslosigkeit schien jetzt in hilflose Wut umzuschlagen. Linn konnte ihn so gut verstehen.
»Verdammt, die Firma gehört zur Hälfte dir«, sprach Erik weiter. »Das ist nicht nur meine Sache.«
Auch Lars wurde jetzt lauter, er hörte aber nicht mehr auf zu packen, sondern beschleunigte seine Bemühungen sogar, als er antwortete: »Ich überschreibe dir gerne meine Hälfte. Ich will mit dem allen hier nichts mehr zu tun haben.«
»Soll ich vor die Knie fallen und betteln, dass du hierbleibst?«, brüllte Erik seinen Bruder an.
Lars wirkte jetzt plötzlich ganz ruhig. Er schlug seinen Rucksack zu und hängte ihn sich auf den Rücken. »Sei nicht albern«, sagte er zu Erik. »Ich passe einfach nicht hierher, das musst du endlich mal kapieren.«
Er wollte
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